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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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warum der Streifenwagen hier vorbeigekommen ist. Jemand hat im nächsten Revier angerufen und gesagt: ‚Hey, ich glaub‘, ich hab‘ nen Schuß gehört. Weiß aber nicht, woher er gekommen ist. Fänd‘s nich‘ schlecht, wenn Ihr mal schaut. Geht sowieso nicht so gut mit der Nachbarschaft hier.‘ Und die Cops haben einen Streifenwagen losgeschickt. Hatten keine direkten Befehle. Nur den Auftrag, nach etwas Außergewöhnlichem zu schauen.“
     
    „Nach einem Raubüberfall“, unterbrach ihn Gwen.
     
    David nickte.
     
    „Ja, zum Beispiel nach einem Raubüberfall“, stimmte er zu. „Also fahren sie langsam die Straßen herunter und sehen uns. Ist doch nichts Besonderes. Nur einer dieser 24-Stunden-Supermärkte, in denen sie manchmal auch einkaufen, wenn sie Spätschicht haben.“
     
    Stille.
     
    „Niemand wird kommen, nicht wahr?“, sagte Gwen dann.
     
    David schüttelte den Kopf.
     
    „Nein“, sagte er, „niemand wird kommen.“
     
    Aber darin irrten sie beide.
     
     
     
    01:11
     
    Norm Kelsey hatte sich vor einigen Minuten beim 13ten Revier abgemeldet.
     
    „Du solltest dich nicht wagen, uns wegen irgendwelcher Kleinigkeiten anzurufen, Geraldo“, sagte er in das Funkgerät, als er und Charlie Foster am Village Square standen und sich den Arsch unter den dicken, gestärkten Drillichhemden ihrer Uniformen abschwitzten. „Ten-Four.“
     
    Zwischen ihren Schulterblättern und an der Wirbelsäule fühlte es sich feucht an, als würde jemand mit einem Schwamm immer wieder dieselbe Stelle naßmachen, mit klebrigem, lauwarmen Wasser, das sich einen Weg überall am Körper bahnte. Charlie hatte einen schlimmen Durst. Sein Mund war so ausgetrocknet, daß er halb erwartete, Sand zwischen seinen Zähnen zu erkennen, wenn er nachschaute. Speichel war im Rachen und in der Kehle zu einem zähfließenden Schleim geworden, der das Schlucken mehr behinderte als alles andere.
     
    Er zog den Speichel aus dem Rachen hoch, spürte den ekligen Klumpen auf seiner Zunge und spuckte ihn aus. Ein kleiner, hellgelber Ball erschien zwei Meter vor seinen Füßen auf dem Asphalt der Straße.
     
    Charlie schluckte nochmal.
     
    Es war immer noch nicht besser geworden.
     
    Statik kam aus dem kleinen Lautsprecher in Norms Hand, dann Geraldo Peréz‘ Stimme, die sich wie eine elektrische Störung anhörte, die auf wundersame Weise die Möglichkeit bekommen hatte, zu sprechen: „Ich gebe euch eine halbe Stunde, Jungs, dann erwarte ich euch zurück. Wo seid ihr? Ten-Four.“
     
    „Am Village Square“, antwortete Norm. „hier ist alles ruhig. Wenn du was von uns willst…wir gehen jetzt zum Harper‘s. Charlie verdurstet schon. Du weißt, was das bedeutet. Ich kann seine Zunge sehen und, ob du‘s glaubst oder nicht, Geraldo, die ist ganz grau. Der Junge wird mir noch umfallen, wenn er nicht schnell was zu trinken bekommt.“
     
    Er lachte gequält. „Also keine Störungen, okay? Nicht einmal, wenn du glaubst, daß die Welt untergeht. Ten-Four.“
     
    „Ich werd euch in Ruhe lassen, Norm“, kam die Antwort. „Ten-Four. Over and Out.“
     
    Norm steckte das Funkgerät in seine Gürteltasche und grinste zu Charlie herüber.
     
    „Ist doch wahr“, sagte Norm gerade, „der alte Peréz wird uns sonst auch noch anrufen, wenn er glaubt, daß sich eine Katze irgendwo in der Barrow Street verlaufen hat. Der alte Knacker glaubt immer noch, wir können dir Welt retten. Weißt du, wie ich das nenne, Charlie? Das Superman Syndrom. Der Versuch, Übermenschliches zu erreichen, obwohl man genau weiß, daß es unmöglich ist.“
     
    Charlie antworte nicht. Einige unterdrückte Laute, das Keuchen eines Mannes, der nicht einmal durchatmen konnte.
     
    Norm wünschte, er könnte sagen, daß es besser werden würde, daß alles wieder gut werden würde, daß der junge Cop noch ein langes, erfülltes Leben vor sich haben würde.
     
    Norm wünschte sich, er könnte lügen.
     
    „Was?“ fragte Charlie. Er hatte Norm nicht zu gehört. Das heißt, er konnte sich nicht daran erinnern, was sein Partner gesagt hatte. Er wußte, daß  er etwas gesagt haben mußte. Aber Norm war wie ein Fernseher gewesen, bei dem der Ton abgestellt worden war. Der ältere Mann hatte den Mund geöffnet, dann wieder geschlossen, manchmal ein wenig mit den Händen gestikuliert, wie ein alter Stummfilmstar, aber es war absolut ruhig gewesen. Es tat weh.
     
    Es tat immer weh.
     
    „Du hast mir nicht zugehört“, warf ihm Norm vor. Es klang beinahe

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