Lob der Faulheit
derselben. So viel blinder Aktionismus! Ein randvoller Kalender mit so wenig Substanz.
Festansprache zum 50jährigen Jubiläum des Kaninchenzüchtervereins in Mümmelmannsberg, Einweihung eines neuen Geräteschuppens der Freiwilligen Feuerwehr in Allermöhe, Eröffnung der Coiffeurbedarfsmesse »Hamburg macht sich hübsch«. Und so weiter und so weiter. Den ganzen lieben Tag lang! Kein Wunder, dass Politik so oft reines Krisenmanagement ist. Es fehlt die Zeit, sinnvolle Ziele zu diskutieren, neue Vorschläge zu bedenken und Alternativen zu erwägen. Allenfalls wenn es irgendwo brennt, entfällt das Meeting mit den Spitzen der Dachdeckervereinigung.
Die öffentliche Meinung duldet keine faulen Politiker mehr. Heute würde es gleich heißen: »Der Euro ist in Gefahr, und die Frau Bundeskanzlerin spielt Boccia!« Würde sie es doch tun!
Nachhaltiges Wirtschaften
In den vergangenen 60 Jahren wurde die Hälfte des tropischen Regenwaldes abgeholzt. Das ist eine beachtliche Zahl, nahm diese Vegetationsform doch ca. elf Prozent der Landoberfläche der Erde ein. Die Auswirkungen dieses eifrigen Bäumefällens auf das globale Klima sind umstritten. Sie dürften jedoch nicht allzu positiv sein.
Man braucht jedoch nicht bis zum Äquator zu gehen, um zu beobachten, wie fleißig die Natur von Menschen zerstört wird. Kaum noch ein Fluss in Europa, der nicht kanalisiert ist. Emsig werden immer mehr Autos produziert. 2012 fuhren und standen etwa 43 Millionen davon auf deutschen Straßen. Dazu kommen noch neun Millionen andere Fahrzeuge wie Lkw und Busse. Jedes Jahr werden es mehr. Man darf gespannt sein, wann die Straßen »gesättigt« sind. Die Parkplätze werden zunehmend rar.
Autos belasten die Umwelt enorm. Die Abgase verpesten die Luft. Der Lärm betäubt die Ohren. Vögel haben es angeblich schwer, sich mit ihrem Gezwitscher noch zu verständigen. Die Motoren verbrennen das kostbare Mineralöl, das in einigen Jahrzehnten wohl verbraucht sein wird. Um richtig rollen zu können, benötigen Automobile ein dichtes Straßennetz. Autobahnen verschandeln Landschaften, die ohne sie paradiesisch wären. Die Autoproduktion, mit großer Mühe, viel Arbeit und Fleiß betrieben, verschlingt riesige Mengen an Rohstoffen, Wasser und Energie.
In den großen westlichen Industrienationen kommen um die 500 Autos auf 1.000 Einwohner. Da ist noch viel Luft nach
oben, denn in Andorra besitzen 926 von 1.000 einen Pkw. Auch in China besteht Nachholbedarf. Im Moment können sich nur zwölf von 1.000 ein Auto leisten. Rechnet man die Zahlen anhand der deutschen hoch, fehlen dort noch 650 Millionen Autos, gemessen an Andorra sogar 1,3 Milliarden. Wenn wir alle fleißig genug sind, können wir es zusammen schaffen. Die Frage ist nur: was?
Wie viele Autos, Flugzeuge, Schiffe und andere Maschinen hält die Erde aus? Die Menschheit hat vor 200 Jahren ein groß angelegtes Experiment begonnen. Industrialisierung ist sein Name. Sie allein ist jedoch nicht das Problem. Erst die Wachstumsideologie macht aus ihr ein monströses Unternehmen. »Mehr« heißt das Zauberwort. Größer, höher, schneller, weiter soll es gehen. Was brauchen wir? Mehr Wachstum! Mehr Arbeitsplätze, mehr Geld, mehr Umsatz, mehr Exporte, mehr Profite, mehr Zinsen. Mehr, mehr, mehr. Nicht Wachstum und Progression, sondern Stillstand und Rückgang bedeuten angeblich den Tod. Bereits Gewinneinbrüche, d.h. geringere Gewinne als im Vorjahr, lösen an den Börsen regelmäßig Panik aus.
Der Club of Rome, der sich mit den Zukunftsfragen der Menschheit beschäftigt, legte 1972 eine Studie mit dem Titel »Die Grenzen des Wachstums« vor. Darin wurde bei weiterer Zunahme der Weltbevölkerung, Industrialisierung und Umweltzerstörung ein Ende dieses irrsinnigen Wachstumsprozesses innerhalb der nächsten 100 Jahre prognostiziert. Erstmals trat vielen Menschen die Endlichkeit des quantitativen Fortschritts vor Augen.
In seinem jüngsten Report »2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre« hat der Club of Rome seine Annahmen
konkretisiert. Inzwischen gehen die meisten Forscher davon aus, dass es bereits bis 2042 zu regionalen Kollapsen der Umwelt kommen werde. Der Klimawandel werde sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dramatisch verstärken. Zu erwarten seien mehr Dürren und Fluten sowie ein Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels.
Die Wirtschaft schade mit ihrem steten Wachstum dem Klima. Der Preis für die
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