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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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gekommen waren, unter der Schlagzeile
     
    PROTOKOLL DER TODESMINUTEN
     
    Dazu kamen fast sechs Seiten, die nur mit Fotos aufgemacht worden waren: Joseph Kovacs. Die geöffnete Hintertür einer Ambulanz. Sanitäter, die die Verwundete in den Lastwagen luden.
     
    Die Times und die Daily News waren konservativer in der Aufmachung und zeigten nicht mehr als dreispaltige Bilder von der Pressekonferenz, zusätzlich noch ein kleines zweispaltiges Foto von den Absperrungsmarkierungen und einer Blutlache, die das Neonlicht der Werbungen einfing, die an der University Street immer noch eingeschaltet gewesen waren. Eine leere Patronenhülse lag neben der Lache, eingekreist von einer Kreidemarkierung.
     
    Jeder Nachrichtensender übertrug die Pressekonferenz live.
     
     „Sind Sie sicher, daß es so passiert ist, wie ihre Beamten es im Abschlußbericht dargestellt haben, Mrs. Kovacs?“ fragte einer der Fernsehreporter bei der Pressekonferenz, nachdem er nicht einmal einen Blick in die Akte geworfen hatte, die unbeachtet auf dem Stuhl vor ihm lag.
     
    „Warum halten Sie diese Pressekonferenz, Mrs. Kovacs?“ fragte ein anderer.
     
    „Wo ist der Commissioner?“ fragte ein dritter.
     
    „Warum hat sich Bürgermeister Breitbaum noch nicht zu den Anschuldigungen geäußert, daß…“
     
    Für einen Augenblick wurde der Raum mit Fragen geflutet, als sich jeder Reporter, jeder Kolumnist, jeder Blogger zu Wort meldete, etwas wissen wollte, etwas als erster wissen wollte.
     
    Denise Kovacs schaute auf sie alle herab und fragte sich, ob man sich so fühlte, bevor man in die Löwengrube geworfen wurde. Die Fragen waren wie ein hungriges Gebrüll, sie alle wollten Blut sehen, wollten jemanden zerreißen, wollten einen Schuldigen haben.
     
    Denise stand hinter dem Pult und schüttelte den Kopf. Sie haßte Pressekonferenzen. Besonders diese.
     
    „Eine Frage nach der anderen!“ rief sie in den Raum.
     
    Die Reporter, die Kolumnisten, die Blogger überhörten sie, wollten nicht warten, warfen immer wieder neue Fragen auf, warteten nicht auf eine Antwort. Denise schaute den Reporter an, der die erste Frage gestellt hatte.
     
     „Nein, Mr. Wills. Das ist doch Ihr Name? Fox News, richtig? Nun, Mr. Wills, nein, Ich bin nicht sicher, daß es sich die Situation im Harper’s sich wirklich so - Punkt für Punkt, Sekunde für Sekunde - genauso abgespielt hat, wie es von Sergeant Shuster und Lieutnant Siegel in ihrem abschließenden Bericht dargestellt wird. Ich war nicht im Harper‘s. Und ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß Sie dort gewesen wären. Und ich bin mir sicher, daß ich mich daran erinnern würde.“
     
    Denise räusperte sich, bevor sie fortfuhr.
     
    „Ladies, Gentlemen…wenn jemand von Ihnen glauben sollte, wir versuchten in diesem Bericht unsere Fehler zu verstecken, dann tut mir das leid. Nein, warten Sie, es tut mir nicht leid. Die untersuchenden Beamten haben Ihr Bestes getan, um den Vorfall so gut wie möglich aufzuklären.“
     
    Sie machte einen halben Schritt vom Podium weg, hob den Arm, um zwei Polizeibeamte neben sich vorzustellen, die sich in schlechtsitzende Anzüge gezwängt hatten. Und sich darin nicht sehr wohl fühlten, wenn man ihre Gesichtsausdrücke in Betracht zog. Einer der beiden war ein Mann von über fünfzig Jahren, mit ausgemergelt wirkenden Zügen und Falten, die so groß waren, daß sie eigentlich in Arizona als Teil des Grand Canyons stehen sollten. Die Augen  waren schmal und beinahe unter dem Wust von Falten verborgen, schienen sich kaum zu bewegen, während sie die Journalisten musterten, die sich unten im Zuhörerraum versammelt hatten. Neben ihm stand ein jüngerer Mann, ebenfalls schlank, ohne jedoch so knochig wie sein älteres Pendant zu wirken. Er konnte höchstens dreißig sein. Eine breite, modische Brille aus Plastik verlieh ihm ein intellektuelles Aussehen.
     
    Der ältere Mann erreichte das Mikrofon zuerst, nahm es in die Hand und justierte es so, daß es direkt unterhalb seines Mundes war:
     
    „Gentlemen, mein Name ist Lieutnant Siegel. Der junge Mann neben mir ist mein Partner, Sergeant Shuster. Wir beide waren in den vergangenen Tagen damit beauftragt, die Geschehnisse im Harper‘s zu rekonstruieren. Wenn Sie bitte den Bericht in die Hand nehmen würden, der Ihnen vorliegt, dann werde ich versuchen, unsere Ergebnisse zu erläutern.“
     
    Die Journalisten schlugen die Kladden auf, die vor ihnen gelegen hatten. Manche überflogen den Textkopf mit

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