Lizenz zur Zufriedenheit
konzentriert.
Das Studium unzähliger praxisbezogener Bücher aus den Bereichen Coaching, Therapie, Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung – ergänzt durch akademisch-psychologische Literatur. Auch hierbei habe ich darauf vertraut, dass das Nützliche und Hilfreiche in den Schnittmengen zu finden ist, dort, wo verschiedene Ansätze und Methoden zu ähnlichen Ergebnissen kommen bzw. in die gleichen Empfehlungen münden.
Das Wissen und die Weisheit meiner Ausbilder, die sich naturgemäß teilweise widersprochen haben, aber eben auch vielfach Übereinstimmendes zu berichten hatten.
Last, but not least: Die Themen und Geschichten meiner Coaching-Klienten selbst – und die von mir wahrgenommenen gemeinsamen Muster hinter ihren Anliegen.
Das Wissen meiner Mentoren, die Regale voller Praxisliteratur und Forschungspapiere sowie meine Erfahrungswerte genügten mir jedoch nicht. Deswegen beschloss ich, auf das methodische Wissen aus meinem schon etwas zurückliegenden Psychologiestudium zurückzugreifen, um mittels einer empirischen Studie Folgendes zu überprüfen:
Lässt sich die individuelle Ausprägung der fünf Elemente des Vigor bei Menschen objektiv messen ?
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der unterschiedlichen Ausprägung der verschiedenen Vigor -Elemente und der übergreifenden Lebenszufriedenheit eines Menschen?
Zu diesem Zweck habe ich auf Basis wissenschaftlicher Standards einen Fragebogen entwickelt und über das Internet Teilnehmer rekrutiert: Mehr als 1200 Menschen haben an dieser Studie teilgenommen – und es ergaben sich viele interessante Erkenntnisse. Dazu gleich mehr. Vorher soll die folgende Frage beantwortet werden:
Warum der Fokus auf Lebenszufriedenheit?
Eine wichtige Frage bei Studien dieser Art ist die nach einer sinnvollen abhängigen Variablen. Die abhängige Variable in einer psychologischen Studie ist jene Ergebnisgröße, welche durch die unabhängigen Variablen (= beeinflussende Größen) vorhergesagt werden soll. Konkret wollte ich wissen, inwiefern Unterschiede in den Ausprägungen der Vigor -Elemente Unterschiede in der Lebenszufriedenheit der Teilnehmer erklären können. Doch warum Zufriedenheit? Warum sich nicht auf Resultanten wie beruflichen Erfolg, z. B. gemessen am Einkommen, konzentrieren? Zum einen: Auch solche Messgrößen habe ich als sogenannte Kontrollvariablen aufgenommen. Zum anderen hat Lebenszufriedenheit einige hervorragende Eigenschaften als Forschungsobjekt, die ich im Folgenden kurz skizzieren werde:
Es ist leicht ersichtlich, dass die Ziele, die Menschen erreichen wollen, sehr verschieden sein können. Mögen die einen Erfolg im Beruf und finanziellen Wohlstand als besonders erstrebenswert erachten, so ist es für andere vielleicht das private Glück, für wieder andere die persönlichkeitsbezogene oder spirituelle Entwicklung. Was uns jedoch alle eint, ist das Streben nach Glück und Wohlbefinden an sich, wie auch immer dies konkret erlebt wird. 8 In diesem Sinne ist Zufriedenheit, gemessen anhand der „Satisfaction With Life Scale“ (SWLS) von Ed Diener 9 , eine hilfreiche Messgröße, denn sie gibt explizit nicht vor, woran jemand seinen Zufriedenheitslevel bemessen soll. Jeder Mensch schätzt sein Zufriedenheitsniveau auf Basis intuitiv gewählter Kriterien ein. Somit lassen sich auch Menschen miteinander vergleichen, die potenziell nach völlig unterschiedlichen Dingen streben.
Lebenszufriedenheit ist vermutlich die bisher am meisten untersuchte Messgröße in der Positiven Psychologie 10 – auch deshalb, weil sich in vielen Studien gezeigt hat, dass sie eng mit vielen weiteren positiven Konsequenzen (z. B. mehr Selbstwertgefühl, Kreativität, physische Gesundheit, eine funktionierende Partnerschaft u. v. m.) einhergeht. D. h., Zufriedenheit ist nicht nur ein Ziel, sondern durchaus auch ein Mittel; sie kann Weg und Ziel zugleich sein. 11
Außerdem – so lese ich gerade in der neuen Ausgabe des Männermagazins „GQ“ – sehen 86 % der deutschen Männer Zufriedenheit als den Sinn ihres Lebens an. Sie belegt damit laut einer Forsa-Umfrage den ersten Platz unter allen erfassten Kriterien. 12 Und ich bin auch ohne konkrete Daten recht zuversichtlich, dass die Damenwelt ähnliche Prioritäten setzt.
Schließlich halte ich es für angemessen, an dieser Stelle einige Worte über das Thema Burnout zu verlieren. Ich maße mir nicht an zu entscheiden, ob es sich bei der gegenwärtigen „Epidemie“ um ein vollkommen reales und damit
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