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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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die Mädchen, sondern gegen die Kriegsspiele selbst gerichtet hatte.
    »Die Welt verändert sich, Connie, und Carrie Mae muss
sich der veränderten Lage anpassen«, meinte Mrs Merrivel. »Deshalb hat die Zentrale mich geschickt. Man will sichergehen, dass man hier bei Carrie Mae an der Westküste nicht den Anschluss ans einundzwanzigste Jahrhundert verpasst. Natürlich ist mir daran gelegen, die Grundwerte von Carrie Mae zu wahren, aber seien wir doch mal ehrlich: Es ist absolut unerlässlich, dass unsere Mädchen mit solchen Krisensituationen zurechtkommen. Wenn das Militär und andere Organisationen zunehmend Schnelle Eingreiftruppen einsetzen, müssen wir solche Manöver verstehen und angemessen auf sie reagieren können.«
    Mrs Merrivel schaffte es, zugleich beschwichtigend und unerbittlich zu klingen. Wieder einmal war Nikki von ihren Führungsqualitäten beeindruckt.
    »Ich weiß, aber …«, setzte Connie an.
    »Aber sie sind einfach nur unfähig«, unterbrach die andere Frau. »Sie hätten von Süden her angreifen sollen, das andere Team aus dem Hinterhalt ausschalten und sich dann erst Gedanken um das Erreichen der Zielvorgabe machen sollen. Stattdessen sind sie den ganzen Nachmittag völlig desorientiert durchs Gelände geirrt, bis das eine Team dann mehr oder minder zufällig über das Angriffsziel gestolpert ist und alle anderen kampflos aufgegeben haben.«
    »Interessant, was du da sagst, Valerie«, meinte Mrs Merrivel, und Nikki hätte nicht sagen können, ob es sarkastisch gemeint war oder nicht. »Aber du hast natürlich völlig Recht - die Ergebnisse waren nicht das, was wir uns erhofft hatten, doch genau deshalb hatte ich dich ja gebeten, persönlich zu kommen.«
    »Das hätte ich dir auch am Telefon sagen können.«
    »Dann könntest du deine Analyse aber nicht mit den Mädchen durchsprechen.«

    »Oh nein. Kommt gar nicht in Frage«, wehrte Valerie ab. »Ich werde deinen kleinen Agentinnen keine Nachhilfe in Sachen Kampfeinsatz geben. Lehrerin sein liegt mir nicht. Nicht hier, nicht jetzt - niemals.«
    Non hic, non hunc . Aus alter Gewohnheit übersetzte Nikki Valeries Worte kurz ins Lateinische, was wiederum eine vage Erinnerung an ihre verhängnisvolle Reise nach Kanada weckte. Da sie jedoch nur ungern an diese Reise dachte, verdrängte Nikki den Gedanken schnell wieder.
    »Aber Val.« Mrs Merrivel war die Liebenswürdigkeit in Person. »Es ist nur ein zweitägiges Seminar. Die Beurteilung der Mädchen bleibt dir überlassen, und wenn du willst, darfst du sogar Noten vergeben.«
    »Ich darf Noten vergeben?« Die Vorstellung schien Valerie zu gefallen.
    Soweit Nikki das bislang beurteilen konnte, war die Notenvergabe absolut beliebig, aber es hieß, dass jede Note für die Endnote zähle und damit auch über den späteren beruflichen Einsatz entscheide.
    »Natürlich«, sagte Mrs Merrivel.
    »Einen Tag, ein Seminar.«
    »Zwei Tage, ein Seminar und eine Übung«, mischte Connie sich ein.
    »Gut«, meinte Valerie nach einiger Bedenkzeit. »Wenn ich die Mädels durchfallen lassen darf, mache ich es.«
    »Also, ich weiß nicht …«, wandte Connie ein, aber Mrs Merrivel ging darüber hinweg.
    »Einverstanden, aber nur durch das Seminar. Aus dem Programm darfst du sie nicht werfen.«
    »Meinetwegen«, willigte Val ein. Nikki runzelte die Stirn. Val klang nicht gerade wie jemand, von dem sie sich gern
prüfen lassen wollte. Oben klopfte es an die Tür, dann war leises Stimmengemurmel zu hören.
    »Wenn du uns einen Augenblick entschuldigen würdest, Val.« Connie seufzte, und Nikki hörte Absätze klackern und wie eine Tür geschlossen wurde. Wieder runzelte sie die Stirn und dachte über das nach, was sie soeben gehört hatte. Zigarettenrauch streifte ihr Gesicht.
    »Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man nicht lauschen soll?«, fragte Valerie mit aalglatter Stimme. Nikki schaute nach oben und sah eine Frau auf der Fensterbank sitzen. Ein Bein ließ sie aus dem Fenster baumeln. Sie trug hohe schwarze Stiefel, die vorne spitz zuliefen - Stiefel, die Nikkis Mutter »Anschaff-Stiefel« nannte. Nikkis Blick folgte den Stiefeln, hinauf zu einer engen schwarzen Hose und einem schlanken Oberkörper in weißer Bluse und darüber einem Kopf mit glattem schwarzem Haar und braunen Augen unter perfekt geschwungenen Brauen.
    Nikki räusperte sich. »Ich habe nicht gelauscht«, log sie. »Ich habe …«
    »Ja?«, kam es hörbar amüsiert von oben.
    »Ich habe Informationen gesammelt.«
    »Ach ja?

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