Liz Balfour
etwas zu erwidern, weil Gerrys Freunde mit einem Tablett zurückkamen: acht Gläser Cola. Sie lachten und scherzten auf dem Weg zu uns, stellten das Tablett auf den Tisch und setzten sich zu uns.
»Wenn ihr für den Alkohol nicht reinkommen wollt, stoßen wir eben mit Cola an. Das wird Deirdre schon nicht stören«, sagte einer, der sich als Ryan vorstellte. »Der Mann von Mel, der Taxifahrer, weißt du? Ich bin ganz frisch Vater geworden«, grinste Ryan, als er mir die Hand schüttelte. »Und jetzt stoßen wir aber an. Auf Deirdre! Sláinte!«
»Sláinte!«, riefen die anderen, erhoben ihre Gläser und tranken. »Auf Deirdre!«
Nun stellten sich mir auch die restlichen vier vor: Jo, der Metzger, Cal, Besitzer des kleinen Lädchens und wie Ryan Taxifahrer, Neil, der Briefträger, und Adam, ein Bauer, bei dem Deirdre Milch und Eier kaufte.
»Wir haben Geschenke für sie«, sagte Neil. »Ich habe sie im ganzen Dorf eingesammelt und in einen großen Sack gesteckt. Ein bisschen wie der Weihnachtsmann.« Er grinste. »Soll ich den Sack zum Cottage bringen?«
»Ich hab den Wagen«, sagte Eoin. »Du wohnst doch gleich nebenan. Wollen wir ihn holen? Dann leg ich ihn in den Kofferraum und fahre ihn zum Cottage, wenn ich die Lady nach Hause bringe.«
Neils Grinsen wurde breiter. »Ah, klar. Aber bleib du hier sitzen, ich kümmere mich drum.«
Er trank seine Cola aus und verschwand.
»Braucht er nicht deinen Wagenschlüssel?«, fragte ich Eoin.
Die Männer lachten. »Hier schließt keiner ab«, sagte Cal. »Aber jetzt erzähl mal von dir, junge Frau. Kommst du wieder zurück in die Heimat?«
»Wie hält man das eigentlich aus in London? Da sind doch lauter Engländer!«, rief Ryan.
»Und die Luft ist so schlecht«, mischte sich Adam ein. »Ich war mal da, meine Frau wollte unbedingt bei Harrods einkaufen gehen. Sie fand es toll. Ich fand es, na ja, auch mal ganz interessant. Aber da leben? Nee.«
»Wo wohnst du denn da, in London?«, fragte Gerry.
»In Chelsea.«
Einem allgemeinen »Oooh, die feine Dame!« folgte fröhliches Gelächter.
»Lass dich nicht ärgern«, lächelte Gerry und prostete mir zu. »Schön da?«
»Ich habe Blick auf die Themse.«
»Na, wenigstens ein bisschen wie zu Hause. Aber die Themse ist nun mal nicht das Meer«, sagte Ryan. »Und hast du ein Haus?«
»Eine Wohnung.«
»Sie hat doch kein Haus, das kann kein Mensch bezahlen, nicht in London!«, rügte Adam seinen Freund.
Ich beschloss, den Spieß umzudrehen. »Und ihr? Wo stehen eure Häuser?«
Mit Besitzerstolz versuchten die Männer, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Der eine rühmte seinen schönen
Garten, um diesen gleich vom Nächsten als »winziges Rasenstück mit drei verdorrten Pflänzchen« runtergemacht zu bekommen, einer pries sein frisch renoviertes Häuschen (»Die alte Bruchbude hatte es aber auch dringend nötig!«), und so ging es noch eine ganze Weile weiter. Neil kam zurück und tat so, als hätte er nicht einen, sondern mindestens fünfzig Säcke von seinem Haus in Eoins Wagen schleppen müssen, was die anderen sofort veranlasste, ihn als Schwächling hinzustellen. Ich genoss die Energie und Freude, die von den Leuten ausging, ich bewunderte ihre enge Freundschaft, die den rauen Ton möglich machte, den starken Zusammenhalt, wie sie sich neckten und übereinander lachten, um gleich wieder miteinander zu lachen, und wie herzlich sie mir gegenüber waren, obwohl sie mich nicht kannten. Sie kannten meine Mutter, und das reichte ihnen.
Gegen eins warf uns Gerry schließlich raus. Bevor er abschloss, nahm er mich beiseite und raunte: »Mach bloß einen Bogen um Keera. Die kann ganz schön biestig werden.«
»Was? Nein, es ist nicht … Also, Eoin und ich, wir sind gar nicht…«, stammelte ich und wurde knallrot.
»Ich mein ja nur.«
»Ich weiß doch, dass er eine Freundin hat«, schob ich halbwegs würdevoll nach.
Gerry runzelte die Stirn. »Freundin? Nein. Keera ist schon lange nicht mehr seine Freundin. Das ist Jahre her. Deshalb ist sie ja so biestig.«
Gerry zwinkerte mir zu und schloss sanft die Tür. Dann hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Ihre Autos ließen sie offen, aber den Alkohol schlossen sie ein.
Eoin, der den ganzen Abend über sehr still gewesen war, half mir in den Wagen und fragte dann: »Was wollte Gerry noch?«
»Ach, wegen Deirdre«, log ich.
»Noch eine kleine Spazierrunde fahren?«
»Wohin?«
»Und wenn ich’s dir nicht sagen will?«
Ich lachte. »Na
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