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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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meinte, und ich war vollkommen einverstanden, es als Kompliment zu nehmen. Verrücktsein gefiel mir gut. Ich hatte kein Problem mit Verrücktsein. Aber Curtis hatte auch gesagt, dass ich gut aussah, und das machte mir seltsamerweise Probleme. Erstens, weil mir das noch nie jemand gesagt hatte und ich deshalb kaum glauben konnte, dass er es ernst meinte. Und wenn er es nicht ernst meinte … also, dann wäre er doch ein ziemlich beschissener Typ, oder? Aber wenn er es ernst meinte, dann hätte mir ja Curtis Ray – der Curtis Ray – gerade erklärt, dass ich gut aussähe. Und das war etwas völlig anderes.
    Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich so verworren großartig, dass ich mir fast wünschte, er würde es nicht ernst meinen.
    »Und?«, sagte er. »Was meinst du?«
    »Wozu?«
    »Zu der Band … Bass zu spielen. Hast du Lust, es mal auszuprobieren?«
    Ich sah ihn an. »Meinst du das ernst?«
    Er nickte. »Das habe ich doch eben gesagt: Egal, was du machst, es hat keinen Sinn, wenn du es nicht wirklich ernst meinst.«
    »Ja, okay«, antwortete ich. »Ich probier’s.«
    Er lächelte breit. »Du wirst es bestimmt nicht bereuen.«
    Wie sich herausstellte, hatte er damit einerseits recht, andererseits unrecht … aber damals konnte ich das nicht wissen. Und er auch nicht.
    »Da wohn ich«, sagte er, schrieb seine Adresse auf ein Stück Papier und reichte es mir. »Im Moment proben wir in der Garage von meinem Dad. Ist nicht ideal … aber solange wir nichts Besseres haben, bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Ich sah auf das Stück Papier. Curtis’ Zuhause lag ungefähr eineinhalb Kilometer von meinem entfernt.
    »Komm so gegen zwei«, sagte er. »Okay?«
    »Morgen?«
    »Ja.«
    Ich sah ihn an. »Wie heißt die Band?«
    »Naked.«
    »Naked?«
    »Ja.« Er lächelte wieder sein Lächeln. »Wir werden gigantisch werden.«

3
    Als ich am nächsten Tag durch Hampstead zu Curtis’ Haus lief, war ich so durcheinander und nervös wegen der ganzen Sache, dass ich schon kurz davor war zu kneifen. Ich hatte einfach so viele Zweifel – was würden die andern aus der Band über mich denken? Was wäre, wenn Curtis plötzlich merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte und ich doch nicht so »perfekt für die Band« war? Und auch wenn ich mir immer wieder sagte, es sei egal, wie ich aussah und was ich anhatte, ließ sich die Angst, uncool zu sein, nicht unterdrücken. Ich hatte getan, was ich konnte – mir unfachmännisch drei Kilo schwarzen Eyeliner und viel zu viel roten Lippenstift von meiner Mutter draufgeknallt –, aber ich hatte mir noch nie viele Gedanken über meinen Haarschnitt oder über Klamotten und Make-up gemacht. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht genau, was gerade cool war und was nicht. Die meisten Anziehsachen kaufte ich auf Trödelmärkten oder in Charity-Shops, und soweit ich mich erinnere, waren meine Haare zu der Zeit ein missglückter Versuch von Stufenschnitt à la Suzi Quatro. Vielleicht hätte das gar nicht so schlecht ausgesehen, wenn ich nicht kurz zuvor mit stumpfer Schere eine Attacke auf die Frisur unternommen hätte, die damit endete, dass ich aussah wie ein leicht verwahrlostes mittelalterliches Straßenkind. Also, ganz ehrlich: Wenn man sich ein sechzehnjähriges Mädchen mit zu viel Eyeliner, wild zusammengemixtenKlamotten und dem Haarschnitt einer Geisteskranken vorstellt … dann hat man wahrscheinlich ein einigermaßen zutreffendes Bild von mir vor Augen.
    Egal, ich war wie gesagt ziemlich nervös an dem Tag und machte mir über alles Mögliche Sorgen, und je näher ich dem Haus kam, in dem Curtis wohnte, desto verlockender schien mir der Gedanke, einfach umzukehren und wieder heimzugehen. Doch sosehr auch die Nerven mit mir durchgingen – andererseits platzte ich fast vor Hoffnung und Aufregung, und auch wenn ich vor Schiss beinahe umkam, siegte am Ende trotzdem die Erregung. Denn das war es, was mich weitergehen ließ: der Rausch, die Begeisterung, der Kick des Ganzen. Ja, ich hatte Panik. Und ja, ich wusste, dass ich mich vielleicht zum Affen machen würde. Aber das, was ich da tat – was auch immer letztlich dabei herauskommen würde …
    Ich wollte es unbedingt.
    Ich wollte es.
    Und ich tat es.
    Curtis’ Haus war ein ziemlich großes, frei stehendes Gebäude in einer gehobenen Gegend von Hampstead. Es war zwar nicht annähernd so groß wie das Haus, in dem ich wohnte, aber schließlich war Curtis’ Vater auch nicht Filmproduzent wie meiner. Curtis’ Vater war Arzt. Genau wie seine

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