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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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dann…
     
    …Susan Miller, die in das Bild gelaufen kam, mehr ein Kriechen, halb abgeduckt, mit dem sie sich zentimeterweise vorarbeiten konnte. Ein anderer Polizist lag auf dem Boden, umklammerte sein Bein und sah mit erschrockenem und panischem Gesicht zu, wie Blut aus einer riesigen Wunde an seinem Oberschenkel heraus sprudelte.
     
    Und dann war die Reporterin bei ihm, preßte ihre Hände auf die glitschigen Stoff der Uniformhose, hielt das Blut zurück, bis sie ein Stück ihrer Bluse herausriß, eine provisorische Schlinge anfertigte und sie um den Oberschenkel legte.
     
    „Ruhig.“
     
    Das Gesicht der jungen Frau war bleich. Sie hatte ihre Lippen zusammengepreßt. Der Polizist hatte seine Arme ausgestreckt, schlug wild um sich, versuchte selbst, an die Wunde in seinem Bein zu kommen, aber die Journalistin wischte die Hände beiseite, zog den Streifen Stoff um die aufgerissene Hose stramm. Dann beugte sie sich zurück und schrie laut: „Sanitäter!“
     
    Und zum zweiten Mal in dieser Nacht fällte Claire Weizack eine Entscheidung, die ihr später den Pulitzerpreis einbringen sollte, gemeinsam mit dem Team der MSNBNC-Nachrichten. Sie ließ die Aufnahmen weiterhin live über den Sender gehen. Ihre Reporterin hatte sich über den Polizisten gebeugt, seinen Kopf an ihre Brust gelegt, während der Mann wimmerte.
     
    Die Welt würde zusehen, wie der Blick des Cops leer wurde, seine Pupillen in den Augenhöhlen zu verschwinden schienen, bis nur noch das Weiße übrigblieb und er ohnmächtig wurde.
     
    Susan Miller zog die Schlinge um die Oberschenkelwunde erneut fester, drehte sich um, sah an der Kamera vorbei ins Leere, in das Chaos, von dem nur ein kleiner, winzig kleiner Bruchteil aufgenommen werden konnte, und schrie wieder nach einem Sanitäter.
     
    Die Welt würde sehen, wie die Reporterin anfing zu weinen, den Mann in ihren Armen wiegte, bis - eine Ewigkeit später - ein Sanitäter kam, seinen Erste-Hilfe-Kasten auf den Boden schmiß und sie mit sanfter Bestimmtheit von dem Cop wegbrachte, um sich selbst um die Wunde zu kümmern.
     
    Einige Minuten später schluckte Claire Weizak, nickte ihren Technikern zu und legte das Kopfmikrofon weg. Sie fühlte sich scheußlich. Ihr war schlecht, sie hatte Kopfschmerzen und das unbestimmte Bedürfnis, sich in die Toilette einzuschließen und hemmungslos loszuheulen.
     
    Sie sah in die Gesichter der beiden Techniker und merkte, das es den Männern nicht anders erging.
     
    „Schalten wir‘s ab, Peter“, meinte sie und wischte sich etwas Schweiß von ihrer Stirn. „Susan wird sich wieder melden, wenn es….wenn es vorbei ist.“
     
    Sie drückte den Knopf zum Nachrichtenstudio.
     
    „Mike? Du wirst übernehmen müssen.“
     
    Als die Kameras im Studio Mike Roth live schalteten, sah der erfahrene Nachrichtenmann aus, als hätte man ihn geschlagen.
     
    „Das war…“ setzte der Moderator an, unterbrach sich, geriet ins Stocken, schaute von der Kamera weg. „Das war…unsere Reporterin vor Ort, Susan Miller, mit einem Live-Bericht von der versuchten Geiselbefreiung an der University Street. Es ist momentan leider nicht mehr möglich, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Wir…wir werden uns wieder melden, sobald uns neue Informationen vorliegen.“
     
     
     
    04:12 - 04:17
     
    Die Spurensicherung der New Yorker Polizei brauchte später neun komplette Tage, um sich auch nur halbwegs ein Bild zu machen, was  möglicherweise in den Minuten zwischen 4:12 Uhr und 4:17 Uhr passiert war. Eines war sicher: Jake Sawyers Entscheidung, den Supermarkt mit einem SWAT-Team zu stürmen, hatte elf Todesopfer gekostet - darunter waren die fünf Männer seines Teams, vier der Geiseln und einer der Cops, der draußen von einem Querschläger des M16 Feuers in die Brust getroffen wurde und noch starb, bevor einer der Notärzte zu ihm kam und verzweifelt versuchte, die Wunde abzubinden und ihm das Herz zu massieren. Zusätzlich wurden achtzehn Leute verletzt, vier davon lagen zum Zeitpunkt, an dem die Polizei an die Presse ging, noch im Krankenhaus und schwebten in Lebensgefahr.
     
    Der Bericht wurde vom New Yorker Police Departments im Rahmen einer Pressekonferenz von der stellvertretenden Polizeichefin, Denise Kovacs, veröffentlicht und in den meisten größeren Zeitungen im Wortlaut abgedruckt.
     
    Die Post brachte sogar die Fotokopien des Originals als Sonderveröffentlichung heraus, zusammen mit Fotos aller Opfer, die in der Nacht im Harper‘s ums Leben

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