Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
das Hauptquartier mit kanadischen Pässen auf die Namen Sean Kendall und Barry Beads ausgestattet, ihre eigentlichen europäischen Papiere sollen sie nicht verwenden, weil sie sich mit denen während der Vorbereitungsphase schon einmal in Jordanien aufgehalten haben. Auch die weiteren Mossad-Kämpfer, fünf Männer und eine Frau, benutzen gefälschte, nicht-israelische Reisedokumente, nur Mishka Ben-David und eine Ärztin, die das Gegengift (Antidot) mit sich führt, für den Fall, dass einer der eigenen Leute versehentlich einen Spritzer abbekommt, sind als israelisches Paar unterwegs. Der Journalist RonenBergman will von einem Informanten erfahren haben, dass Dany Yatom damals sein erfolgreichstes Killerteam nach Jordanien schickte. Es sei dasselbe Mordkommando gewesen, das 1990 in Brüssel den kanadischen Ingenieur Gerald Bull, 1992 in Paris den PLO-Mann Atef Bseiso und 1995 auf Malta den palästinensischen Terroristen Fathi Shiqaqi liquidiert habe (siehe Anhang).
Die meisten Agenten steigen, als Touristen oder Geschäftsleute getarnt, im Hotel Amman Intercontinental ab, sie mieten Handys und Leihwagen an, erkunden in den folgenden Tagen noch einmal die örtlichen Verhältnisse vor dem Hamas-Büro im Samiyeh Center , wo Khaled Meshal jeden Morgen von seinem Fahrer abgesetzt wird. Der Plan ist, ihn von seiner Wohnung bis hierher zu beschatten und ihn dann beim Betreten des Gebäudes zu attackieren: Kendall soll ihm mit seinem falschen Fotoapparat das Gift ins Ohr spritzen, Beads gleichzeitig die Cola-Dose öffnen. Zwei weitere Agenten werden sich zur Absicherung der Killer in unmittelbarer Nähe aufhalten.
Am Morgen des 25. September 1997 gibt der Teamführer den Befehl zum Vollzug der Exekution. Schon die Entscheidung sei problematisch gewesen, schreibt Ronen Bergman, denn »es gab Befürchtungen, dass einer der Arbeiter im Samiyeh Center Verdacht geschöpft haben könnte«, als die Agenten das Gebäude erkundet hätten. Doch etwas anderes wiegt weit schwerer: Die Israelis haben nur ein einziges Mal Meshals Wagen von seinem Domizil zum Büro verfolgt, sie wissen deshalb nicht, dass der Fahrer gelegentlich auch Meshals Kinder mitnimmt und anschließend in die Schule bringt. So wie an diesem Tag. Seine beiden Töchter und sein Sohn sitzen auf der Rückbank.
Um 10.35 Uhr kommt Meshal vor dem Samiyeh Center an, der Teamführer auf seinem Beobachtungsposten in einem geparkten Leihwagen gibt das Startsignal für die Kidon-Agenten. Da Kendall und Beads aus Sicherheitsgründen keine Funkgeräte bei sich haben, kann die Operation jetzt nicht mehr abgebrochen werden. Meshal verlässt den Wagen und geht zielstrebig auf das Gebäude zu. Plötzlich öffnet seine kleine Tochter die hintere Tür und läuft hinter ihrem Vater her, die beiden Killer sehen das nicht, es geschieht in ihrem Rücken. Sie werden später behaupten, das Kind sei durch einen Pfeiler verdeckt gewesen. Sie schließen schnell zu Meshal auf und beginnen mit der einstudierten Attacke, das Aerosol trifft das Opfer planmäßig am Ohr, die Cola-Dose zischt. In derselben Sekunde ruft die Tochter »Papa, Papa«, Meshal dreht sich um und blickt den beiden Kidon-Agenten direkt in die Augen. Dany Yatom wird später seinen Kämpfern vorwerfen, sie seien »ganz einfach übermotiviert gewesen, zu töten«, alle Entschuldigungen, sie hätten das Kind nicht sehen können, seien »dummes Geschwätz«. Es war ein bemerkenswertes Eingeständnis für einen Memunen.
Kendall und Beads machen sich sofort aus dem Staub. Genau in diesem Augenblick kommt zufällig Mohammed Abu Sayaf, ein Hamas-Kurier, aus dem Gebäude. Er sieht, dass Meshal verwundert seine Hand am Ohr hält, und er sieht zwei flüchtende Männer. Wahrscheinlich begreift er nicht wirklich, was passiert ist, aber er reagiert instinktiv richtig, heftet sich an die Fersen der beiden Männer, sieht, dass sie in einen grünen Hyundai steigen, der sich mit quietschenden Reifen in den dichten Verkehr einfädelt. Abu Sayaf notiert sich kurz das Kennzeichen auf die Hand und nimmt dann die Verfolgung auf. Der Fahrer des Fluchtwagens sieht das zwar, glaubt ihn aber an der nächsten Ecke abgeschüttelt zu haben. Wieder stockt der Verkehr. Und dann treffen Kendall und Beads eine verhängnisvolle Entscheidung. Sie beschließen, ihre Flucht zu Fuß fortzusetzen. Als sie ihr Fahrzeug verlassen, hat Abu Sayaf sie bereits erreicht. Derin afghanischen Terroristencamps ausgebildete Kämpfer stürzt sich auf die beiden Israelis. Es
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