Lizenz zum Kuessen
wirbelten wie bunte Schneeflocken in einer Schnee kugel. Als sie ihre Hand in die Trommel steckte und dramatisch wühlte, spürte Nikki die Anspannung im Saal steigen. Schließlich zog Mrs Merrivel einen blauen Schnipsel und reichte ihn der Moderatorin.
»Die glückliche Gewinnerin der kompletten Erstausstattung hat die Losnummer …« Die Moderatorin legte eine dramatische Pause ein. »9 … 1«, wieder eine Pause, gefolgt von enttäuschtem Stöhnen im Saal, »… 7«, wieder Stöhnen, während Nikkis Hände langsam feucht wurden, »… 2«, plötzliche Aufregung in der Menge, Nikki wurde ganz schwach in den Knien, »… und die letzte Zahl ist die 4!«
Ungläubig starrte Nikki auf ihr Los.
»Sie haben richtig gehört«, rief die Carrie-Mae-Dame, »Losnummer 91724!«
Nell packte Nikkis Hand und starrte auf das Los.
»91724! Das sind wir!«, schrie sie. »Wir haben gewonnen! Wir sind die glücklichen Gewinner!« Mit festem Griff zerrte sie Nikki nach vorn.
»Sieht so aus, als hätten wir eine sehr glückliche Gewinnerin«,
meinte die Moderatorin kichernd. »Aber alle anderen müssen nicht enttäuscht sein - es gibt noch viele weitere Preise!«
Nikki und ihre Mutter wurden auf die Bühne gebeten. Jemand nahm Nikki die Carrie-Mae-Schachteln ab und drückte ihr dafür ein Franchise-Zertifikat in die Hand. Dann wurde ein Foto gemacht, wie sie Mrs Merrivel die Hand schüttelte.
»Ich werde deine Entwicklung im Auge behalten. Du kannst mich jederzeit anrufen«, sagte Mrs Merrivel, bevor sie sich verabschiedete und zwei übereifrige Carrie-Mae-Damen die Regie übernahmen. Nell lauerte im Hintergrund und rieb sich verzückt die Hände. Nikki war ein bisschen flau zumute, und auf einmal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit Z’ev in dem friedlichen, sonnendurchfluteten Restaurant zu sitzen und zuzuschauen, wie er das Sonnenlicht mit seinem Messer einfing und es durch den Raum reflektieren ließ. Dieser Augenblick schien ihr jetzt der wahre Inbegriff von Ruhe und Frieden. Nikki unterschrieb einige Papiere, dann wurde ihr eine Nummer gegeben, die sie anrufen sollte, sobald sie zurück in den Staaten wäre. Und noch immer ließ man sie nicht gehen. Zwölf Frauen hatten an diesem Abend ein Starterkit erworben - Nikki musste sich neben ihnen aufstellen und sich fotografieren lassen, bis ihr vom Lächeln der Kiefer wehtat.
»Können wir jetzt aufs Zimmer gehen, Mom?«, fragte Nikki, als sie die Bühne endlich verlassen durfte. »Ich habe Kopfschmerzen.«
»Ja, können wir«, sagte Nell, das silbergraue Starterkit unter dem Arm. »Lass uns nach oben gehen und uns in Ruhe anschauen, was du Schönes gewonnen hast.« Nell eilte aus dem Saal und in Richtung Fahrstuhl.
»Also, ich frage mich ja wirklich«, sagte sie, »wie hoch deine Chancen eigentlich waren.«
»Nicht sehr hoch«, erwiderte Nikki.
»Glück gehabt«, sagte Nell.
»Kann man wohl sagen«, meinte Nikki, als die Türen des Fahrstuhls sich öffneten. Ihr Ton drückte das genaue Gegenteil aus, aber Nell war es gewohnt, solche Feinheiten zu überhören, und würde wahrscheinlich auch diesmal nicht weiter darüber nachdenken.
Thailand I
Langstrecke
Das Nächste, woran Nikki sich erinnern konnte, war Val, die kräftig gegen die Couch trat.
»Aufwachen, Rotschopf. Du bist keine Prinzessin, und das hier ist nicht Dornröschen . Ab an die Arbeit.«
Nikki rappelte sich auf und schaute sich benommen um. Sie lag in Vals Wohnzimmer auf der Couch und jemand musste in der Nacht eine Decke über sie geworfen haben. Die Sonne schien zum Fenster herein.
»Arbeit?«, wiederholte sie. Ihr fiel auf, dass sie sich gestern Abend nicht abgeschminkt hatte, was sich jetzt bestimmt rächte.
»Arbeit, ganz genau«, spottete Val. »Thailand, schon vergessen? Wir müssen dieses Mädel retten. Und zu unserem ersten Einsatz wollen wir doch nicht zu spät kommen, oder? Los, beeil dich.«
Eine viel zu kurze Weile später lief Nikki schlaftrunken hinter Val durch die endlosen, verworrenen Gänge des Flughafens von L.A. Ab und an stolperte sie über den Teppich, ihre Füße oder einfach nur so. Ihr Kopf drohte zu zerspringen, und ihre Augen fühlten sich an, als hätte jemand sie herausgenommen, in Sand gewälzt und ihr wieder eingesetzt. Nikki hatte ihre Sonnenbrille auf und setzte sie nur ab, als sie an der Gepäckkontrolle dazu aufgefordert wurde. Nachdem der Kontrolleur ihre Sonnenbrille durchleuchtet hatte, gab er
sie ihr kommentarlos und mit ausdrucksloser Miene rasch
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