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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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sie sich ja selbst als Musiker versuchten. Und da konnte auch etwas Theorie über Mozart & Co. nicht schaden. Sie begriffen, dass dieser Wolfgang Amadeus so etwas wie ein Popstar seiner Zeit gewesen sein muss. In Kunst sollte diesmal ein CD-Cover entworfen werden und das kam besonders Eva entgegen. Sie hatte echt Talent zur Künstlerin, das sagte jedenfalls Locke hinter vorgehaltener Hand.
    Und wie eine Künstlerin sah sie inzwischen auch aus. Ihre roten Haare waren noch ein Stück länger geworden, und sie trug total bunte Klamotten, die sie sich auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden zusammenkaufte. Eigentlich hatte sie das nicht nötig, denn sie bezog das großzügigste Taschengeld der drei Freunde. Gelegentlich spendierte ihr Vater auch einen Fünfziger einfach so zwischendurch mit den Worten: »Damit mein Goldkind noch hübscher ausschaut.«
    Eva setzte das Geld aber nicht immer um, sondern sparte etwas davon. So waren schon rund fünfhundert Euro auf ihrem Konto gelandet. Sie erklärte das Locke mit der Bemerkung: »Für schlechte Zeiten.«

    Am Nachmittag dann das Training: Olaf Thölle ließ seine Spieler fast ausschließlich mit dem Ball arbeiten - was jede echte Fußballmannschaft der Konditionsbolzerei vorzieht.
Besonders spannend war diesmal ein sogenanntes »Elfmeterschießen«. Jeder Junge hatte drei Punkte bekommen, die er im Tor verteidigen musste, und jeder Elfmeter, den er nicht hielt, bedeutete einen Punktabzug. Wer zuletzt noch Punkte hatte, war der Sieger des Spielchens.
    Wie immer musste zunächst ein Torwart in den Kasten. Es traf Tom Derwinski, die eigentliche Nummer zwei im Kader. Tom, der ja wegen seiner Sprüche über Manuel Neuer, den Torwart der ersten Mannschaft, Stress mit Thölle gehabt hatte, war überraschend, auch zu seinem eigenen Erstaunen, als Keeper gegen Rot-Weiß Düsseldorf aufgestellt worden. Dazu musste man allerdings wissen, dass Sebastian Kluge, die Nummer eins der U15, in den letzten Spielen gar nicht gut ausgesehen hatte …
    Entsprechend motiviert ging Tom nun in den Kasten und wartete auf den ersten Schuss, den heute Matz abgeben musste.
    Matz schoss den Ball halbhoch in die rechte Ecke, vom Schützen aus gesehen. Tom flog also in seine linke Ecke und kam irgendwie mit den Fingerspitzen an die Kugel. Pfosten! Beifall von allen Mannschaftskollegen für Tom - und Matz musste nun Torwart spielen. Für Matz, nur knapp einssiebzig, die Höchststrafe. Es ging ratzfatz. Drei Mannschaftskollegen hauten ihm den Ball nur so um die Ohren und Matz war raus aus dem Wettbewerb. Der letzte Schütze, der ihn rauskegelte, musste nun ins Tor. Matz rief noch: »Immer auf die Kleinen - das war jetzt aber extrem unfair!«
    Aber alle anderen lachten nur.
    Stefan Siegert, ein Innenverteidiger mit der stattlichen Größe von einsvierundachtzig, hütete nun das Tor. Locke war der nächste Schütze. Mit dem spaßigen Ausruf »Rache für Matz« lief er an und knallte den Ball souverän in den
rechten oberen Winkel, während Stefan wie ein Maikäfer auf dem Bauch lag und dem Spielgerät nur nachschauen konnte. Einer nach dem anderen räumte nun langsam, aber sicher das Feld, bis nur noch Tom, der Torwart Nummer zwei, der auch ein super Elfmeterschütze war, Locke und Joe Kaller, der Denker und Lenker aus dem Mittelfeld der Mannschaft, im Wettbewerb waren.
    Nun ließ auch Trainer Thölle die Katze aus dem Sack. »Übrigens meine Herren«, er grinste, »wer hier das Wettschießen gewinnt, wird auch unser Elfmeterschütze Nummer eins am Sonntag in Düsseldorf sein - wenn es denn dort einen Strafstoß für uns geben sollte.«
    Aus dem kleinen Trainingsspaß war also urplötzlich etwas sehr Ernsthaftes geworden, denn eigentlich wollte fast jeder Spieler die Elfer im Match schießen.
    Jeder der Übriggebliebenen hatte noch einen Punkt, und da Locke mit Hardy König gerade einen weiteren Spieler aus dem Wettbewerb »herausgeschossen hatte«, musste natürlich er ins Tor. Patrick hatte bei diversen Schulspielen früher mehrfach im Kasten gestanden. Er wusste deshalb, dass seine Reaktionen auch hier ganz ordentlich waren.
    Tom musste nun gegen den Stürmer Schubert antreten. Die Ausgangslage war klar: Wenn der Ball reingeht, wird Locke nicht der Elfmeterschütze in Düsseldorf sein. Locke kauerte auf der Linie. Tom lief an. Die rechte Torecke wurde geradezu angeboten von Patrick, da er einen Schritt nach links machte. Tom fühlte sich sicher. Er zielte nach rechts. Da war ja nun viel Platz, aber die

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