Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
Vom Netzwerk:
ihre Körper berührten sich. Die Hände waren nicht zu sehen, sie waren hinter dem Rücken versteckt.
    „Das ist das einzige Bild, das ich von Friedrich und mir habe." Paula meinte bei Magarete eine aufsteigende Röte im Gesicht auszumachen.
    „Magarete, du wirst ja rot! Warum wirst du rot?"
    Magarete antwortete nicht, sondern schüttelte lächelnd den Kopf. Paula ergriff ihre Hand und drückte sie fest. Der verbundene Moment währte einen langen Herzschlag, bis Magarete ihre Hand losließ.
    „So Paula, jetzt werfe ich dich aber raus. Du solltest deine Zeit nicht bei einer alten Frau verbringen. Du bist jung, genieße dein Leben. Raus mit dir." Scherzhaft begann sie Paula mit wedelnden Armen aus der Wohnung zu treiben.
    „He, ich gehe ja schon. Wann darf ich denn bei der alten Frau wieder vorbeischauen?", fragte sie frech.
    „Morgen, selbe Zeit?"
    „Gerne. Kuchen?"
    „Ich backe morgen einen. So, und nun raus hier." Sie schob Paula durch die geöffnete Wohnungstür. „Bis morgen."
    „Ja, bis morgen."
     
    Paula stieg aus der Dusche, als sie ihr Handy im Wohnzimmer klingeln hörte. Nur mit einem Handtuch bekleidet lief sie auf das Geräusch zu und nahm das Handy vom Couchtisch. Wasser hing ihr noch in den Augen und sie erkannte die Rufnummer auf dem Display nur verschwommen.
    „Hallo?"
    „Ich will mein Auto zurück!“, bellte eine erboste Stimme.
    Paula fuhr der Schreck eiskalt in die Glieder. „Was?"
    „Du hast richtig gehört. Ich will mein Auto zurück." Die tiefe Männerstimme, die sie so gut kannte, klang deutlich verärgert.
    Als Reaktion darauf, ließ sie das Handy wie eine heiße Kartoffel fallen.
    „Paula? Verdammt Paula, geh wieder ans Telefon!", schrie die Stimme ärgerlich vor ihren Füßen liegend.
    Paulas Hand, die das Handtuch vor ihrer Brust zusammenhielt, verkrampfte sich. Sie fühlte, wie ihr Herz hart und schnell hämmerte.
    „Paula, geh ans Telefon", brüllte der Mann erneut. Es tat ihr in den Ohren weh, das Blut rauschte laut, der Kopf begann zu dröhnen. Gehetzt ging sie in die Hocke, nahm das Handy und drückte lange auf den Powerschalter, bis das Gerät komplett aus war. Am Boden hockend, begann sie zu zittern, ihre Lippen gehorchten ihr nicht mehr.
    Wütend richtete sie sich im nächsten Moment auf. „Was traut der sich mich anzurufen!", zischte sie durch die zusammengepressten Zähne. Sie war so aufgeregt, sie wusste nicht wohin mit der aufgestauten Wut.
    Kurz entschlossen stapfte sie ins Bad zurück, trocknete sich ab und föhnte die Haare. Im Schlafzimmer wählte sie wahllos ein paar Sachen aus, die sie anzog, ergriff im Flur von der Kommode Geld und Zigaretten und verließ die Wohnung.
    Unglaublich, dachte sie erzürnt, jetzt vertreibt er mich aus meiner eigenen Wohnung. Das Gespenst ist zurück. Unschlüssig stand sie an der Straße und schlug einen Weg nach links ein. Es war mittlerweile dunkel, in vielen Wohnungen waren die Lichter eingeschaltet und beleuchteten die Fenster.
    An der nächsten Kreuzung entdeckte sie ein Lokal. Der Eingang war durch warmes Licht hell erleuchtet und lud zum Verweilen ein. Durch die großen Fenster warf sie einen prüfenden Blick hinein. Das Lokal war gut besucht, an den Tischen saßen Gäste, die sich unterhielten, lachten, gemeinsam aßen und anstießen. Ihr fremde und unbekannte Menschen saßen dort. Niemand, der sie kannte und ihr wehtun würde. Das war genau das, was sie jetzt brauchte: Anonymität.
    Sie stieg die paar Stufen zum Lokal hinauf und öffnete die Tür. Der Geräuschpegel eines gut gefüllten Lokals schlug ihr entgegen. Es wurde durcheinander geredet, das Geschirr klirrte und klapperte. Hinter der Theke stand ein großer, bärtiger Mann und zapfte Bier. Er sah von seiner Arbeit auf und begrüßte sie freundlich.
    „Schönen guten Abend." Seine Stimme hatte passend zu seinem Aussehen einen dunklen, wohlklingenden Ton.
    „Guten Abend", erwiderte sie freundlich. Es war ein beruhigendes Zeichen, so freundlich empfangen zu werden. Fast wie eine Einladung hier zur Ruhe zu kommen.
    Paula blickte sich um. Durch die Reihen der Tische lief flink eine junge Frau, die Essen auftrug. Zögerlich bewegte sich Paula ein Stück weiter, bis sie einen weiteren Raum entdeckte, der durch Glasscheiben abgetrennt war. An der Tür prangte ein großes Symbol und wies den Raum als Raucherbereich aus.
    Prima, dachte sie, der Abend ist gerettet. Zielsicher steuerte sie auf die Glastür zu. Als sie diese öffnete, schlug ihr mit Rauch geschwängerte

Weitere Kostenlose Bücher