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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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sie schlechter; nur in Einzelfällen erweist sich das Derivat als potentieller. Solche Versuche habe der belgische Konzern Janssen Pharmaceutica mit seinem Marktrenner Fentanyl durchgeführt und sei dabei auf mehrere neue Substanzen gestoßen, schreibt der australische Journalist Paul McGeough in seinem Buch »Kill Khalid«. Eine davon sei Levofentanyl gewesen.
    Im Verhältnis zu dem Ausgangsstoff habe der Abkömmling ein noch einmal wesentlich höheres schmerzstillendes Potential, aber auch tödliche Nebenwirkungen: Levofentanyl führt unweigerlich zum Atemstillstand, es ist ein tödliches Gift, das sogar über die Haut aufgenommen wird, in Sekundenschnelle ins Gehirn gelangt und dort die Befehlsgewalt über die Atmung übernimmt. Der Mossad muss davon aus den Labors von Janssen erfahren haben, mutmaßt McGeough, und es war seinen Agenten offenbar gelungen, die Formel zu stehlen, sodass die tödliche Substanz im staatlichen IIBR in Ness Ziona nachgebaut werden konnte. Allerdings könnte es sich bei Levofentanyl ursprünglich auch um eine Waffe aus dem Arsenal des sowjetischen KGB gehandelt haben, die russische Fachleute jüdischen Glaubens gleichsam als Gastgeschenk im Gepäck hatten, als sie nach dem Fall der Sowjetunion auswanderten und vom IIBR rekrutiert wurden. Für die Todeskommandos der Geheimdienste wäre das teuflische Präparat vor allem deshalb ein ideales Werkzeug, weil es sich bei einer toxikologischen Untersuchung im Rahmen einer Obduktion längst abgebaut hätte und nicht nachweisen ließ. Es entsprach jedenfalls genau der Forderung Netanjahus für die Ermordung des Hamas-Funktionärs in Amman.
    Das größte Desaster nach Lillehammer: Mishka Ben-David war an dem versuchten Giftanschlag auf den Hamas-Funktionär Khaled Meshal in Amman beteiligt.
    nau der Forderung Netanjahus für die Ermordung des Hamas-Funktionärs in Amman.
    Anfang September 1997 findet in der belebten Einkaufsstraße Ibn Gabirol, unweit der City Hall von Tel Aviv, ein seltsames Experiment statt. Zwei junge Männer albern stundenlang auf dem Fußweg herum und machen sich einen Spaß daraus, dicht hinter vorbeigehenden Passanten eine Dose Coca-Cola zu schütteln und diese dann so geschickt zu öffnen, dass die Person vor ihnen ein paar Spritzer abbekommt. Einige der Opfer reagieren verärgert über den klebrigen Sprühnebel in ihrem Nacken, andere bekommen die Attacke gar nicht mit. »Kein Beobachter dieser Szene wäre auf den Gedanken gekommen, dass die beiden für den todbringenden Job einer Exekution üben«, schreibt der israelische Journalist Ronen Bergman, der den Fall recherchiert hat. Khaled Meshal sollte mit einem gezielten Spritzer Levofentanyl ins Ohr angegriffen werden – das wäre die Aufgabe eines Kidon-Agenten; gleichzeitig sollte ein zweiter Kämpfer, wie die vermeintlichen Lümmel aus der Ibn Gabirol, hinter dem Rücken des Opfers zischend eine Dose Cola öffnen, falls der Hamas-Funktionär die Feuchtigkeit des tödlichen Aerosols im Nacken spüren und sich umdrehen würde.
    Es könne gar nicht schiefgehen, versichert Dany Yatom seinem Chef Netanjahu, als er ihm die Einzelheiten der »Operation Cyrus« erläutert. Der Anschlag werde auf der Straße vor dem Büro der Hamas in Amman stattfinden und Meshal geraume Zeit später einen unerklärlichen Zusammenbruch erleiden und sterben. Mishka Ben-David hält den Plan auch heute noch für gut – im Prinzip zumindest: »Wenn wir in eine arabische Hauptstadt gehen, einen führenden Terroristen finden, ihm etwas ins Ohr spritzen und uns dann den Vorwurf anhören müssen, wir seien nicht kreativ genug gewesen, dann weiß ich nicht, was Kreativität ist.« Mangelnde Phantasie jedenfalls sei nicht Ursache des Fiaskos gewesen.
    Am 4. September 1997 kommt es erneut zu einem Selbstmordanschlag der Hamas in Jerusalem: fünf Menschen sterben, darunter drei Mädchen, unter ihnen eine 14-jährige Austauschschülerin aus Los Angeles, zweihundert werden verletzt. Auf einer improvisierten Pressekonferenz gibt sich Netanjahu entschlossen: »Wir werden dem nicht mehr tatenlos zusehen. Von jetzt ab wird unser Vorgehen ein anderes sein!« Danach erteilt er seinem Mossad-Memunen den Befehl, »Operation Cyrus« unverzüglich anlaufen zu lassen.
    Mitte September reist das zehnköpfige hit -Team getrennt und auf Umwegen über verschiedene Zwischenstationen nach Amman, das nur etwa fünfzig Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Die zwei für die Aerosol-Attacke ausgewählten Kidon-Agenten hat

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