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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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uns mitriss und es zu dem Kuss kam, zu dem es uns unbewusst wohl schon eine ganze Zeit gedrängt hatte. Wir küssten uns sehr lange, und dabei drückte sie sich an mich, als wäre ich das Einzige, das sie überhaupt noch aufrecht hielt. Dann schnappten wir nach Luft, doch sie umklammerte mich weiterhin und vergrub den Kopf an meiner Brust. Ich spürte ihr feuchtes Haar, und das leichte Zittern ihres Rückens verriet mir, dass sie weinte. Genau wie ich.
    Dann zog sie den Schnodder hoch, rieb sich die Wangen an meinem T-S hirt trocken und ließ mich los. »Also dann.« Sie lächelte traurig. »War schön, dich wiederzusehen, Marcus. Ich schau bei dir vorbei, wenn ich das nächste Mal in der Gegend bin.«
    »Ja, tu das.«
    Unten ging die Tür, und ich konnte die Stimmen meiner Eltern hören, die sich über ihre Geldnöte und das Abendessen unterhielten. Wir sahen einander in die Augen und warteten ab, bis sie in die Küche gegangen waren, dann schlichen wir wortlos die Treppe hinunter. Ich machte Masha die Tür auf, sie schlüpfte hinaus und humpelte mit der Sporttasche über der Schulter den Potrero Hill hinab. Ich schaute ihr nach, bis sie in die 24. Straße einbog, doch sie drehte sich nicht ein einziges Mal zu mir um.
    Dann ging ich wieder rein und beichtete meinen Eltern, dass ich meinen Job verloren hatte.
    Ange merkte gleich, dass etwas nicht stimmte, das hörte ich an ihrer Stimme, als ich sie anrief. Wir trafen uns in einem Burrito-Laden in der Nähe vom Noisebridge und nahmen ohne die übliche Umarmung oder einen Kuss einander gegenüber Platz.
    »Ich habe Masha getroffen«, sagte ich. »Sie hat mit Johnstones Leuten geredet, und die sagen, es ist vorbei.«
    »Vorbei«, wiederholte sie ausdruckslos.
    »Im Sinne von wir haben nichts mehr mit ihnen zu schaffen, sie haben nichts mehr mit uns zu schaffen. Vorbei.«
    »Aha.« Sie biss sich auf die Lippen, wie immer, wenn sie angestrengt nachdachte. »Vorbei also. Und das glaubst du Masha.«
    »Ja, tu ich.«
    »Aha.«
    Über den nächsten Teil hatte ich tausendmal nachgedacht, ihn auf jede erdenkliche Weise geprobt, jede davon verworfen und dennoch beschlossen, dass ich es tun musste.
    »Ange.«
    Ehe ich weiterkam, fing sie zu weinen an. Wahrscheinlich hatte meine Stimme irgendwelche verräterischen Signale gesendet, einen Code, der nur von unseren Körpern und unserem Unterbewusstsein verstanden wurde.
    »Wie geht es jetzt weiter?« Ich mühte mich um eine ruhige Stimme. Die Leute an den Nachbartischen starrten schon, obwohl ich uns absichtlich einen Tisch in der hintersten Ecke gesucht hatte.
    »Was meinst du damit?« Sie nahm ein paar Papierservietten aus dem Spender in der Mitte des Tischs und trocknete sich damit die Augen.
    »Ich meine, machen wir einfach ewig so weiter? Heiraten wir irgendwann?«
    »Du … « Sie blinzelte. »Du willst heiraten?«
    »Nein«, sagte ich. »Und du?«
    »Nein.«
    »Nie?«
    »Ach, keine Ahnung. Vielleicht irgendwann mal.«
    »Aber nicht mich.«
    »Das hab ich nicht gesagt, Marcus. Gott, du bist doch echt gestört. Willst du jetzt Schluss machen?«
    Ich riss mich zusammen, um vor ihrem wütenden Blick nicht zurückzuschrecken. »Ich hab einfach das Gefühl, dass man sich irgendwann fragen muss: Bleibt das jetzt so, oder nicht? Ziehen wir das auf Dauer durch, oder machen wir das nur für den Moment?«
    »Das ist das Dümmste, was ich jemals gehört habe. Das ist doch keine binäre Entscheidung – wir können auch zusammen sein, ohne dass wir Ehemann und Ehefrau sind. Wir sind doch noch jung. Um was geht’s hier eigentlich?«
    Ich dachte an das betretene Schweigen mit Van, den Kuss mit Masha und all die Gelegenheiten, bei denen ich neben Ange aufgewacht war und ihr einfach nur beim Atmen zugeschaut hatte, in jede Kurve, jede Kante ihres Gesichts verliebt. Ich dachte daran, dass ich die Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen wollte, anstatt sie mir aufdiktieren zu lassen. Dachte daran, wie kaputt dieses ganze System war. »Pass auf, in der letzten Zeit war alles etwas heftig. Ich weiß nicht mehr genau, was ich eigentlich fühle. Ich bin mir einfach über nichts mehr sicher.«
    »Darum geht’s? Dass du dir nicht mehr sicher bist? Seit wann war denn irgendwas sicher? Du bist doch ein Hohlkopf. Aber gut – bist du dir denn wenigstens sicher, dass du mit mir glücklicher bist als ohne mich? Nicht die ganze Zeit, aber so im Schnitt, meistens halt?«
    Das war eine typische Ange-Frage, aber ich dachte gründlich darüber nach. »Schon«,

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