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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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den sich der Tierschutzverein dringend kümmern sollte?«, bot ich an.
    Sie warf mir einen langen Blick zu, der mir mit Sicherheit etwas sagen sollte, aber ich verstand nicht was. »Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt schon mal nach deinen Sachen sehe«, sagte sie schließlich, drehte sich um und ließ mich allein in der Küche stehen.
    Eoin O’Connor. Der Name sagte mir absolut nichts. Ich hatte keinen Eoin in der Schule gekannt, und ich hatte auch keine Schulfreundin mit dem Nachnamen O’Connor gehabt. Vielleicht war er ein Jahr älter oder jünger als ich, und ich hatte ihn nur vergessen? Aber hätte ich mich dann an ihn erinnert, wenn ich ihn als Kind gekannt und nun dem erwachsenen Mann gegenüberstand? Oder waren wir uns erst vor ein paar Jahren begegnet? Er war mir jedenfalls von Anfang an bekannt vorgekommen, gleich, als ich ihn im Defender sitzen sah. Ich ging gedanklich zurück in den Pub, um mir sein Erscheinungsbild genau in Erinnerung zu rufen: sehr kurzes, fast schwarzes Haar, müde blaue Augen, die von dunklen Schatten umgeben waren, das Kinn nicht gerade glatt rasiert. Ein schmales, kantiges Gesicht, trotz allem attraktiv, muskulöse, sehnige Arme. Eine lange Narbe am rechten Unterarm.
    Die Narbe.
    Ich versuchte, mir den Mann mit der Narbe am Arm vorzustellen, den ich vor sieben Jahren kennengelernt hatte. Dann versuchte ich, mir den Mann aus dem Defender mit fünf Kilo mehr vorzustellen. Ein paar Jahre jünger. Mit längeren Haaren. Ohne die Spuren, die die Jahre
in seinem Gesicht hinterlassen hatten. Konnte es derselbe sein? Es ließ mir keine Ruhe. Gleichzeitig war es, als verweigerte sich mir die Erinnerung. Als hätte ich sie irgendwo eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen … Ich ging rauf ins Gästezimmer, um zu telefonieren. Aber ich rief nicht die Polizei an, sondern Kate. Sie kannte mich besser als jeder andere, und vielleicht könnte sie mir helfen.
    »Na, wieder zurück?«, fragte sie als Erstes. »Das ging aber schnell. Es ist ja gerade erst acht Uhr abends!«
    »Nein, ich bin noch in Irland. Ich komm bei dem Nebel nicht weg.«
    »Du wolltest doch sowieso erst morgen kommen.«
    »Übermorgen. Aber jetzt fliege ich morgen früh. Benjamin braucht mich bei …«
    »Aha«, fiel sie mir ins Wort. »Du und deine Mutter, ihr habt euch gestritten.«
    Ich konnte nur hoffen, dass ich vor Gericht nicht so durchschaubar war wie in Kates Gegenwart. »Erinnerst du dich noch daran, wie es war, als ich das letzte Mal hier war?« Damit wich ich ihr aus und kam gleichzeitig zum Grund meines Anrufs.
    »Die Elfen hatten dich fest im Griff.«
    »Feen.«
    »Was ist der Unterschied?«
    Ich wusste es auch nicht. »Wieso hatten mich die Feen fest im Griff?«
    Kate lachte. »Du warst wie ausgewechselt. Vorher hattest du nur deine Doktorarbeit und den allseits begehrten Benjamin im Kopf, dann warst du ein Wochenende bei deiner Mutter, du bist nach Cork gefahren und auf
einer Party versumpft, und da muss es wohl passiert sein.«
    Ich konnte mich genau erinnern, aber ich wollte, dass sie mir davon erzählte. Dass sie mir ihren Eindruck schilderte, den sie von dieser Zeit hatte. »Sprich weiter.«
    »Jemand hatte sich in den Kopf gesetzt, dich zum Tanzen zu bringen. Irgendwann hatte er dann auch Erfolg, und ihr saht euch ein paar Lieder lang tief in die Augen. Dann fiel dir wieder ein, dass dich gerade erst der schöne Dr. Benjamin Russell gefragt hatte, ob du ihn heiraten willst, und der Tänzer war vergessen.« Sie holte tief Luft. »Offiziell natürlich nur. In Wirklichkeit hast du dich noch ein paar Wochen rumgequält, ob du wirklich das Richtige tust. Dann hast du beschlossen, dass dich wohl einfach nur ein paar irische Elfen oder Feen verwirrt haben, und du hattest recht. Heute seid ihr glücklich verheiratet. Warum willst du das wissen? Hast du ihn wiedergesehen?« Sie kicherte.
    »Ich weiß es nicht«, gestand ich ihr.
    »Oh.« Das Kichern war weg. Kate klang ernst. »Warum weißt du es nicht?«
    »Er sieht so anders aus. Älter.«
    »Ich sag es nicht gerne, aber es könnte daran liegen, dass er älter geworden ist. Das war vor sieben Jahren. Und ich sag dir noch was: Du bist auch älter geworden.«
    »Hab ich mich denn sehr verändert?« Was für eine Frage. Ich hatte die drei bis vier Kilo mehr, die man als Frau ab dreißig offenbar automatisch auf die Waage gelegt bekam, egal, wie sehr man aufs Essen achtete und sich beim Sport quälte. Ich hatte eine andere Frisur, ich kleidete mich anders,

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