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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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er doch kaltblütig genug, mich zu überfahren? Es würde einige Probleme für ihn lösen, schoss mir durch den Kopf. Er hätte Deirdre für sich alleine … Ich erwartete den Aufprall, aber er kam nicht. Es wurde einfach still. Dann hörte ich eine Autotür schlagen, und jemand schrie: »Bist du jetzt komplett durchgedreht?«
    Ich öffnete die Augen. Das Scheinwerferlicht blendete immer noch, ich musste einen Schritt zur Seite gehen, um etwas sehen zu können. »Dachtest du, ich lasse zu, dass du noch ein Tier zu Tode quälst?«, schrie ich zurück.
    Eoin hörte mir nicht zu. Er tippte auf seinem Handy herum, hielt es sich ans Ohr und sagte: »Ich hab es nicht erwischt. Ihr müsst weitersuchen. Es ist in Richtung Kilmichael East gelaufen. Ja, aber ich muss erst noch was erledigen. Ich hatte … einen kleinen Unfall. Nein, alles okay. Dauert nur fünf Minuten.« Eoin beendete das Gespräch
und sah mich wütend an. »Ich hätte es fast gehabt. «
    »Ja, genau. Deshalb bin ich dazwischengegangen. Aber offenbar hast du ja noch genügend Freunde auf Abruf, die ähnlich pervers drauf sind wie du. Macht ihr eigentlich Filmchen davon und stellt sie ins Internet, damit die anderen Tierquäler-Freaks, die so sind wie ihr, auch was davon haben?«
    »Es stirbt, wenn wir es nicht fangen«, sagte Eoin schlicht.
    Ich verstand nicht, was das sollte. »Bitte?«
    »Du hast mich gehört.«
    »Du willst doch jetzt nur ablenken und mich einwickeln. Vergiss es. Ich rufe die Polizei.« Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Notrufnummer. Eoin stürmte auf mich zu und packte mich am Handgelenk. Das Telefon fiel zu Boden, der Akku flog raus. Ich schrie auf.
    »Hör mir doch einfach mal zu! Reicht es dir nicht, dass du dich selbst fast umgebracht hast? Mir einfach vors Auto zu springen, mitten in der Dunkelheit! Wenn wir die Aktion abblasen, ist das Pferd tot! Außerdem weiß die Polizei, was wir machen.«
    Ich stieß ihn von mir und rieb mein schmerzendes Handgelenk. »Was weiß die Polizei?«
    »Wir sind ordnungsgemäß angemeldet. Wir haben sogar eine Homepage.« War das ein Lächeln in seinen Augen? Wovon sprach dieser Typ?
    »Erzähl das jemand anderem«, sagte ich sauer. Ich wollte mich umdrehen und gehen, knickte aber sofort vor Schmerz weg. Das Adrenalin hatte mich meinen angeknacksten
Knöchel eine Weile vergessen lassen, aber jetzt waren die Schmerzen dafür umso schlimmer.
    »Lass mich mal sehen. Hast du dir den Fuß verstaucht?« Eoin kniete sich neben mich ins Gras.
    »Finger weg«, zischte ich ihn an.
    Er verdrehte die Augen und kramte ein Blatt Papier aus seiner Hosentasche. Es war ein Flyer mit der Aufschrift:
    COUNTY CORK PFERDESCHÜTZER
    HELFEN SIE UNS, DEN AUSGESETZTEN TIEREN WIEDER EINE HEIMAT ZU GEBEN!
    Darunter ein kleiner gedruckter Informationstext, den ich gar nicht mehr durchlas. Dafür schämte ich mich viel zu sehr. »Oh nein«, seufzte ich.
    »Ich bin einer von den Guten, weißt du?«, sagte Eoin.
    »Bei uns in England schießen die Guten so selten Pferde ab«, murmelte ich zerknirscht.
    »Das war ein Betäubungsschuss. Und der Mann, der ihn damals abgegeben hat, war ein Tierarzt, der genau wusste, was er tat. Mit dem habe ich auch gerade telefoniert. «
    »Tja, wie gesagt, englische Tierärzte tragen weiße Kittel und bleiben brav in ihrer Praxis. Glaube ich zumindest. Ich sehe nämlich so selten welche. Wahrscheinlich weil sie eben brav in ihrer Praxis bleiben.«
    »Hättest du Tiere, würdest du öfter welche sehen.«
    »Irgendwie hab ich jetzt ein bisschen Angst vor Tierärzten. Am Ende gerate ich noch aus Versehen an einen Iren.«
    Wir schwiegen eine Weile, dann lachten wir beide
gleichzeitig los. Nur dass sich mein Lachen in Weinen verwandelte. Eoin legte den Arm um mich und drückte mich sanft an sich, bis ich mich wieder beruhigt hatte.
    »Was ist los?«, fragte er leise. »Ist es wegen Deirdre?«
    »Ja. Nein. Also, auch wegen Deirdre, natürlich. Aber jetzt gerade eher wegen dir, weil ich so dumm war. Und weil das arme Pferd da draußen herumläuft und vielleicht stirbt. Wieso stirbt es eigentlich? Hier ist doch überall Gras und Wasser?« Ich schniefte.
    »Es ist ein Zuchtpferd und hat einmal sehr viel Geld gekostet. Es kennt sich in der freien Natur nicht aus, weil es daran gewöhnt ist, dass es gefüttert wird. Jemand muss ihm die Hufe auskratzen, sonst entzünden sie sich. Es braucht das gewohnte Futter, sonst bekommt es eine Kolik. Und so weiter. Es ist ein bisschen, wie wenn man

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