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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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fahren.“
    Luise fuhr herum und atmete erleichtert aus.
    „Guten Morgen Herr Lindner.“ Günther stand ihr gegenüber, sein Gesicht zeigte immer noch tiefe Betroffenheit, von seiner Frau war nichts zu sehen. „Wie geht es Ihrer Frau?“
    „Besser, danke. Ich habe sie zu meinem Sohn und seiner Familie gefahren. Sie braucht etwas Abstand, sagt sie.“
    „Das kann ich gut verstehen. Also wenn Sie Zeit hätten und mich fahren würden, wäre das sehr nett.“
    „Kein Problem. Mache ich gerne.“ Er zog die Tür zu. „Wie geht es Paula?“
    Luise schüttelte den Kopf. „Nicht gut. Sie trägt eine große Wut auf die Welt in sich. Solange diese Wut nicht verraucht, wird sie nicht mit der Trauer beginnen können.“
    „Ist Steffen bei ihr?“
    „Nein, er muss heute arbeiten und brauchte vorher eine Mütze voll Schlaf. Er kommt nachher vorbei.“ Luise zögerte. „Ich weiß nur nicht, ob sie überhaupt jemanden sehen will. Sie ist so ….“, Luise suchte nach Worten.
    Günther nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Ich glaube ich weiß, was Sie meinen. Sie wird Zeit brauchen. Und unsere Geduld. Aber jetzt bringe ich Sie erst mal nach Hause.“
     
    Steffen war sehr aufgebracht, als er sich abends bei Luise meldete. „Zu Paula ist überhaupt kein Durchkommen. Sie weist mich rundweg ab.“
    Luises Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase. „Ich dachte, du hättest mehr Glück als ich. Das tut mir sehr leid. Ich glaube, sie weiß im Moment nicht, was sie tut oder sagt. Ich weiß mir auch keinen Rat. Wahrscheinlich müssen wir die Zeit für uns arbeiten lassen.“
    „Da bin ich aber nicht sehr geduldig“, meinte Steffen verunsichert.
    „Möchtest du vorbeikommen und wir reden?“
    „Es ist schon spät und ich muss morgen wieder früh raus. Danke für dein Angebot. Ich bin im Moment auch kein toller Gesprächspartner. Aber wir bleiben in Kontakt, ja?“
    „Natürlich. Du kannst uns jederzeit erreichen.“
    „Danke.“
    Niedergeschlagen blickte er aus dem Fenster. Er rief sich das Gespräch mit Paula vor gut einer Stunde ins Gedächtnis. Es war katastrophal verlaufen. Schon als er die Wohnung betrat, spürte er ihre angespannte, ablehnende Haltung. Sie saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, die Haare wirr, ihr Blick nicht weniger durcheinander.
    „Paula, wie geht es dir?“ Er versuchte ihr einen Kuss zu geben, aber sie drehte den Kopf zur Seite.
    „Was willst du?“, giftete sie ihn an.
    Von ihrer abweisenden Reaktion vorerst nicht entmutigt, setzte er sich zu ihr, aber sie rückte von ihm ab.
    „Ich will mit dir reden, Paula.“
    „Worüber? Es gibt nichts zu reden. Magarete ist tot. Aus und vorbei. Ende.“ Sie spie die Worte förmlich aus.
    „Paula, so ist das Leben nun mal. Der Tod gehört dazu.“ Noch bevor er die Worte zu Ende ausgesprochen hatte, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Paula sprang auf und lief wütend im Wohnzimmer auf und ab. „Das ist mal wieder typisch Steffen.“ Böse funkelte sie ihn an. „Mr. Perfect weiß alles besser. Ist mir egal, was du für schlaue Sachen sagst. Das ändert nichts daran, wie beschissen das Leben ist.“ Wütend blieb sie vor ihm stehen.
    Steffen erschrak vor ihrem Gefühlsausbruch. Er erkannte sie nicht wieder. Bedrückt richtete er den Blick auf den Boden. „Wie soll es denn jetzt weiter gehen?“
    Paula stand vor ihm und starrte zu ihm hinab. „Weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts. Ich will meine Ruhe haben. Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?“
    Er hob den Kopf, seine blauen Augen schimmerten verdächtig. Paula wandte sich ab, sie wollte es nicht sehen. Sie wollte sich nicht um ihn kümmern, um seine Gefühle. Sie war zu sehr eingenommen von ihren eigenen, die wie eine aufgebrachte Herde Wildpferde durch sie hindurchgaloppierte und alle gutgemeinten Hilfsangebote niedertrampelte.
    „Besser du gehst jetzt.“
    „Paula!“
    „Nein“, abwehrend hob sie die Hand. „Glaub mir, es ist besser so. Du kannst nichts für mich tun. Geh, bitte.“
    Ihre Miene blieb versteinert, als er sich erhob und das Wohnzimmer verließ. Langsam folgte sie ihm in den Flur. Er machte keine Anstalten sie zum Abschied zu küssen.
    „Paula, ich habe nur einen Wunsch: stoß mich nicht einfach zur Seite!“ Tiefe Verzweiflung lag in seiner Stimme. „Ich bin ein Teil deines Lebens, ich gehöre zu dir.“ Seine leise Stimme beschwor sie flehentlich.
    „Ich … ich … kann nicht anders“, stammelte sie. „Ich muss selber erst mal klar werden. Solange ich das

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