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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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gut.«
    Erst dachte ich, er wollte nach Cork, aber statt in die Innenstadt weiterzufahren, wählte er die Straße, die über die Mündung des Lee und dann stadtauswärts in Richtung Osten führte. Der Himmel war tiefschwarz. Als wir Harper’s Island überquerten, ahnte ich, wo er hinwollte, und als er dann bei Cobh Cross die Straße Richtung Süden nahm, vorbei am Fota Wildlife Park, hatte ich keine Zweifel mehr: Wir fuhren nach Cobh, dem Hafenstädtchen von Cork.
    »Warst du als Kind hier im Park?«, fragte Eoin.
    Ich nickte. »Der einzige Ausflug, den ich alleine mit meinem Vater unternommen habe. Wir haben uns die Tierbabys angesehen.« Ich lächelte bei der Erinnerung. »Deirdre war dagegen. Sie hatte Angst, dass uns etwas passieren könnte, weil die Tiere nicht wie im Zoo eingesperrt sind. Deshalb ist sie auch nicht mitgekommen.«
    »Du warst nur einmal da?«
    »Es war mal ein Schulausflug geplant, aber ich kann mich gar nicht mehr erinnern, warum der nicht stattgefunden hat. Ich glaube, die Lehrerin war krank.«
    »Ich war als Kind auch nicht oft hier, leider. Meine Mutter hatte keine Zeit und wollte für so etwas kein Geld ausgeben. ›Wir haben zu Hause genug Tiere‹, sagte sie
immer. Aber als Student habe ich mich dauernd im Park herumgetrieben.«
    »Fachliches Interesse, hm?«
    Er lachte. »Natürlich! Ich liebe Tiere! Und dann noch so exotische, wo sieht man die sonst frei herumlaufen? In Irland normalerweise nicht.«
    »Und ich dachte immer, du gehörst auch zu den Theaterleuten, die damals auf der Party waren.«
    »Und ich dachte immer, du arbeitest ganz schön hart daran, nicht die zu sein, die du in Wirklichkeit bist.«
    Ich sah aus dem Fenster. »Und das denkst du heute noch?«
    Er ging nicht darauf ein. »Aber Cobh kennst du?«
    »Nicht sehr gut.«
    »Früher hieß der Ort Cove. Aber im 19. Jahrhundert benannten sie ihn wegen eines Besuchs Queen Victorias in Queenstown um. Als Irland 1922 wieder unabhängig war, nannte man diese nette kleine Hafenstadt wieder Cove. Man schrieb es nur anders, damit es gälisch aussah. Deshalb C-o-b-h. Wusstest du, dass Cobh der letzte Hafen war, an dem die Titanic anlegte, bevor sie unterging? «
    »Kein gutes Omen«, murmelte ich. »Was wollen wir dort?«
    »Ich will dir etwas zeigen.«
    »Im Dunkeln?«
    »Dazu muss es nicht hell sein.«
    »Oooh, geheimnisvoll.« Es sollte ironisch klingen. Mein Herz schlug aber wie wild.
    In Cobh fuhr er uns durch die engen Straßen, die von bunten Häusern gesäumt waren. Im Laternenlicht sahen
sie aus wie Puppenhäuschen. Er hielt vor dem Cobh Heritage Centre neben einer Palme und half mir beim Aussteigen. »Nur ein paar Schritte«, sagte er. Wir gingen langsam zu der lebensgroßen Bronzestatue einer jungen Frau mit zwei kleinen Jungs.
    »Setzen wir uns auf den Sockel?«
    Ich nickte verwundert, tat es aber.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Annie Moore mit ihren beiden Brüdern. Die erste Immigrantin, die über Ellis Island in die USA eingereist ist. Am 1. Januar 1892.«
    »Wo ist man vorher eingereist?«
    »Auch über New York, aber die Einreisebedingungen wurden verschärft, und die Halle, die man bisher hatte, war ständig überfüllt. Im 18. Jahrhundert waren die Immigranten noch überschaubar, aber Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Millionen Europäer. Drei Millionen Deutsche, fast so viele Iren, und zwei Millionen Engländer. Dann kamen immer mehr Süd- und Osteuropäer hinzu, und bei den Amerikanern regte sich die Angst vor der Überfremdung. Also wollten sie strengere Kontrollen und bauten auf Ellis Island ein Immigration Centre.«
    Ich lachte. »Geschichte war dein heimliches Lieblingsfach, was?«
    »Das gehört zur Allgemeinbildung, wenn man hier lebt«, sagte er und klang ein wenig verletzt. »Du musst dich hier mal bei Tageslicht umsehen. Ganz Cobh ist ein einziges Auswanderermuseum. Hier drängen sich Scharen von Amerikanern durch und suchen alte Passagierlisten, weil sie hoffen, die Namen ihrer Vorfahren zu finden. Die Pubs sind voll mit Fotos von der Titanic und
anderen Schiffen, die hier angelegt haben. An den Wänden hängen alte Zeitungsberichte von Schiffsunglücken, Geschichten über Auswanderer. Es ist der zentrale Ort für Menschen, die ihre Heimat suchen. Für die Amerikaner ist es Irland, weil ihre Vorfahren von hier stammen, und für ihre Vorfahren war es Amerika, weil sie nicht länger in Irland bleiben konnten.« Er sah mich eindringlich an. »Kommt dir das bekannt vor?«
    »Och, in die USA würde ich

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