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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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anderen aber schon – , und dank ihrer Aufstellung metzelten wir uns ohne größere Verluste durch Scharen kleinerer Gegner bis hin zum Endkampf. Sie war der geborene Tank und hatte nicht nur einen Haufen Spaß dabei, sich als Anführerin in die Schlacht zu stürzen, sondern verdiente sich auch noch Extra- EP s für gutes Spiel – die Rolle der barbarischen Schwertkämpferin schien ihr auf den Leib geschneidert. Wir folgten ihrem Beispiel, und als wir schließlich vor der Drachenkaiserin in der Mitte ihres Dungeons standen, redeten wir alle wie in einem Fantasyroman. Barlow improvisierte heroische Gedichte, die er mit seiner Whiskystimme meisterlich vortrug. Mitch und John schnappten derweil selbst die kleinsten nebulösen Hinweise in Wils Geschichte auf, entdeckten jede Falle, jeden verstecken Schatz. Ich konnte mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt so viel Spaß gehabt hatte.
    Dann verlangten Mitch und Barlow nach einer kurzen Pause, weil ihnen Beine und Rücken wehtaten und sie sich etwas strecken wollten. Auch Wil stand auf und warf einen Blick vor die Tür. »Der Sturm lässt allmählich nach«, rief er, und eine kühle, frische Brise wehte etwas Musik herein. Es war beinahe Mitternacht.
    Ein Teil von mir wollte da raus und vielleicht noch etwas tanzen, ein anderer Teil aber wollte hier bei meinen Helden bleiben und D&D spielen. Das war typisch Burning Man – es gab einfach so viel!
    Wil kam zu mir und reichte mir noch einen frischen Pfefferminztee. »Ist schon cool – hätte nicht gedacht, dass die Jungs mich ihre Runde leiten lassen. Und dass ich dann auch noch dich treffe.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich Nerdhausen hier.«
    »Kennst du sie denn schon lange?«
    »Eigentlich nicht. Barlow und Gilmore habe ich das erste Mal auf einer Spendenveranstaltung für die EFF getroffen. Dann bin ich Gilmore hier wieder über den Weg gelaufen. War reiner Zufall. Irgendwie kamen wir auf D&D, ich meinte, ich hätte meinen Kram dabei, und ehe ich mich’s versah, war ich ihr Spielleiter.«
    »Was für eine Spendenveranstaltung war das denn?« Irgendwie kam Wil mir auch bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht richtig zuordnen.
    Er steckte die Hände in die Taschen. »Ach, ich sollte so tun, als ob ich einen Anwalt angreife, der in einem lila Dinosaurierkostüm steckte. Die Leute, die Barney & Friends fürs Kinderprogramm machen, hatten eine Menge Webseiten abgemahnt, die EFF hatte sich für die Opfer eingesetzt, und na ja … es hat Spaß gemacht.«
    Ich war mir sicher , dass ich ihn kannte, und es machte mich noch verrückt. »Sag mal, kenne ich dich nicht von irgendwoher? Es kommt mir einfach so vor … «
    »Ha!«, rief er aus. »Ich dachte, du wüsstest es. Ich hab als Kind in ein paar Filmen mitgespielt, und dann war ich bei Star Trek: The Next Generation dabei … «
    Mein Mund klappte so weit auf, dass mir das Kinn fast auf der Brust hing. »Du bist Wil Wheaton ?«
    Er schaute verlegen drein. Ich war nie ein großer Trekkie gewesen, aber ich hatte massig Videos von ihm mit seiner Comedy-Truppe gesehen, und natürlich kannte ich auch Wheaton’s Law: Sei kein Arsch.
    »Genau der.«
    »Du warst der Erste, dem ich auf Twitter gefolgt bin!« Das war vielleicht etwas komisch als Eröffnung, aber das Erste, was mir einfiel. Er war echt witzig auf Twitter.
    »Danke schön.« Kein Wunder, dass er eine so gute Stimme hatte – er hatte geschauspielert, seit er ein kleines Kind war. Ich wünschte in diesem Moment, ich hätte Zugriff auf Wikipedia und könnte die ganzen Leute hier im Zelt noch einmal nachschlagen.
    Dann setzten wir uns wieder hin, um den Kampf gegen die Endgegnerin durchzuspielen. Die Drachenkaiserin war schwer zu knacken, und ihre Angriffe konnten leicht tödlich enden. Ich schaffte es, sie mit einem Illusionsspruch in einen Seitengang zu locken, wo sie weniger Platz hatte, sich zu bewegen, und die Kämpfer sie abwechselnd bearbeiten konnten, während ich mit einem Zauber, der eigentlich zum Löchergraben gedacht war, Felsbrocken von der Decke auf sie stürzen ließ. Ich hielt das für eine prima Idee (und alle anderen auch, ich schwöre es!), aber leider verursachte ich damit irgendwann einen Einsturz, der uns alle das Leben kostete.
    Zum Glück war keiner wirklich sauer auf mich. Bis dahin hatten auch immer alle gejubelt, wenn ich eine fünfzehn oder höher würfelte und wieder ein Brocken Decke auf den Drachenkopf fiel. Niemand hatte sich groß darüber gewundert, dass Wil die ganze Zeit

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