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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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spüren: Sie würde es schaffen! Ich musste nur fest genug daran glauben.
    In diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Wenn
sie aufwachte, würde alles so sein, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Nicht so, wie sie dachte, es wäre für alle das Beste. Nein, dazwischen lagen Welten! Meine Aufgabe war es ab sofort, herauszufinden, was das Richtige war. Es war das Einzige, das ich wirklich für meine Mutter tun konnte.
     
    Mit wehem Herzen und unter Tränen verließ ich das Krankenhaus. Ich checkte aus dem Hotel aus, kaufte Lebensmittel ein, gab den Mietwagen zurück und bezog Emerald Cottage. Dann rief ich in meinem Büro an und bat die Assistentin, alles über Oliver Jenkins an Material zu sammeln, was sie finden konnte, und es mir zu mailen. Als Nächstes machte ich mir etwas zu essen, ging online und suchte auf der Seite des Bauamts nach einem öffentlichen Bauantrag von Jenkins. Noch während ich mich durch die Homepage der Stadtverwaltung klickte, erreichte mich auch schon die Mail meiner Assistentin. Sie enthielt eine ganze Reihe Links zu Onlineartikeln über Jenkins sowie den Hinweis, sie würde sich noch auf anderem Wege über den Mann erkundigen.
    Es war bereits dunkel, als ich alles durchgearbeitet hatte. Ich hatte nichts überflogen, sondern war gewissenhaft jeden Eintrag Wort für Wort durchgegangen. Ich hatte Informationen im Internet überprüft, hatte eigene Nachforschungen angestellt, und als ich endlich fertig war, war ich keinen Schritt weiter als zuvor.
    Dem Bauamt lag kein Antrag vor. Jenkins musste damit natürlich warten, bis er Deirdres Grundstück gekauft hatte. Dem Plan, den er mir mitsamt den Unterlagen zu seinem Bauvorhaben ausgehändigt hatte, war zu entnehmen,
dass das Land um Emerald Cottage der wichtigste Bauplatz war. An keiner anderen Stelle war der Blick über Ringabella Bay so spektakulär. Außerdem lag das Grundstück im Herzen der Anlage. Wahrscheinlich würde Jenkins aber mit oder ohne Emerald Cottage bauen. Es war nicht so, dass alles von diesem Flecken abhing. Aber wer würde noch im Cottage wohnen wollen, wenn ringsum eine Feriensiedlung entstanden war? Ich fragte mich, warum Jenkins nicht wenigstens schon einen Antrag für das angrenzende Gebiet gestellt hatte. Offenbar konnten seine Investoren noch warten.
    Im Netz gab es nichts wirklich Negatives über ihn. Die Anlagen, die er baute, waren nicht jedermanns Geschmack, und immer wieder gab es Bedenken, dass die gewachsenen Ortschaften dadurch kaputtgingen, da in der Nähe immer auch gleich neue Einkaufszentren entstanden, was Eoin auch befürchtete. Darüber konnte man streiten: Lohnte es sich, den Einzelhandel zu stützen? Oder stellte man sich dadurch dem Fortschritt in den Weg? Natürlich verstand ich Eoins Bedenken, konnte aber gleichzeitig nicht so vehement gegen das Projekt sein, wie er es war.
    Viel wichtiger erschien mir, was Eoin über Deirdre gesagt hatte: dass sie nur hatte verkaufen wollen, um mich nicht zu belasten. Das hieße doch nur, dass sie in Wirklichkeit gar nicht aus Emerald Cottage herauswollte. Andererseits wäre es aber wirklich vernünftiger, wenn sie sich eine Wohnung in der Stadt nahm, wo sie keine weiten Wege hatte und schnelle medizinische Versorgung gewährleistet war. Vorausgesetzt, sie würde wirklich als gebrechliche Frau aus dem Krankenhaus zurückkommen.
Davon, dass sie ein Pflegefall sein würde, wollte ich aber nicht ausgehen. Noch nicht.
    Das Problem bestand nun darin: Sollte ich wirklich verkaufen, wenn die Chance bestand, dass Deirdre eines Tages hierhin zurückkehren würde? War diese Chance mit der Operation heute gestiegen oder gesunken? Und wenn ich nicht verkaufte und Jenkins hier trotzdem baute, dann wäre Emerald Cottage nicht mehr dasselbe, und ich würde keinen guten Preis mehr dafür bekommen. Immerhin ging es um das Geld meiner Mutter, und ich hatte die Aufgabe, es verantwortungsvoll zu verwalten. Dafür würde auch schon Deirdres Anwältin sorgen, so weit es in ihrer Macht stand.
    Ich ging unruhig im Wohnzimmer auf und ab, wo ich mich mit meinen Unterlagen und dem Laptop breitgemacht hatte. Gab es überhaupt eine richtige Wahl? Wie sollte ich entscheiden, wenn ich nicht wusste, was mit Deirdre sein würde? Wie würde sich Deirdre entscheiden?
    Es war diese typische Frage, die man sich stellte, wenn jemand gestorben war. Was würde der Verstorbene wohl in dieser Situation tun? Und zugleich war es die Universalversicherung für alles, die beste Ausrede, die es gab:

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