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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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bei den deutschen Raketenfachleuten in Ägypten, so gewesen – und das würde dreißig Jahre später im Rahmen des iranischen Atomprogramms wieder so sein (siehe S. 262).
    Doch Marie-Claude ist ein anderer Fall, kein legitimes Ziel, sondern eine Prostituierte, die ihre Dienste vorübergehend und unwissentlich für den Staat Israel ausübte. »Ihre Ermordung fiel in die Kategorie ›operativer Notstand‹, eine … Situation, wie sie bei Operationen eben auftauchen« könne, schreibt Ostrovsky ohne einen Hauch von Selbstzweifel, als sei ihr Tod gewissermaßen ein strategischer Kollateralschaden.
    Am späten Abend des 12. Juli 1980, vier Wochen nach dem brutalen Mord an Yahya El Meshad, steht Marie-Claude Magal am Boulevard St. Germain und wartet auf Kundschaft. Da nähert sich eine schwere Limousine. Der Fahrer signalisiert ihr, zu den »Verhandlungen« auf die andere Seite zu kommen, wo er das Fenster herunterkurbelt. Im gleichen Moment biegt ein schwarzer Mercedes um die Ecke, gibt Gas und fährt mit hohem Tempo unmittelbar an dem parkenden Fahrzeug vorbei. »Genau im richtigen Augenblick«, schreibt Ostrovsky, »gab der Fahrer in dem parkenden Wagen Magal einen kräftigen Stoß, sodass sie rückwärts vor den heranrasenden Wagen flog«. Das französische Freudenmädchen ist auf der Stelle tot. Die beiden beteiligten Autos verschwinden im Dunkel der Nacht, die Täter werden nie gefasst.
    Nachtrag: Am 7. Juni 1981, 15.50 Uhr, knapp ein Jahr nach den Morden von Paris, starten mehrere F-16- und F-15-Jäger von einer Luftwaffenbasis im Süden Israels. Ihr Ziel liegt mehr als eintausend Kilometer entfernt auf feindlichem Territorium: Tuwaitha. Die Maschinen fliegen unter dem Radar, sie schmiegen sich in nur geringer Höhe an die Sanddünen und Hügel, erst die jordanischen, dann die irakischen. Um die Luftabwehr zu täuschen, sprechen die Piloten arabisch. Um 17.31 Uhr haben die Maschinen ihr Ziel im Visier. 14 von 16 Bomben treffen das im Aufbau befindliche Reaktorgebäude. Zwei Minuten später beginnen die israelischen Piloten den Rückflug. Zehn irakische Techniker kommen bei dem Angriff ums Leben, und ein Franzose. Der habe als israelischer Spion eine Aktentasche mit einem Zielsender in der Anlage abgestellt und sei dann aus nie geklärten Umständen aufgehalten worden, das Reaktorgebäude schnellstmöglich zu verlassen, schreibt Ostrovsky.
    Der Angriff auf den irakischen Reaktor Osirak gilt bis heute als fliegerische und logistische Meisterleistung. Menachem Begin hatte sie Monate zuvor in seinem Kabinett durchgesetzt, gegen den ausdrücklichen Widerstand des Mossad-Memunen Yitzhak Hofi. Als die Maschinen drei Stunden nach dem Start wieder sicher in Israel gelandet waren und vielerorts, ungeachtet der elf Toten und der Verletzung der irakischen Souveränität, von einem Bravourstück gesprochen wurde, wusste Hofi, dass seine Karriere beim Mossad zu Ende war. Er reichte seinen Rücktritt ein.

Spritzer ins Ohr – der Fall Meshal
    »Bestimmte Gifte … sind effektiv, aber ihr Besitz oder ihre Beschaffung kann verfänglich sein.«
    CIA-Ratgeber für gezielte Tötungen, 1953
    »Die Operation hätte einfach und erfolgreich sein können, wenn Netanjahu das Risiko eingegangen wäre, dass die Beziehungen zu Jordanien in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Aber seine, für den israelischen Ministerpräsidenten sicherlich legitime Forderung war, Khaled Meshal müsse sterben, ohne dass irgendjemand auf die Idee käme, er sei ermordet worden. Das war keine Operation, die der Mossad schon einmal vorher durchgeführt hatte. Sie endete mit einem großen Desaster. Alles, was nicht passieren durfte, passierte!«
    Mishka Ben-David, ehemaliger Mossad-Operateur und Beteiligter am Anschlag auf Khaled Meshal in Amman, 1997
    Das Gegengift brachte schließlich die Wende. Und es oblag Mishka Ben-David, den jordanischen Ärzten die Substanz auszuhändigen, um damit das Leben Khaled Meshals zu retten. Es war für die israelische Regierung und den Mossad-Memunen Dany Yatom ein verzweifeltes und beschämendes Zugeständnis an einen völlig erbosten König Hussein von Jordanien. In diesen dramatischen Stunden in Amman stand alles auf des Messers Schneide. Der misslungene Anschlag des israelischen Geheimdienstes gefährdete den brüchigen Frieden mit dem Nachbarland und drohte die ganze Region in eine schwere Krise zu stürzen. Das war am 25. und 26. September 1997. Die Geschichte des Desasters begann nicht einmal zwei Monate zuvor:
    Der

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