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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Gespräch belauscht.
    Schuldbewusst zuckte Paula mit den Schultern. „Die ist mir zu anstrengend. Wie kommt ihr denn mit dem Kleiderschrank voran?", lenkte sie ab.
    Luise durchschaute ihre Tochter, ließ das Ablenkungsmanöver dennoch durchgehen. „So gut wie fertig. Wir wollen uns dann auch auf den Weg machen, wir müssen noch Einkaufen. Hast du noch alles?"
    „Ja, ihr habt für mich für mindestens eine Woche eingekauft."
    Walter kam aus dem Schlafzimmer. „Und schon fertig." Er küsste seine Tochter auf die Stirn. Das tat er schon, seitdem sie ein kleines Kind gewesen war. Ein vertrautes Gefühl, das Geborgenheit für sie bedeutete.
    „Danke Papa."
    „Gerne, mein Engel. Luise? Haben wir alles? Ich möchte nachher noch die Gartenpumpe in Gang bringen."
    „Kann losgehen.“
    Paula verabschiedete sich von ihren Eltern. Als sie die Tür schloss, sah sie sich zufrieden in der Wohnung um. Der Kleiderschrank stand, ihre Eltern hatten ihn in Rekordzeit aufgebaut. Jetzt war es an ihr, die Kleidung aus den Kisten einzusortieren.
    Ihr knurrender Magen hielt sie davon ab, gleich damit zu beginnen. Stattdessen ging sie in die Küche und sah sich um, was sie sich zu essen machen konnte. Sie fand eine Tüte mit Nudeln und aus einer Kiste wühlte sie einen Topf hervor. Sie füllte Wasser hinein, stellte ihn auf den Herd und schaltete die Platte an. Dank Papas Freund Gerd, der ihn angeschlossen hatte. Nach zwei durchwühlten Kisten fand sie Salz, das sie ins Wasser tat und sah den Nudeln zu, wie sie im sprudelnden Wasser kochten. Als die Nudeln fertig waren, setzte sie sich an ihren kleinen Küchentisch und aß, während sie gedankenverloren durch das Fenster blickte und schemenhaft den grün werdenden Hinterhof wahrnahm. In der großen Birke, an der sich die ersten zarten Knospen zeigten, hüpften kleine Vögel aufgeregt hin und her.
    Paulas Kopf wurde völlig leer, keine festzuhaltenden Gedanken huschten hindurch, als sie nach draußen in die Ferne starrte. Ihr Körper entspannte sich und sie vergaß die Nudeln zu essen, die auf dem Teller kalt wurden.
    „Klong, klong", ein dumpfes leises Geräusch drang zu ihr hindurch. Es dauerte eine Weile, bis ihr Gehirn die Frage stellte, was das denn für ein Geräusch sei.
    Paula legte die Gabel beiseite, auf der sich immer noch eine Nudel befand und erhob sich. Horchend folgte sie dem Geräusch und blieb vor der geschlossenen Wohnungstür stehen. Es kam aus dem Treppenhaus. Neugierig öffnete sie die Tür, um der Ursache auf den Grund zu gehen.
    „Klong, klong." Sie blickte nach rechts. „Klong, klong."
    Auf der Treppe saß ein Mädchen, das einen Flummi auf den Boden warf, der von dort nach oben sprang, gegen die Wand schlug und im hohen Bogen zu ihr zurückflog. Geschickt fing das Mädchen den Flummi wieder auf. Sie wiederholte die Prozedur mit stoischer Gelassenheit, wie ein Roboter.
    „Hallo?" Paula versuchte die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu lenken. Erschrocken drehte dieses sich um.
    „Oh, hallo", antwortete sie zögerlich. Auf ihrem kleinen Gesicht war abzulesen, dass sie überlegte, ob sie mit der fremden Frau reden durfte. Paula kam ihr zuvor.
    „Was machst du denn hier im Treppenhaus? Hat man dich vergessen?"
    Die Kleine stand auf und steckte den Flummi in die Hosentasche ihrer Jeans. Die langen Haare trug sie zu einem Pferdezopf. Aus der Entfernung konnte Paula die blauen neugierigen Augen funkeln sehen. Sie schätzte das Mädchen auf sieben oder acht Jahre und irgendwie kam es ihr bekannt vor. Sie überlegte, während sie die Antwort der Kleinen abwartete.
    „Papa ist bei Frau Wagner und da darf ich nicht mit rein. Arzt-Patienten-Geheimnis. Das sagt Papa immer, dabei hat Frau Wagner nichts dagegen, wenn ich dabei bin. Väter!" Die Kleine setzte dabei eine altkluge Miene auf und blies sich beim Ausatmen eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
    „Ach, dein Papa ist Arzt? Ist Frau Wagner krank?" Paula machte sich Sorgen um Magarete. Nicht, dass seit gestern etwas mit ihr passiert war.
    „Nee, die ist nur soooooo alt", übertrieb das Mädchen. „Da guckt Papa auf Hausbesuch vorbei und passt auf, dass alles in Ordnung ist. Und mir ist so langweilig dabei, wenn ich nicht zugucken darf. Das ist voll doof." Das Kind zog einen herrlichen Schmollmund, über den Paula Lächeln musste.
    „Wenn du willst, kannst du bei mir warten. Wir können malen oder vielleicht finde ich in meinen Kisten ein Puzzle", schlug Paula

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