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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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erstes bei Magarete und Friedrich abstellte. Paulas Mund blieb erstaunt offen. Akay und Harald wieselten flink um den Tisch herum, verteilten die Teller und füllten nebenbei die Gläser nach. Alles war perfekt organisiert und die Getränke wunderbar kühl. Die Lösung des Rätsels konnte sich nur in dem Anhänger verbergen, der ein paar Meter entfernt stand und aus dem seltsame surrende Geräusche zu hören waren.
    „Paula, mach den Mund zu, sonst verirrt sich eine Fliege darin.“ Steffen stupste sie leicht am Arm.
    „Ah ja.“ Sie schloss den Mund und entschied, den Abend einfach auf sich wirken zu lassen und sich nicht mehr zu wundern. Anscheinend war alles so wie es sein sollte, genau richtig und sie brauchte sich keine Gedanken zu machen.
     
    Nach dem Essen wirbelte die Tischordnung schnell durcheinander. Die Gäste unterhielten sich hier und dort oder wanderten ein paar Schritte die Lindenallee hinunter, um sich die Beine zu vertreten.
    Paula kam gerade mit ihren Eltern zu den Tischen zurück, als sie bemerkte, wie Steffen sich angeregt mit Karl unterhielt. Steffens Gesicht zeigte große Anspannung, beim näheren Hinsehen, echte Besorgnis.
    Steffen bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Paula näher kam und warf ihr einen schnellen Blick zu. Seine Miene war finster und gar nicht glücklich, wie das für einen solchen Anlass hätte sein müssen. Schlagartig fiel Paula wieder Karls Bemerkung über seinen Vater ein, die bei ihr ein Magengrummeln verursacht hatte. Über das Essen und die Gespräche hinweg hatte sie vergessen zu ergründen, was die Ursache für die Verstimmung war.
    Ihr war nicht wohl zumute und ihr Instinkt ließ die Warnglocken schrill anschlagen. War es um Friedrichs Gesundheit schlecht bestellt? Das hatte sie seit jeher befürchtet. Sollten sich ihre Ängste bewahrheiten?
    Paula wollte nun endlich wissen, was los war. Schlimmer noch als eine schlechte Nachricht, war die Ungewissheit. Ihre Kehle schnürte sich zu, als sie auf Karl zuging. Sie kam nicht weit.
    „Komm Paula, ich will dir etwas zeigen!“ Kira zog sie an der Hand davon.
    „Nicht jetzt Kira“, versuchte Paula sich des Überfalls durch das Mädchen zu erwehren. Kira zog Paula unbeirrt und hartnäckig weiter. „Doch, es ist wichtig, ich muss es dir zeigen.“
    „Na gut.“ Sie konnte Kira einfach nichts abschlagen.
    Kira zog sie zu dem Baum, den sie von Magaretes Erzählungen so gut kannte. Sie gingen um ihn herum.
    „Das Herz kenne ich schon“, meinte Paula beiläufig.
    Kira wirkte kein bisschen enttäuscht. Ihr kleiner Finger zeigte auf das Herz mit dem F + M. Die eingeritzten Buchstaben waren eins mit dem Baum geworden, so lange wuchsen sie schon gemeinsam bei Wind und Wetter. Allerdings war etwas Neues dazugekommen. Frisch eingeritzte Buchstaben hoben sich leuchtend von dem dunklen Holz ab.
    „Auf ewig“, las Paula laut vor.
    „Ist das nicht toll? Wenn ich groß bin, will ich mich auch so verlieben! Und dann muss mein Mann unsere Buchstaben in einen Baum ritzen.“ Kira sprang begeistert um den Baum herum.
    Paula schmunzelte. Würde ein Mann heute so etwas noch tun? Oder in zehn oder zwanzig Jahren, wenn Kira ihren Traummann treffen sollte? Wahrscheinlich gab es dann irgendetwas Digitales. Total unromantisch. Unbemerkt schüttelte sie den Kopf.
    „Man könnte fast meinen, du sprächest mit dem Baum.“ Steffen stand hinter dem dicken Stamm und lugte verschmitzt lächelnd hervor.
    „Und er antwortet mir auch“, behauptete Paula dreist.
    „Aha.“ Steffen kam hinter dem Baum hervor und nahm ihre Hände. „Du kannst mit mir sprechen, ich antworte dir ebenfalls.“
    „Ja, ich habe da eine Frage.“ Paula wurde ernst. „Als ich vorhin mit Karl sprach, machte er eine Andeutung über seinen Vater. Leider ergab sich kein weiteres Gespräch mit ihm. Und eben hast du dich mit ihm so ernst unterhalten. Was ist los?“
    Steffen erwiderte ihren Blick undurchdringlich. Paula merkte sofort, dass er sich seine Antwort gründlich überlegte.
    „Okay, bevor ich dir erzähle was ich weiß, musst du mir ein Versprechen geben.“
    „Nein, so nicht. Das ist Erpressung.“ Paula hob abwehrend die Schultern.
    „Doch Paula, du musst mir ein Versprechen geben, ansonsten erzähle ich es dir nicht.“ Er blieb hartnäckig und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein ernstes, nach Arzt aussehendes Gesicht und die steife Haltung, trieben Paula innerlich zur Weißglut. Sie zwang sich ruhig durchzuatmen, denn so kam sie bei ihm nicht

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