Lions - Leichte Beute (German Edition)
an?«
»Ich kannte sie ja vorher nicht. Jetzt, wo ich sie kennengelernt habe … ich weiß nicht recht, worauf du wartest. Sie ist heiß. Und robust. Onkel Joey sagt immer, O’Neill-Männer brauchen robuste Frauen.«
»Wenn du anfängst, Onkel Joey zu zitieren, dann gehe ich.«
»Ich weiß nur nicht, was das Problem ist.«
»Es gibt kein Problem. Und dabei würde ich es auch gern belassen.«
»Na schön, du Schmusekätzchen.«
»Du weißt doch, dass das keine Beleidigung für mich ist, oder?«
Sissy tippte mit dem Fuß und schaute ihrer Freundin zu. »Dez, du musst dich entscheiden.«
Dez war wahrscheinlich die einzige Vollmenschliche, von der Sissy ehrlich sagen konnte, dass sie ihr vertraute. Dez war ein zäher Cop, eine tolle Mutter und eine großartige Freundin und daher nicht zu unterschätzen. Sie war ein tödliches Raubtier wie der Rest von ihnen. Als sie Sissy gefragt hatte, ob sie die Patentante ihres Sohnes werden wolle, hatte sie ausdrücklich hinzugefügt: »Weil ich weiß, dass du jeden töten würdest, der versucht, ihm wehzutun.« Wahrere Worte waren nie gesprochen worden, aber die Tatsache, dass Dez das bewusst war und sie entsprechend handelte, unterschied sie von ihren schwächeren vollmenschlichen Gegenstücken.
Doch wenn es um Schokolade ging, konnte Dez genauso schrecklich sein wie Jessie Ann.
»Ich kann nicht. Das musst du doch verstehen, oder?« Sie begann an einem Ende des U-förmigen Tisches. »Hier haben wir die Pralinen. Schokolade mit Nuss. Mit Karamell. Mit Früchten.«
»Dez …«
»Dann haben wir das frische Obst und die Schokoladenfontäne. Natürlich ist das ganz dunkle Schokolade. Mindestens zweiundsiebzig Prozent Kakao. Es gibt ein Schokofondue und zwölf – ja, zwölf! – verschiedene Sorten Schokoladenkuchen. Dann gibt es noch die Brownies und die Torten …«
»Desiree!« Sissy räusperte sich. »Such. Einfach. Was. Aus.«
Mit den Händen vor dem Mund ließ Dez den Blick von einem Ende des Tisches zum anderen schweifen. »Ich … ich kann nicht! Ich bin schokoüberflutet!«
Guter Gott.
»Schätzchen, du weißt, dass ich dich lieb habe, aber da draußen ist ein Tisch mit ahnungslosen Männern, die Poker spielen, und er ruft meinen Namen.«
»Da kannst du nicht hin«, sagte Dez kurz angebunden und griff nach einem Teller. »Vielleicht nehme ich ein bisschen von allem … bis auf das Obst. Ich komme gut ohne Obst aus. Warum auch Schokolade mit Obst versauen?«
»Warum kann ich da nicht hin?«
»Letztes Mal, als ich da war, war deine Mutter auch da.«
»Diese Frau ist überall !«
»Sollte ich erwähnen, dass sie im Karaokezimmer war und …«
»Nein!«
»Dann nicht.«
Dez ging zu ihr hinüber, den Teller voller kleiner Portionen von allem Möglichen, was man aus Schokolade machen konnte.
»Desiree.«
»Was denn? Ich wollte sichergehen!«
»Deine Vorliebe für Schokolade ist ungesund.«
»Und es gibt immer noch die Hochzeitstorte. Das Ding besteht aus dunkler Schokolade. Ich wünschte, meine Hochzeitstorte wäre so gewesen.«
»Deine Torte war aus Schokolade!«
»Nicht aus dunkler Schokolade. Nicht so.«
»Ich kann mich nicht weiter mit dir darüber unterhalten.« Sissy wandte sich zum Gehen.
»Ich bin mir sicher, wenn ich Mitchell wäre, könntest du weiter mit mir darüber reden. Und wenn wir draußen im Garten wären … ganz romantisch im Mondschein«, stichelte Dez.
Sissy kniff die Augen zusammen. »Du bist bewaffnet, oder?« Dez hatte ihre Dienstwaffe immer dabei. Sie hatte sogar auf ihrer eigenen Hochzeit eine kleine Pistole dabeigehabt. Yup. Ganz eindeutig ein Vollmensch-Raubtier.
»Jeden Tag«, bestätigte Dez.
»Verdammt.« Das war’s mit der Prügelei, die Sissy nur zu gern angefangen hätte.
Mitch saß allein an einem großen Tisch und stocherte in seinem Stück Hochzeitstorte. Nicht dass der Kuchen nicht köstlich gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Um genau zu sein, bestand die Torte nicht nur aus Schokolade; es war dunkle Schokolade mit zweiundsiebzig Prozent Kakaoanteil. Er wusste das, weil die Braut es verkündet hatte, bevor sie die Torte anschnitt, woraufhin ein kollektives »Oooooh« von den Wildhunden erschallt war – und von Dez. Für Mitch war Schokolade einfach Schokolade.
Nein. Es war nicht die Torte. Es lag an ihm. Seine Familie hatte recht. Er wurde dünn. Er hatte in letzter Zeit einfach keinen Hunger. Musste die generelle Todesangst sein, die ihm den Appetit verdarb.
Wie lange war es jetzt her? Vor fünf Jahren
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