Lions - Feuriger Instinkt
aufeinander losgehen konnten, arbeitete sich die Frau, von der sie sprachen, durch die tanzende Menge zu May vor.
»Wie war ich?«, fragte sie.
May hob den Daumen und reichte ihr das beinahe leere Glas Champagner. Jessie Ann leerte es vollends und stellte es auf das Tablett einer vorbeikommenden Kellnerin.
Sie sah Mace an und lächelte überrascht. »Mace Llewellyn!«
»Hi, Jessica.«
»O mein Gott! Seit wann bist du draußen?«
»Seit über einem Jahr.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn kurz, woraufhin Smitty seine Augen zusammenkniff. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Dir geht es doch gut, oder?«
»Ja. Sehr gut, um genau zu sein.«
»Es freut mich so, das zu hören. Ich habe gerade vor ein paar Wochen deine Schwester bei einem Wohltätigkeitsball gesehen, aber sie hat nicht erwähnt, dass du zu Hause bist. Um genau zu sein, hat sie dich überhaupt nicht erwähnt.«
Maces Antwort war ein Lachen.
Jess lachte auch und schüttelte den Kopf. »Ah. Ich sehe, da hat sich wenig verändert.« Sie warf Smitty einen Blick zu und wollte schon gehen. Dann blieb sie stehen, schaute zurück, und ihre Augen wurden groß.
»Ach, du meine Güte … Bobby Ray?«
»Jessie Ann.«
»Wow. Sieh dich an!« Sie trat vor ihn hin und umarmte ihn kurz und ziemlich unbefriedigend. »Ich fasse es nicht! Du siehst toll aus!«
»Du auch.«
»Wie ich sehe, ist dein Körper inzwischen in dein Ego hineingewachsen.«
Zumindest May hatte den Anstand, ihr Lachen zu unterdrücken. Im Gegensatz zu Mace, der es durch den ganzen Raum schallen ließ. Verräterische Mistkatze.
»Yup, das ist er.«
»Du bist zu den …« – sie schnippte mit den Fingern und versuchte sich zu erinnern – »… Marines gegangen? Stimmt’s?«
Mace lachte noch mehr.
»Zur Navy.«
»Richtig. Tut mir leid. Es ist ziemlich lange her.«
»Das merke ich.«
»Und warum bist du hier?«
Smitty knirschte mit den Zähnen, antwortete aber höflich: »Ich arbeite mit Mace zusammen. Uns gehört eine Sicherheitsfirma, die sich um deine Party kümmert.«
»Das ist nett.« Aber sie schien es nicht ernst zu meinen oder sich auch nur dafür zu interessieren. Ihre Augen hatten schon begonnen, den Raum abzusuchen.
Der Wildhund von der Bühne drückte ihr ein Glas Champagner in die Hand.
»Hatte ich recht mit den Schuhen?«, fragte er mit einem breiten Lächeln.
»Hör auf mit den Schuhen.«
»Glaubst du, du kannst damit tanzen?«
»Natürlich. Warum?«
»Ich will dich zu Don Lester hinüberschwingen.« Der Milliardär? »Mal sehen, ob wir ihn ins Boot holen können.«
»Warum? Wir essen nächste Woche mit ihm zu Abend.«
»Ja, aber ich will es jetzt machen.«
»Warum machst du es nicht selbst?«
»Erstens, weil es dämlich aussehen würde, wenn ich allein tanze. Und zweitens mag er dich .«
»Wenn du nicht seine Frau beleidigt hättest …«, brummelte sie und stürzte ein halbes Glas Champagner hinunter.
»Das war ein Versehen. Ich wünschte, ihr würdet nicht ständig darauf herumreiten.«
Jess reichte May ihr Glas, die es prompt leerte. Es schien, als seien die Hunde nicht zimperlich, was das Teilen anging.
»Mace, wir sprechen uns später. Ich glaube, ich kann euch ein bisschen Arbeit verschaffen.«
»Klingt super.«
Braune Augen richteten sich auf ihn, und Jessie beugte sich wieder vor und umarmte ihn flüchtig. »Es war toll, dich wiederzusehen, Bobby Ray. Wir sollten in Kontakt bleiben.«
Doch bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, ob es sich lohnte, sie um ihre Nummer zu bitten, tanzte sie schon mit einem dahergelaufenen Wildhund, um ihn bei einem Geschäft ins Boot zu holen.
May schenkte ihnen beiden ein kurzes Lächeln, bevor sie sich zum Rest ihrer Meute aufmachte.
Mace nickte. »O ja, Mann. Sie steht voll auf dich.«
Er schaute seinen Freund finster an und knurrte: »Ich wusste, ich hätte dir damals, als du nach dem Feuergefecht im Krankenhaus lagst, das Kissen aufs Gesicht drücken sollen.«
Der Rest des Abends verging ereignislos und langsam. Furchtbar langsam. Smitty wollte nichts weiter als nach Hause und ruhig und in Frieden schmollen. Stattdessen ertappte er sich dabei, dass er, statt seine Arbeit zu tun, Jessie Ann beobachtete, wie sie sich unter ihren Gästen bewegte, plauderte und Kontakte knüpfte. Zum Glück taten seine Mitarbeiter ihre Pflicht, und es gab keine Probleme. Für die Firma war der Abend ein voller Erfolg. Smitty dagegen konnte ihn irgendwie nicht genießen. Er schlug sogar
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