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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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dann traf ihn etwas.
     
    Es war nicht schmerzhaft.
     
    Am Anfang jedenfalls nicht. Nicht mehr als ein Mückenstich in seinem Rücken, der anfing, weh zu tun. Ein Aufblitzen von Schmerz, dann nichts…nur eine Taubheit, die direkt unterhalb seines Brustkorbes anfing und sein Bein herunter wanderte. Er konnte sein Gewicht nicht mehr halten. Weiteres Krachen hinter ihm, aber David achtete schon nicht mehr darauf. Die Taubheit in seinem Rücken und seinem linken Bein schnitt ihn vom Rest der Welt ab. Es war rein instinktiv, daß er die Hände nach vorne nahm, um seinen Sturz abzufangen. Glassplitter schnitten sich in das Fleisch seiner Handflächen, seiner Unterarme.
     
    Die Straße.
     
    Die Straße war nur noch ein paar Meter entfernt. Er konnte sie sehen, durch die gezackten Umrisse des Schaufensters, aus dessen Rahmen die einzelnen Glasscherben noch heraushingen und im Nebel wie die Zähne eines gigantischen, aufgerissenen Rachen wirkten.
     
    „Hilfe“, krächzte David. Er reckte die Hand nach oben und hoffte, daß ihn jemand sah. Es mußte  ihn doch draußen jemand sehen. „Bitte helft mir.“
     
     
     
    04:12
     
    Die Luft in den Tiefkühltruhen war kalt und klar. Josh Dannerman hielt den Kopf unten und versuchte, so wenig wie möglich von dem kleinen Luftvorrat zu verbrauchen, der sich zwischen den gefrorenen Pizzen, den Tüten von Schnittlauch und Broccoli und dem Rand der Kühltruhe gebildet hatte.
     
    Die Idee, sich in den Kühltruhen zu verstecken, hatte er aus einer der Sendungen, die sich sein Vater so gerne im Fernsehen ansah und die nach Joshs Meinung lausig waren.
     
    Top Cops hieß die Show, in denen Cops ihre aufregendsten Fälle von Schauspielern nachstellen ließen, unterbrochen von Großaufnahmen der Originale, die belehrende Monologe führten, um zu zeigen, daß es noch wahre Männer und Frauen in diesem Land gab.
     
    Klar , dachte Josh in einem Anfall von Sarkasmus, und wahre Irre gibt‘s natürlich auch hier. Jede Menge sogar.
     
    Zumindest hatte er etwas gelernt.
     
    Und was haben wir heute gelernt? fragte Josh sich mit der gedanklichen Imitation Mr. Pavlocéks, seinem Klassenlehrer. Er brachte die richtige Art des russischen Akzentes herein, den der 56jährige Immigrant aus der früheren Sowjetunion hatte. Na, Josh, du siehst aus, als könntest du die Frage beantworten.
     
    Wir haben gelernt, daß CS-Gas sich wesentlich langsamer in kälterer Luft ausbreitet, Mr. Pavlocék. Eine der Weisheiten des Lebens, die wir in fast jeder der alltäglichen Situationen anwenden können.
     
    Draußen fielen Schüsse. Einen konnte er klar heraushören, dann waren es mehrere. Unmöglich, zu bestimmen, wer sie abgefeuert hatte.
     
    Ihm war kalt. Die eisige Luft kam aus einem Ventilatorschlitz direkt unterhalb seines Bauches und strich an seinen Armen entlang, aber das war es nicht. Josh bewegte seinen Kopf etwas nach rechts und sah in den eisigen, gebrochenen Blick des älteren Polizisten.
     
    Oh Gott, er hatte es vergessen, er hatte es total  vergessen. Joshs Magen rebellierte. Der tote Mann hatte Rauhreif an seinem Bart, winzige Eiszapfen, die sich in den Haaren festgesetzt hatten. Das Blut hatte ebenfalls den leicht blauen Schimmer von Eis angenommen. Es glitzerte in dem gelblich-käsigen Licht der Kühltruhe.
     
    „Oh Gott, bitte…“ flüsterte Josh, „bitte, lieber Gott…“
     
    Er wußte nicht mehr, um was er Gott bitten wollte.
     
    Er wußte es einfach nicht mehr.
     
     
     
    04:12
     
    Auf Claire Weizaks Monitoren war die Hölle losgebrochen. In dem Kontrollraum der MSNBC-Nachrichtenredaktion war eine Leiste von Bildschirmen, direkt auf Augenhöhe, die zu jeder Tages- und Nachtzeit alle Sender zeigte.
     
    „Heilige Scheiße“, meinte einer der Techniker und riß die Beine vom Mischpult herunter, auf dem er sie in den letzten Minuten gelegt hatte. Einige der Regler verstellten sich und ein heulendes Pfeifen glitt durch den Raum, bevor er es mit einem Knopfdruck abschaltete.
     
    Claire war für einen Moment eingenickt. Sie hatte einen Pappbecher mit Kaffee in der Hand gehabt, als sie durch das Pfeifen aufgeweckt wurde, erschrak und fluchte wie ein betrunkener Matrose, als das heiße Gesöff, das man sich aus einem Automaten am Ende des Ganges holen konnte und den Namen Kaffee eigentlich nicht verdiente, über ihre Jeans floß. Der Schmerz riß auch die verbliebene Müdigkeit wie ein Schleier von ihr und sie war hellwach.
     
    „Was ist…“ Sie warf einen Blick auf die

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