Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
deutlich krasser unterwegs war als ich. Aber irgendwie hatte ich vor lauter Rettungsplänen wohl damit begonnen, sie als die entführte Prinzessin in Nöten zu sehen. »Hattest du es denn weit hierher?«
    »Willst du damit fragen, wo sie mich festgehalten haben?«
    Ich zuckte verlegen die Achseln.
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Ich zuckte abermals die Achseln. »Ehrlich gesagt hasse ich diesen ganzen Agentenscheiß. Wie geht es Zeb?«
    »Zeb geht’s so gut, wie er’s verdient hat. Besser sogar. Er kümmert sich jetzt eine Weile um seinen eigenen Kram.«
    Insgeheim übersetzte ich das als Wir hatten einen Riesenkrach und haben uns getrennt. »Oh.«
    »Auf jeden Fall wollte ich mich noch bei dir bedanken. Du hast getan, was getan werden musste, aber vor allem hast du’s für Zeb und mich getan, und das war verdammt anständig von dir. Auch wenn der ganze ›Agentenscheiß‹ nicht so dein Ding ist.«
    »Tja, war mir eine Freude. Selbst wenn ihr mich im Endeffekt nicht gebraucht habt.«
    »Oh doch, das haben wir. Eigentlich waren die Zyz-Leute schon bald nach unserer Entführung fortwährend in Panik. Ich hab mir ziemlich schnell gedacht, dass du dahintersteckst. Sie wollten unbedingt in Erfahrung bringen, was schon alles nach draußen gelangt war, was womöglich als Nächstes herauskommen würde, und grübelten, was sie dagegen tun könnten. Sie haben mir auch ein paar ziemlich eingehende Fragen gestellt. Trotzdem war es eine hervorragende Ablenkung, und soweit ich das sagen kann, sind alle Quellen, die mich ursprünglich mit dem Material versorgt haben, sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es gab sogar noch eine Menge Nachschub, als ich das nächste Mal wieder online ging. Genug, mich eine ganze Weile zu beschäftigen.« Sie gebärdete sich zwar wieder supertough, aber allmählich beschlich mich das Gefühl, dass irgendwas mit ihr nicht stimmte. Sie kramte in ihrer Sporttasche nach einer Wasserflasche und nahm einen Schluck. Mir fielen die großen, hässlichen Quetschungen – nein, Striemen – an ihren Handgelenken und ihrem Hals auf. Ich musste schlucken.
    »Wie schon gesagt, gern geschehen. Ich wünschte nur, ich hätte das früher gewusst, weil ich kürzlich nämlich selbst noch an etwas ›Nachschub‹ gekommen bin.« Ich erzählte ihr von den Carrie-Johnstone-d0x und woher ich sie hatte.
    »Verstehe«, sagte sie ziemlich ungerührt. »Und wo sind die Dateien jetzt?«
    »Ich hab sie an die Hauptniederlassung von Zyz gemailt.«
    Ich muss gestehen, ich war ein wenig stolz auf die nun folgende Stille. Masha mochte eine Mischung aus James Bond und Spiderman sein; ich aber hatte eine so bekloppt heroische Großtat vollbracht, dass es ihr die Sprache verschlug. Die Stille zog sich hin und hin und hin. Ich versuchte, ihre Augen hinter der Sonnenbrille zu erkennen. War sie etwa eingeschlafen?
    »Was ist?«
    »Sei mal eben still. Ich muss mir das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.«
    »Okay.«
    Sie senkte den Kopf, und ich hörte sie vor sich hin murmeln. Dabei konnte ich nun auch deutlich die Strangulationsspuren an ihrem Hals erkennen.
    »Wenn ich dich richtig verstanden hab, hast du also alles an Zyz und an Carrie Johnstone persönlich geschickt. Und du hast ihnen gegenüber angedeutet, dass du alles im Handumdrehen veröffentlichen könntest; aber soweit die wissen, hast du bis jetzt noch nichts in dieser Richtung unternommen. Korrekt?«
    »Korrekt. Der Server mit den Infos ist so gut es geht gesichert, weil sie den wahrscheinlich als Erstes ins Visier nehmen. Ich gehe eigentlich auch davon aus, dass sie wieder hinter mir her sind, aber das wäre ja nichts Neues. Zweimal haben sie jetzt schon versucht, mich zu entführen. Ich kann sie nicht daran hindern, es ein drittes Mal zu probieren.«
    Sie nickte aufmerksam, dann hob sie die Hand. »Was, wenn ich sie daran hindern könnte?«
    »Wie meinst du das?«
    »Was, wenn ich einen Deal mit ihnen aushandeln könnte und sie uns glaubhaft versichern, dich in Ruhe zu lassen, wenn du versprichst, nichts mit den d0x anzustellen?«
    »Damit ich das richtig verstehe: Du bist gerade aus einem geheimen Gefängnis von Zyz entkommen und willst jetzt mit genau diesen Leuten einen Deal für mich aushandeln? Lass es mich in der Sprache des Internet formulieren: WTF ?«
    »Ach, Marcus. Ich tue das doch nicht für dich. Ich tue das für mich. «
    »Und Zeb wahrscheinlich.«
    »Für Zeb, dich und mich, deine kleine Freundin, uns alle. Die Typen von Zyz sind

Weitere Kostenlose Bücher