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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Haare. Auch das wäre zu einfach. Deshalb trägt … trägt der, den du erraten sollst, eine Mütze.«
    Na klasse. Jetzt scheiden auch die Haare als Erkennungsmerkmal aus. Und woher haben sie überhaupt die Mütze? Wenn sie jemand mitgebracht hat, wussten sie vorher, dass sie das Spiel machen würden.
    »Außerdem haben wir beschlossen, dass wir es wie in dem Film handhaben.« Jemand neben mir zieht scharf die Luft ein. Das muss Simon sein. »Du ertastest einen unbekleideten Oberkörper. Nur den Oberkörper und das Gesicht.«
    Oh verdammt, wie konnte ich nur so naiv sein? Nackter Oberkörper, Mütze – sie hatten dieselben Gedanken wie ich! Jetzt muss ich meinen Gegenüber berühren und ertasten, länger als nur ein paar Sekunden, es geht nicht anders.
    »An der Gürtellinie ist Schicht im Schacht, okay? – Hm«, macht Maggie vage, als ich nichts erwidere.
    Was soll ich jetzt machen, aussteigen und kneifen? Oder die Sache durchziehen? Was ist, wenn ich Falk erwische? Wäre das gut oder schlecht? Erinnert er sich vielleicht an meine Berührungen, wenn er meine Finger erneut auf seiner Haut spürt? Mein Bauch erbebt sacht, als ich darüber nachdenke. Das »Nein, ich steige aus« liegt mir auf der Zunge, doch ich bringe es nicht über mich, es auszusprechen.
    »Dann können wir ja anfangen. Ihr werdet euch gegenübersitzen und einer von uns führt deine Hand an sein Gesicht.«
    »Nein, bitte erst an die Schulter oder den Hals.« Nicht zuerst das Gesicht, das ist zu privat. Ein nackter Oberkörper kommt mir weniger privat vor und ich mir dabei nicht so zudringlich. Eigentlich ist das nicht meine Aufgabe, es läuft sonst immer umgekehrt ab, andere ertasten mich, und ehe sie ihr Ziel erreichen, ist es auch schon vorbei. Deshalb sind es ja nur fünf Männer gewesen und nicht fünfundneunzig, wie Maggie zu wissen glaubt. Auch bei mir ist bei der Gürtellinie Schluss. Nach Nummer fünf wusste ich außerdem, dass nicht mehr viel Neues da draußen auf mich wartet.
    »In Ordnung«, willigt Maggie ein. Ich kann ihre Stimme kaum mehr orten. »Dann an den Hals.«
    Wieder greift eine Hand nach meinem Unterarm und führt mich ein paar Schritte nach vorne, wahrscheinlich in die Mitte des Raums, wo ich von allen Seiten gut zu beobachten bin. Denn das werden sie tun, jede Regung von mir beobachten und vor allem die Reaktionen jenes Mannes, den ich ertasten und erkennen soll.
    Das hier hat mit »Hänschen, piep einmal« nichts mehr zu tun. Es ist ein vollkommen anderes Spiel. Es reizt weder mich zum Lachen noch die anderen. Ich verspüre einen heiligen Ernst um mich herum, als mir mit einem kleinen Schubs in den Rücken bedeutet wird, mich hinzusetzen.
    Langsam lasse ich mich in den Schneidersitz nieder. Befindet er sich schon vor mir? Ich kann keine Bewegung wahrnehmen und auch keinen Schatten, keine Wärme, aber ich gehe davon aus, dass er wie ich Platz genommen hat. Ich löse meinen Arm aus dem fremden Griff und reibe mit beiden Handflächen über meine Knie, um meine Finger anzuwärmen, die wieder eiskalt geworden sind, doch ich weiß, dass das nicht viel nützen wird. Ich werde ihn damit erschrecken.
    »Sorry«, bitte ich ihn schon im Voraus um Entschuldigung, als die Hand erneut nach mir greift, meine Fingerspitzen an seinen Hals führt und seine Haut sofort zurückzuckt. Es folgt keine Erwiderung auf meine Entschuldigung, wie auch? Seine Stimme würde ihn sofort verraten. Ich nehme meine Hand wieder herunter und versuche mir zu merken, wo sie war, damit ich es erneut versuchen kann, sobald meine Finger etwas wärmer sind. Diese Zeit müssen sie mir lassen, auch wenn die Spannung dadurch ins Unerträgliche wächst.
    Niemand sagt etwas, ich höre nur Lunas Hecheln, nicht weit von mir. Sie sind alle ganz nah. Es würde vermutlich reichen, die Hand auszustrecken, um einen von ihnen zu berühren. Wieder wird das Gefühl, gefangen zu sein, so übermächtig, dass ich versucht bin, aufzuspringen und zu fliehen.
    Die Musik, die jetzt läuft, ist eine andere als vorhin. Kein Sade mehr, sondern ein Mix aus langsamen Chill-out-Songs. Auch diese CD müsste aus Jules’ Sammlung stammen; das, was er hörte, trug immer eine latent schwüle, erotische Stimmung in sich. Er liebte solche Songs, Miracle Road von Les Jumeaux oder Shadows in Silence von Enigma oder, wie jetzt, Adam in Chains von Billy Idol, eigentlich die perfekte Untermalung für das, was ich hier gleich tun werde, wenn es sich nicht anfühlen würde wie die wichtigste und zugleich

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