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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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wusste gar nicht, dass Braunschweig so klein ist." Paula seufzte.
    Die Kellnerin trat näher, neugierig folgte sie dem Blick von Paula. „Ach, du meinst Steffen. Der ist häufiger hier."
    „Den kennt hier wohl jeder, oder?" Paula ging es auf die Nerven, dass jeder, wenn es um diesen unverschämten Arzt ging, Bewunderung in die Stimme legte. Das war doch auch nur ein Mann, oder? Und kein Gott!
    „Klar, das halbe Viertel geht zu ihm. Vor ein paar Jahren hat sein Vater noch praktiziert. Ich sage dir, der war eher ein Tierarzt, so erzählt man es sich jedenfalls. Steffen soll richtig gut sein. Vielleicht sollte ich auch mal krank werden und ihn antesten." Die Kellnerin lächelte Paula verschmitzt an und blinzelte mit dem Auge.
    „Möchtest du noch ein Bier?" Paulas Glas war fast leer. Sie nickte. „Ich nehme auch eine Portion Pommes rot-weiß. Ich habe nämlich vor, ein bisschen zu trinken. Grundlage kann da nicht schaden."
    „Oha, hört sich an, als gilt es ein Problem zu ertränken."
    „Stimmt. Ich bin Paula. Falls ich mich nachher daneben benehme, darfst du mich gerne tadeln." Sie brachte ein schiefes Grinsen zu Stande.
    „Geht klar. Ich heiße übrigens Akay." Sie schüttelte Paula die Hand. „Dann kommt gleich deine Bestellung." Und weg war sie. Wie ein Kolibri flog sie von einem Tisch zum anderen, brachte aus der Küche das Essen, räumte leere Teller ab und versorgte die Gäste mit Getränken.
    Paula beobachtete Akay noch eine Weile wie gebannt. Ab und zu kam sie herein und brachte ihr ein neues Bier, zwischendurch die Pommes und war ebenso schnell wieder verschwunden.
    Das Lokal war sehr voll, erst gegen 22:00 Uhr leerte es sich zusehends. Der Arzt und seine Begleitung standen auf. Paula versuchte möglichst unauffällig die Beiden zu beobachten, wie sie am Tresen bezahlen gingen. Der Arzt zahlte mit Karte und half anschließend seiner Begleiterin in den Mantel. Die Frau schien dabei fast vor Glück im Boden zu versinken.
    Zu Paulas Überraschung verabschiedete er sich aber von der Frau mit einem Küsschen rechts und links auf die Wange. Die Frau verließ das Lokal, während der Arzt ihr Aug-in-Aug gegenüber an dem Nichtrauchertresen Platz nahm und sich ein Bier bestellte. Er sprach mit dem Wirt ein paar Worte. Er wirkte entspannt und zufrieden, ab und zu lachte er. Das wirkte sympathisch.
    Du spinnst, meckerte sie mit sich selbst. Das ist ein Stinkstiefel. Aber je länger sie ihn beobachtete, desto mehr kamen ihr Zweifel. Und wirklich jeder hatte immer nur gute Worte über ihn, da muss doch etwas faul sein.
    Akay brachte ihr mittlerweile das Bier unaufgefordert. Sobald sie erkannte, dass das Bier in ihrem Glas zur Neige ging, brachte sie ein neues.
    Diesmal blieb Akay bei Paula stehen. Beide Frauen beobachteten Steffen, der sich mit einem älteren Mann am Tresen unterhielt.
    „Der Steffen ist schon ein Schmuckstückchen. Zum Anbeißen, findest du nicht auch?", versuchte Akay Paula aus der Reserve zu locken. Die zuckte nur mit den Schultern, die Biere zeigten ihre Wirkung, die Zunge gehorchte ihr nicht mehr ganz. Noch ließ sich ein Lallen unterdrücken.
    „Hinter dem sind doch bestimmt viele Frauen hinterher. An jedem Finger eine oder zwei. Die von vorhin zum Beispiel. Reihenweise liegen sie zu seinen Füßen."
    „Die war nicht sein Typ."
    „Woher weißt du das?"
    „Ich habe ihn hier schon mit einigen Frauen gesehen, vor allem nach seiner Scheidung. Er ist nur zwei Mal mit einer Frau häufiger hier gewesen, aber auch die ist irgendwann verschwunden. Ich glaube, jetzt hat er es aufgegeben."
    „Die Frau von heute spricht aber dagegen", konterte Paula.
    Akay sah ihr neugierig in die Augen. „Du scheinst reges Interesse an Steffen zu haben."
    „Ich? So ein Quatsch. Ich kann den Typ nicht ausstehen." Paula verzog das Gesicht und blickte zur Bestätigung zu Steffen hinüber. Zu ihrer Überraschung saß er nicht mehr an seinem Platz, sondern kam direkt auf sie zu. Er öffnete die Tür und das erste was er tat, als er eintrat, war das Gesicht zu verziehen und mit der Hand vor der Nase herumzuwedeln. „Puh, was für eine Luft hier drinnen!"
    „Da siehst du, das mag ich nicht."
    Akay schüttelte den Kopf und verließ lachend den Raucherraum.
    „Was mögen Sie nicht?" Er sprach sie doch tatsächlich an.
    „Ach, nichts." Paula wurde nervös und zog eine Zigarette aus der Schachtel.
    „Sagen Sie mal, wir kennen uns doch? Sie waren am Montag in meiner Praxis?" Es hörte sich wie eine Frage an, war aber

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