Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
den ganzen Firlefanz. Wir brauchen bloß das technische Fundament, es bis dahin zu schaffen, nicht weiter. Behalt das einfach im Hinterkopf, wenn du deine Prioritäten setzt, und du wirst neben all der Arbeit auch noch Zeit für die wichtigen Dinge haben. Das, was auch Spaß macht, okay?«
    »Es tut mir leid.« Er hatte recht. So wichtig der Kram auch war, an dem ich mich da festgebissen hatte, ich hatte auch einen Job – und den machte ich nicht. Mir war klar, dass Joe enttäuscht von mir war, und das war ein mieses Gefühl. Einen Moment lang hatte ich eine Ahnung, wie es sich anfühlen würde, eines Tages vielleicht von ihm gefeuert zu werden und es daheim dann meinen Eltern beichten zu müssen. Die Welt schien unter mir wegzukippen. »Morgen, okay? Ich versprech’s.«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Kein Grund, so elend dreinzuschauen. Denk dran, wir sind unabhängig – da gehört es wohl dazu, dass wir manchmal auf dem Zahnfleisch gehen.«
    Da musste ich lächeln und merkte, dass Joe selbst ein paar ziemlich dunkle Ringe unter den Augen hatte. Spontan fragte ich ihn: »Bekommst du denn genug Schlaf?«
    Er lachte sein warmes, tiefes Lachen, das sein Markenzeichen war. »Du klingst ja schon wie Flor. Dabei siehst du selbst so aus, als ob du die Nacht zum Tag gemacht hättest. Wie viele Stunden hattest du letzte Nacht?«
    »Ich lehne es ab, darauf eine Antwort zu geben, da alles, was ich sage, gegen mich verwendet werden kann.«
    »Klingt wie ein guter Bürgerrechtler. Ein guter, aber müder Bürgerrechtler. Weißt du was, ich habe morgen und übermorgen sowieso verdammt viel zu tun. Nimm dir doch Montag oder Dienstag frei, um dich zu sortieren. Und schlaf dich mal richtig aus. Alles klar?«
    »Wird gemacht.«
    Habe ich schon erwähnt, dass Joe wirklich einer von den Guten war und einen klasse Senator abgeben würde?
    Als er wieder ging, war ich schon deutlich besserer Stimmung. Dass jemand wie Joe Vertrauen in mich setzte, weckte den Wunsch in mir, ein besserer Mensch zu werden. Und bald kamen mir wirklich ein paar Ideen – nicht nur gute, aber immerhin. Dinge, die ich schon mal irgendwo gesehen hatte, aber auch Neues. Zum Beispiel eine kostenlose Möglichkeit für junge Besucher, über IP -Telefonie ihre Eltern und Großeltern daheim auf uns hinzuweisen, wenn die kein Internet benutzten: »Heute schon deine Mom angerufen?« Ein Browser-Plugin, das einem jedes Mal, wenn man eine Seite mit den Namen von Joes Gegnern aufrief, eine Liste ihrer größten Spender anzeigte; als Erinnerung daran, dass die anderen alle gekauft und bezahlt waren.
    Dann hatte ich noch eine Idee, die ein echter Kracher war – oder vielleicht auch bloß sehr, sehr dumm. Immer wieder wischte ich sie beiseite, doch sie kam beharrlich zurück und drängelte sich in der Schlange der Ideen, die ich gerade abarbeitete, nach vorn (PowerPoint den Hasen zu geben, war auch wirklich hilfreich). Also schrieb ich sie auf einen Zettel und darüber DAS IST EINE SAUDUMME IDEE , damit ich es auch nicht vergaß.
    Als wir schließlich Feierabend machten, merkte ich, dass Liam sich davonstahl, ohne mich anzuschauen. Mann, war ich ein Arsch.
    Also rief ich ihn zurück, um mich bei ihm zu entschuldigen, und ehe ich mich’s versah, hatte ich ihn auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Also klappte ich meinen Laptop zu, stopfte ihn in meine Tasche und ging mit Liam hinaus.
    Auf dem Heimweg kam ich an einem guatemaltekischen Laden vorbei, bei dessen frischen Auslagen mir das Wasser im Mund zusammenlief. Ich hatte noch ein paar Dollar in der Tasche und verspürte plötzlich den Wunsch, Mom und Dad ein gutes Essen zu machen und mich mal wieder richtig ausgelassen mit ihnen zu unterhalten, so wie früher. Ich kaufte Zutaten für einen Salat und einen Obstsalat zum Nachtisch, dann hielt ich noch bei einem Vietnamesen und holte Nudeln, Tofu und Hühnchen für eine Pho-Suppe. Ich hatte erst ein einziges Mal eine zubereitet, aber es war nicht sonderlich schwer und machte einen auch satt, ohne dass man viel dafür ausgeben musste.
    Zu Hause angekommen, band ich mir die Schürze um, googelte mir meine Rezepte zusammen und erledigte erst einmal den Abwasch. Mom hörte das Geklapper und kam mit einer Tasse kaltem Tee in die Küche geschlurft.
    »Meine Güte, Marcus, bist du krank?«
    »Sehr lustig. Jetzt bist du nicht mehr eingeladen. Und das Essen wird gut. Pho.«
    »Fa?«
    »Ja, Pho. Es spricht sich ›fa‹, nicht ›fo‹ aus. Fun fact. Jetzt weißt

Weitere Kostenlose Bücher