Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
seine Frucht sollte sich mehren. Was sie auch hat!“ Sie grinste verschlagen und ihre gelben Augen rollte sie dabei ihren Weibern entgegen. Fedora sah in das Gesicht jeder einzelnen Hexe, die vor ihr stand. Sie konnte die schwarze Blutlinie fast buchstäblich erfassen. Die Mütter der vor ihr stehenden bösen listigen Hexen, deren Mütter usw. hatten an ihre Nachkommenschaft unter wütenden Zungen des Feuers einen Fluch ausgesprochen. Nie würde aus dieser Blutlinie eine das Wort Gnade kennen. Fedora war zufrieden mit ihrer Wahl.
Sie wandte sich wieder den Frauen zu und zeigte mit ihren dürren verbogenen Krallen auf die Hexe Sojana , diewegen ihrer Größe und Schmächtigkeit von den anderen fast verdeckt wurde. „Du da!“ Fedora forderte die Hexe auf, aus den Reihen vorzutreten. „Du bist doch die Feuerhexe? Oder täusche ich mich? Zeig deine menschliche Seite.“ Fedora zeigte in einem strengen Ton ihre Ungeduld an, damit die Hexe sofort ihrer Aufforderung nachkam. „Los, zeig dich!“
Zum Vorschein kam eine traumhaft schöne Hexe mit rotgold-braunem schimmerndem Haar. Ihre Augen stachen in grellem Türkis hervor. Ihr Körper geschmeidig und biegsam wie ein Panther. Ihre Lippen leuchteten rot und voll und luden zum Küssen ein. Sie war entzückend, gefällig und gewinnend. Fedora umkreiste sie wie eine schwarze Witwe ihr Opfer.
„Man sagt, Luzifer hat dich im Feuer gezeugt. Ich muss sagen, deine Anmut ist tatsächlich genauso heiß.“ Die Hexenweiber lachten bitterböse auf. „Ich werde dich gebrauchen können. Deine Gefälligkeiten werden mir Tor und Tür öffnen.“ Die letzten Worte betonte sie besonders laut und wieder ertönte böses schallendes Gelächter, das bis tief in den Zyklopenwald drang.
„Macht euch bereit, Hexen. Wir gehen auf Jagd. Auf Zwergenjagd. Denn ich glaube zu wissen, dass zwei dieser Minikreaturen nicht einfach nur so meinen Weg kreuzten. Nein, sie haben eine Aufgabe zu erfüllen. Und das werde ich persönlich aus ihnen herauskitzeln.“ Sie verzerrte ihr Gesicht zu einer noch böswilligeren Fratze, die sie eh schon besaß, und lachte hämisch. „Die dummen Wichtel führen starke Magie mit sich. Sehr starke. Und ich weiß, dass sie das nicht einmal wissen!“ Sie lachte gemein und sie lachte schadenfroh über die ahnungslosen Zwerge. Siestoppte herrisch mit einer energischen Handbewegung ihr eigenes dreckiges Lachen und sagte: „Zudem werden wir auch einer alten Freundin von Walpurga einen Besuch abstatten. Ich schwöre bei meiner Nase …“ Sie kratzte sich auf dem langen Nasenrücken und puhlte selbstvergessen an einer dicken Warze, ehe sie ihren Gedanken weiter ausführte: „… und schwöre auch bei Luzifer, dass da noch jemand anderes zu finden ist.“
Als sich die Oberhexe mit ihren auserwählten schmierigen Schönrednerinnen aufmachen wollte, fragte eine der Hexen, die zurückbleiben sollte: „Was ist mit uns?“
Fedora schritt wieder zurück und stützte das widerlich verkorkste Gesicht des Weibes auf ihren knochigen Finger und antwortete gewissenlos: „Das ist eine gute Frage, meine Schönheit.“ Sie drehte sich im Kreis und meinte schrill zu allen gewandt: „Ihr werdet die Zyklopenriesen so lange in den Wahnsinn treiben, bis ihr Auge von allein ausblutet. Treibt sie in den Wahnsinn und rottet sie somit endgültig aus.“ Grauenhaftes Gelächter einer Hundertschaft von Hexen legte sich wie eine Mauer über die Baumspitzen des Waldes. Das spitze Gekreische ging direkt ans Herz und tat weh.
Der alte Zyklopenkönig, Vater von Sordolax und dem rechtmäßigen Erben des Zyklopenwaldes, lag auf seinem Krankenlager schwach und mutlos da. Auf seinen Tod wartend, hörte er das schrille Lachen, das vom Waldrand durch das dichte Geäst der Büsche und Bäume klang. Es verhieß ihm nichts Gutes. Durch das Fenster seiner monströsen Baumhütte konnte er sehen, dass der volle Mond gerade von schwarzen Wolken überzogen wurdeund sich verfinsterte. Die dunkle Zeit der Hexen war gekommen. Niemand konnte sie jetzt noch aufhalten, es sei denn, die Zwerge schafften es …
Der alte König knetete nervös und unruhig seine tauben Hände, in denen die Tage mit wärmendem Blut zu Ende gingen. „Sinith, Brokk, beeilt euch, die Zeit drängt!“, flehte er zum finster gewordenen Mond und schloss müde sein Auge …
D en Hexenstieg zu bezwingen, stellte sich für die beiden kleinen Zwerge als Herausforderung dar. Sinith hatte seit Nächten nicht mehr durchschlafen können. Mit der
Weitere Kostenlose Bücher