Lizenz zum Kuessen
Küchentisch.
»In Washington zum Beispiel.«
»Mmmh. Muss bei Umzügen praktisch sein.«
Nikki nickte und sah sich voller Besitzerstolz in ihrer ersten eigenen Wohnung um. Zwei Wochen hatte es gedauert, bis sie etwas gefunden hatte, und dann hatte sie noch ihr Konto fast vollständig geplündert, um sich Möbel zu kaufen, aber jetzt sah alles richtig schön aus. Außerdem würde sie ja bald richtig gut verdienen.
Womit sie wieder bei ihrem neuen Job wäre. Nikki runzelte die Stirn. »Sie haben doch auch schon mal Leute eingestellt, oder, Mr M.?«, fragte sie und setzte sich.
»Und wieder rausgeworfen«, erwiderte er.
»Wie findet man denn heraus, wer der Richtige für eine Stelle ist? Ich soll ein Team zusammenstellen, aber irgendwie wirken alle gleich gut qualifiziert. Ich weiß überhaupt nicht, wonach ich entscheiden soll. Und eigentlich kann ich so was gar nicht.«
»Nikki«, sagte Mr M. etwas genervt. »Bevor Sie nach Thailand geflogen sind, haben Sie das auch gesagt - und jetzt schauen Sie nur, wie gut alles gelaufen ist.«
»Na ja, es hätte besser laufen können«, sagte Nikki ehrlich.
»Klar, besser kann es immer laufen, aber es hat doch alles prächtig geklappt, oder? Sie haben durchgehalten, ihrem Instinkt vertraut, und der Rest hat sich dann ergeben. Etwas mehr Selbstbewusstsein, wenn ich bitten darf!«
Nikki musste lachen.
»Ach, das mag ich an Ihnen, Mr M. Sie sind mein Privatcoach.«
»Jeder kann ja mal ein bisschen Aufmunterung vertragen. Aber wenn Sie einen guten Rat wollen, nach welchen Kriterien Sie Leute einstellen sollen - ich finde es immer hilfreich, Bewerber persönlich kennenzulernen. Von einem Stück Papier erfährt man nicht, was man über jemanden wissen muss.«
Nikki nickte.
»Okay, dann will ich mich mal wieder dem Golfen widmen.« Er legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und schlenderte dann zur Tür. Nikki folgte ihm und winkte ihm von der Haustreppe aus nach. Als sie die Tür schloss, fing das Telefon an zu klingeln, und sie rannte schnell nach oben.
»Hallo?«
»Nikki, was ist das denn für ein Quatsch, den du mir da geschickt hast?« Die Stimme ihrer Mutter klang gereizt und so laut, als stünde sie neben ihr.
»Nur ein paar kleine Souvenirs aus Thailand, Mom.« Nikki seufzte. »Ich hatte dir doch erzählt, dass ich wegen einer Konferenz dort war. Ich dachte mir, du freust dich. Unter der Seide und den Bildern und den Schnitzfiguren ist eine Perlenkette. Hast du die gesehen?«
»Du hättest nicht so viel Geld für ein paar Andenken ausgeben sollen.«
»In Thailand kostet das nicht viel. Außerdem habe ich gerade eine Gehaltserhöhung bekommen.«
»Eine Gehaltserhöhung?«, fragte Nell ungläubig. »Du bist doch erst ein paar Monate da!«
»Ich habe bei der Konferenz eben ziemlich Eindruck gemacht«, meinte Nikki, nahm das Telefon mit ins Wohnzimmer und legte sich aufs Sofa.
»Hmmm«, machte Nell.
Nikki hätte am liebsten gelacht. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich von ihrer Mutter anhören müssen, dass sie etwas aus sich und ihrem Leben machen solle. In der Zeit nach dem College hatte ihre Mutter nicht mit bissigen Bemerkungen gespart. Nun, da Nikki etwas aus sich gemacht hatte, schien ihrer Mutter der Gesprächsstoff auszugehen.
»Und hast du jetzt einen Freund?«
Nun lachte Nikki wirklich.
»Mom! Ich bin eben erst aus Thailand zurückgekommen. Ich hatte gerade mal Zeit, mir eine Wohnung zu suchen. Wann soll ich da bitteschön noch jemanden kennenlernen?«
»Kennenlernen? Du bist also nicht mehr mit dem Anwalt zusammen?«
»Dem Anwalt?«, wiederholte Nikki verdutzt.
»Der Mann mit der netten Stimme.«
»Ach so, der.« Wenn sie an Z’ev dachte, war Anwalt nicht gerade das Erste, das ihr in den Sinn kam.
»Triffst du dich noch mit dem?«
»Er arbeitet viel im Ausland, Mom. Da wird nichts draus werden.«
»Na ja, du wirst auch nicht jünger, Nikki. Als ich in deinem Alter war, war ich schon verheiratet und hatte ein Kind.«
»Echt, du hattest ein Kind? Kenne ich sie?«, fragte Nikki erstaunt.
»Tu nicht so komisch, Nikki. Du weißt ganz genau, was ich meine.«
Im Hintergrund hörte Nikki es rascheln.
»Diese Elefanten sind ja richtig süß.« Nikki gratulierte sich zu ihrer Entscheidung, ihrer Mutter statt der Drachenmaske die Elefanten zu schicken. »Oh! Und da ist ja die Perlenkette. Die ist aber wirklich hübsch!«
»Freut mich, dass sie dir gefällt, Mom.«
»Die werde ich gleich morgen im Büro tragen.«
Stille trat ein, da sie
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