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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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vor.
    Begeistert stieg das Mädchen einige Stufen hoch. „Oh ja, das wäre toll."
    „Kira? Kira wo bist du?" Eine tiefe Männerstimme rief sie eine Etage tiefer. „Ich bin fertig, wir können los."
    „Ich komme Papa", antwortete Kira und hüpfte die Treppe hinunter. Auf der letzten Stufe blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu Paula um. „Das nächste Mal klingle ich gleich bei dir, ja? Dann spielen wir." Auf Kiras Gesicht zeigte sich Freude, obwohl sie Paula gar nicht kannte.
    Paula nickte. „Das machen wir." Sie winkte dem Mädchen zu, das wie ein Wirbelwind die Treppe hinabstürmte. Ihr aufgeregtes Kindergeplapper wurde ab und an durch die tiefe Männerstimme unterbrochen. Die Stimmen wurden leiser und verschwanden.
    Langsam schloss Paula die Tür. Wie vom Blitz getroffen fiel ihr ein, woher sie das Mädchen kannte. Sie hatte das Gesicht auf einem Foto gesehen und das hatte auf dem Schreibtisch des unfreundlichen Arztes gestanden, bei dem sie am Montag gewesen war.
    „Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass der hier Hausbesuche macht. Gut, dass ich ihm nicht über den Weg gelaufen bin, dem hätte ich noch etwas erzählt.“
    Dabei fiel ihr ein, dass sie am Montag ihre letzte Zigarette geraucht hatte. Komisch, bemerkte sie, habe ich gar nicht vermisst, aber jetzt könnte ich mir eine anzünden. Der soll bloß nicht denken, dass ich wegen ihm aufgehört habe. Sie ging in die Küche und zündete sich eine Zigarette an. Den Rauch ließ sie durch das weit geöffnete Fenster davonschweben, während die Vögel mit ihren Liedern den Frühling in ihre Wohnung trugen. Zufrieden rauchte sie die Zigarette zu Ende. Das Fenster ließ sie auf, während sie ins Schlafzimmer ging, die Kisten öffnete und ihren Kleiderschrank mit Leben füllte.
     
    Die Zeit verging wie im Flug. Ein Karton nach dem anderen wurde geleert, der Karton flach zusammengefaltet und hinter der Tür verstaut. Langsam ließ die Kondition von Paula nach. Sie fühlte sich bei Weitem noch nicht auf voller Höhe.
    Das Klingeln an der Tür ließ sie erleichtert ihre Arbeit unterbrechen. Mit freudiger Erwartung öffnete sie die Tür und wurde nicht enttäuscht.
    „Hallo Magarete, das ist schön, dass du bei mir vorbeischaust."
    Die alte Dame trug ausnahmsweise keinen Teller mit Suppe, stattdessen einen Teller mit zwei großen, verlockend aussehenden Kuchenstücken.
    „Das hatte ich dir ja versprochen." Sie musterte Paula. „Du siehst heute schon viel besser aus. Außerdem warst du fleißig, wie mir scheint. Zeit für eine Pause." Magarete steuerte auf das Schlafzimmer zu, aber Paula lotste sie in das Wohnzimmer um.
    „Ich muss nicht mehr im Bett liegen, wir können ins Wohnzimmer gehen. Das ist auch bequemer, als die harten Stühle."
    Dankbar ließ sich Magarete in den weichen Sessel fallen. „Das ist viel angenehmer." Den Teller stellte sie auf den Tisch. „Hast du Kaffee da? Dann können wir eine Tasse Kaffee zum Kuchen trinken."
    „Ja warte, ich stelle ihn eben nur an." Paula verschwand in der Küche.
    Magarete nutzte die Zeit und ließ ihren Blick im Wohnzimmer schweifen. Der Raum war behaglich mit warmen Farben eingerichtet, die Möbel modern und in hellen Tönen. Das Ecksofa und der Sessel luden förmlich zum Verweilen ein. Vielleicht fehlte etwas Grünes.
    Paula verließ die Küche und setzte sich gegenüber auf das Sofa. Unumwunden begann sie mit dem Thema, das sie seit dem Vormittag beschäftigte.
    „Ich habe vorhin ein Mädchen namens Kira kennengelernt. Sie vertrieb sich ihre Zeit mit einem Flummi, während ihr Papa bei dir war. Er ist Arzt." Besorgte Falten bildeten sich auf Paulas Stirn.
    Beschwichtigend hob Magarete die Hand. „Er kommt bei mir alle paar Wochen vorbei und sieht nach, ob alles in Ordnung ist. Kein Grund sich Sorgen zu machen."
    Erleichtert atmete Paula laut aus. „Ich dachte schon es wäre etwas."
    Magarete schüttelte nur mit den Kopf. Aus der Küche war das gurgelnde Geräusch der Kaffeemaschine zu hören. Magarete wechselte das Thema. „Solange die Kaffeemaschine noch läuft, kann ich dich ja wirklich in die Gepflogenheiten dieses Hauses einweisen. Ich musste vorhin nämlich eine schwer angeschlagene Frau Lindner wiederaufrichten."
    Paula lief rot an, ihre Notlüge gegenüber der Hausmeistergattin war schnell aufgeflogen. Sie fing an zu stammeln, was Magarete sofort unterband.
    „Nicht doch, ich hätte es an deiner Stelle nicht anders gemacht. Frau Lindner ist in manchen Dingen richtig anstrengend."

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