Lizenz zum Kuessen
über Vals Gesicht. »Passt zu dir eben besser.«
»Hast du noch nie wegen jemandem völlig den Kopf verloren?«, fragte Nikki. »Gibt es niemanden, der dich dazu bringt, Dummheiten zu machen?«
»Ich bin erwachsen. Ich kann ganz alleine Dummheiten machen«, erwiderte Val streng, aber ihre Augen funkelten vergnügt. »Aber doch, es gibt ein oder zwei Leute, die meine Entscheidungen etwas auf den Kopf stellen können.« Ein feines Lächeln spielte um Vals Lippen, und einen Moment lang schien es, als wolle sie noch mehr sagen, doch dann schüttelte sie nur den Kopf.
»Okay, eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass ich in Sachen Familie keine Expertin bin. Wenn es dir gefällt, dass deine Mutter dich anruft, wann immer ihr danach ist, dann ist gut. Was geht es mich an, wie du dein Leben lebst.«
»Es gefällt mir aber nicht«, stellte Nikki klar.
»Dann sag ihr, dass sie sich dünne machen soll.«
Nikki lachte. »So einfach ist das nicht.«
»Doch, ist es.« Val ließ ihr Feuerzeug aufschnappen und starrte einen Augenblick in die Flamme. Die Hyänen an der Bar spannten sich zum Sprung. »Mit Familien kenne ich mich zwar nicht aus, aber ich habe schon so einiges erlebt. Du hast nur ein Leben, und das findet hier und jetzt statt.« Hic et nunc , übersetzte Nikki automatisch. Woran nur erinnerte sie das?
»Du kannst nicht immer auf den vielbeschworenen Moment in der Zukunft warten. Der kommt nämlich nie. Überleg dir, was du willst, und dann nimm es dir. Der kürzeste Weg von A nach B, darum geht es im Leben«, sagte Val. Nikki runzelte die Stirn. Sie hatte Vals Worten zwar nichts entgegenzusetzen, aber anschließen konnte sie sich dieser Einstellung auch nicht. Sie seufzte und drehte ihr Glas auf der Serviette hin und her, bis sie riss. Val ließ ihr Feuerzeug aufschnappen und spielte mit der Flamme.
»Ich werde das bestimmt verbocken«, sagte Nikki schließlich und starrte auf die durchweichten Überreste der Serviette, die an ihrem Glas klebten.
»Was verbocken?«, fragte Val mit einem kurzen Blick auf ihre Uhr.
»Na, das hier«, erwiderte Nikki mit einer Geste, die den Flughafen miteinschloss. »Den Auftrag. Carrie Mae. Alles eben. Ich baue immer Mist.«
»Quatsch. Du machst dir zu viel Gedanken. Und was meinst du, warum sie dich beim ersten Auftrag immer im Team losschicken? Damit du nicht allein bist. Du hast mich - was könntest du mehr wollen?« Val grinste sie so breit an, dass Nikki kichern musste.
»Nein, ganz im Ernst: Halte dich einfach an mich, Kleine. Mach, was ich dir sage, und alles wird gut. Das bekommst du doch hin, oder?«
Nikki spürte, wie ihre ängstliche Beklemmung etwas nachließ. Sie nickte und nahm rasch einen Schluck Orangensaft, um sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. Val ließ ihr Feuerzeug schnappen, und dann noch einmal, so lange, bis eine der Hyänen an der Bar sich in Bewegung setzte.
»Entschuldigen Sie, Madam«, sagte der Mann. Er war über fünfzig, aber fit und gepflegt, in lässigen Businessklamotten. Nikki vermutete, dass seine italienischen Lederschuhe preislich irgendwo jenseits der Fünfhundert-Dollar-Grenze angesiedelt waren.
»Ja?«, schnurrte Val und ließ das Feuerzeug wieder aufschnappen. Die Flamme spiegelte sich in ihren Augen.
»Dies ist ein Nichtraucherbereich. Sie dürfen hier nicht …«
»Was darf ich nicht?«, unterbrach ihn Val und beugte sich lächelnd vor. Nikki sah das Raubtier hinter dem Lächeln lauern, aber sie bezweifelte, dass der Mann es bemerkte. »Sagen Sie bloß, das stört Sie?« Schnapp machte das Feuerzeug. »Es ist ja keineswegs so«, schnapp , »als würde ich tatsächlich«, schnapp , »rauchen.« Schnapp .
»Schon, aber laut den jüngsten Sicherheitsbestimmungen … Hören Sie, Sie dürfen überhaupt kein Feuerzeug bei sich haben«, machte der Mann einen kleinen Rückzieher.
»Ah, Sie sind um meine Sicherheit besorgt.« Val lächelte aufreizend und tätschelte seine Hand. »Das ist lieb von Ihnen.«
Der Mann erwiderte ihr Lächeln und entspannte sich sichtlich unter der weiblichen Charmeattacke. Nikki trank schnell ihren Orangensaft aus. Betont langsam steckte Val sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und drückte sie dem Mann in die Hand.
»Wenn Sie eine Zigarette haben wollten«, sagte sie, stand
auf und griff nach ihrer Tasche, »hätten Sie einfach nur zu fragen brauchen.« Sie ließ den verdutzten Mann stehen, verließ die Bar, und Nikki sah zu, dass sie rasch hinterherkam, denn ihr war nicht
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