Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
Airforce mit streng geheimen Planungen für einen Luftangriff auf Tuwaitha. Doch der damalige Mossad-Memune Yitzhak Hofi hielt nicht viel von einer solchen Operation, weil er befürchtete, dass eine Bombenattacke zu vielen Toten unter den französischen Technikern vor Ort und danach zu einer Solidarisierung europäischer Staaten mit schwerwiegenden Folgen für Israel führen würde. Hofi hatte eine andere Idee: Lasst uns versuchen, den hier zu rekrutieren, befahl er seinen Leuten und tippte dabei auf den Namen Halim. Der Grund, warum die Wahl auf ihn fiel, war banal: In der Liste der irakischen Nukleartechniker in Frankreich, die sich die Israelis beschafft hatten, stand nur hinter seinem Namen die Adresse eines Apartments; außerdem galt die Ehe des 42-jährigen Irakers als nicht sehr glücklich, wie das Mossad-Papier ebenfalls auswies. Er schien damit ein geeigneter Kandidat für »Geld, Sex und Psychologie«. Und wenn es nicht klappt, schicken wir ihm und anderen eine Kidon-Einheit, ließ Hofi keine Zweifel, dass er auch schon einen »Plan B« im Kopf hatte.
Doch bevor Halim geködert werden konnte, musste erumfassend ausspioniert werden. Ein Team mietete sich in einer Wohnung gegenüber von Halims Apartment ein, ein zweites Team »war zuständig für notwendige Einbrüche … und die Installierung von Abhöranlagen«, schreibt Ostrovsky. Eines morgens klingelte eine als Kosmetikverkäuferin getarnte Mossad-Agentin an Halims Haustür, der natürlich bei der Arbeit war. Dessen Ehefrau Samira zeigte sich von dem Parfum-Angebot und von den günstigen Preisen sofort begeistert. Und da sie sich gerade wieder einmal langweilte, bat sie die Agentin auch gleich herein. Schon nach wenigen Minuten schüttete Samira der Spionin ihr Herz aus, wie unglücklich sie in Paris sei und dass sie zum Glück jetzt für ein paar Wochen nach Bagdad zurückkönne, weil sich ihre Mutter einer größeren Operation unterziehen müsse. Die Information war ein Volltreffer für den Mossad. Halim würde, davon gingen die Israelis aus, noch leichter »einzusacken« sein, wenn er erst einmal allein in der Fremde wäre.
Insgesamt fünfzehn bis zwanzig Agenten, katsa in der Mossad-Terminologie, hatte der Geheimdienst im Sommer 1978 im Rahmen der »Operation Sphinx« auf Halim angesetzt, die Blondine an der Busstation gehörte ebenso dazu wie der Ferrari-Fahrer, der sich dem Iraker auf der ersten Fahrt in die Pariser Innenstadt als Jack Donovan aus London vorstellte. Der Engländer gab sich redselig, erzählte von seinen internationalen Geschäften; Halim dagegen blieb eher zugeknöpft, er erzählte von seinem Studium und von seiner Frau, die bald für einige Zeit nach Bagdad zurückkehren werde. Ob denn Halim Lust habe, ihn in der Zeit vielleicht einmal in seiner Villa auf dem Land zu besuchen, erkundigte sich Donovan, doch der Iraker wollte sich nicht festlegen. Noch nicht.
Am nächsten Morgen stand die attraktive Blondine wie gewöhnlich an der Bushaltestelle, und Donovan ließ sie einsteigen, wobei er Halim freundlich grüßte. Einen Tag späterkam der Ferrari, aber nicht das Mädchen. Stattdessen bot der Engländer erneut Halim die Mitfahrt an. Und diesmal war die Stimmung schon viel vertrauter. Donovan schlug vor, erst einmal einen Kaffee zu trinken, und erzählte dem neugierigen Iraker dann von seiner blonden Freundin, sie sei nur eine kleine Nutte, der er gestern den Laufpass gegeben habe, aber von der Sorte gebe es in Paris ja zum Glück jede Menge. Und dann schob er Halim eine Visitenkarte – seiner Firma über den Tisch, die in der Nähe des Arc de Triomphe in einem echten Büro mit Messingschild und Sekretärin residierte – für den Fall, dass Halim, neugierig wie er war, das überprüfen wollte. Die Anbahnung lief wie geschmiert.
Nachdem seine Frau Samira abgereist war, verbrachte Halim praktisch jedes Wochenende mit seinem neuen Freund. Sie besuchten teure Restaurants und Nachtclubs, der Iraker ließ sich sogar zu alkoholischen Drinks überreden, obwohl das einem Muslim streng untersagt ist. Nachdem der Mossad wusste, dass Butrus Ibn Halim schon viel zu weit gegangen war und sich über alle Vorschriften seines Geheimdienstes hinweggesetzt hatte, erklommen die Israelis die nächste Stufe: Donovan lud den Iraker in seine luxuriöse Hotelsuite im Sofitel in der Rue Saint-Dominique ein und bat Marie-Claude Magal dazu, eine 32-jährige Prostituierte.
Nach dem opulenten Diner in der exklusiven Umgebung entschuldigte sich Donovan
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