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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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kennenzulernen. Offenbar hatte er es nicht gerade mit Geselligkeit – das fand sie grundsätzlich in Ordnung. Sie war ein Einzelkind und auch nicht immer gut mit anderen ausgekommen.
    Aber die Geschichten über seine Selbstverstümmelung beschäftigten sie. Was für eine Art von Geschöpf war er, dass er so etwas tat? Hatte er zusammen mit seinen göttlichen Kräften auch seinen Verstand verloren – oder war er immer schon so gewesen?
    Sie seufzte, klappte den Laptop zu und zwang sich, aus ihrem bequemen Bett aufzustehen und dem Schlafanzug herauszukommen. Es war erst drei Uhr früh … also noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang, und das bedeutete, Sin wäre wahrscheinlich auf den Straßen unterwegs und wanderte ziellos herum, während er an Daimons vorbeikam, die den Tod verdient hatten.
    Kat schloss die Augen und konzentrierte sich, bis sie das fand, wonach sie suchte …
    Sin.
    Aber sie fand ihn nicht da, wo sie es erwartet hatte. Statt in Las Vegas war er in New York … im Central Park, um genau zu sein. Sie schwebte nun als durchsichtige Form in die Schatten. Niemand konnte sie sehen – nur wenn das Licht sie mit voller Wucht traf, würde man die leuchtenden Umrisse ihres Körpers erkennen. Sie hielt sich im Schatten, völlig außer Sicht- und Reichweite des wahnsinnigen Exgottes.
    Nach ihren Recherchen war Sin in Las Vegas stationiert.
    Was machte er dann mitten in der Nacht in New York?
    Wie und wann war er dorthin gelangt?
    Aber das war nicht das Wichtigste. Es war die Art und Weise, wie er durch den spärlich beleuchteten Bereich des Parks ging. »Stalking« traf es ganz gut. Er wirkte wie ein blutrünstiges Tier, das der Spur seiner Beute folgt: Er hatte den Kopf gesenkt, und seine Augen waren kaum mehr als Schlitze, mit denen er die Gegend um sich herum betrachtete. Er trug einen langen schwarzen Ledermantel, der mit seinen Bewegungen mitschwang und sich blähte. Sin bot einen eindrucksvollen Anblick. Er hatte breite Schultern, und sein kurzes, lockiges pechschwarzes Haar reichte ihm kaum bis zum Kragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Dark-Hunter hatte er keine schwarzen Augen – sie waren goldbraun wie die Augen eines Löwen. Wie gelbbrauner Topas. Und im Kontrast zu seiner dunklen gebräunten Haut glitzerten sie wie Eis.
    Seine Gesichtszüge waren perfekt, aber da er als Gott geboren war, war das zu erwarten. Es war eine Regel, dass Götter niemals hässlich waren. Und selbst wenn sie es wären, würden sie ihre Kräfte dazu benutzen, um das zu korrigieren. Es stand im Zusammenhang mit der ganzen göttlichen Eitelkeitskiste, was manchmal ganz schön unangenehm sein konnte.
    Sin schien nicht älter zu sein als Mitte dreißig, und er bewegte sich mit flüssiger, zeitloser Grazie. Er hatte seine schwarzen Augenbrauen zusammengezogen und runzelte ernst die Stirn, und ein mindestens zwei Tage alter Bart bedeckte sein Gesicht.
    Er war wirklich ausgesucht schön, und ein Teil von ihr, den sie gar nicht kannte, bemerkte ganz besonders, wie gefährlich männlich er sich bewegte. Es durchschoss sie heiß und stieg ihr zu Kopf wie ein starker Wein, als sie ihm zuschaute. Es machte sie schwindelig und nahm ihr den Atem.
    Sie hätte gern die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn berührt, aber sie wusste, dass er sie sofort töten würde, wenn er nur die Gelegenheit dazu bekam. Er war faszinierend und bezaubernd.
    Plötzlich erstarrte er mitten in der Bewegung und neigte den Kopf in ihre Richtung. Kat hielt den Atem an, und ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Hatte er sie gehört? Oder ihre Anwesenheit wahrgenommen? Dazu sollte er eigentlich nicht in der Lage sein, aber schließlich war er ein Gott … zumindest war er mal einer gewesen.
    Vielleicht hatte er diese Kraft noch immer.
    Aber als sie den kaum wahrnehmbaren Schatten zu ihrer Linken sah, begriff sie, dass er sich nicht auf sie konzentrierte, sondern auf die Bäume vor ihr. Was immer sich dort befand, sie hörte ein Flüstern in einer Sprache, die sie nie zuvor gehört hatte. Leise und unheilvoll wie eine merkwürdige Kombination aus knirschenden Zahnrädern und einem Quietschen, das einen bis ins Mark erschütterte.
    »Erkutu«, flüsterte Sin mit kräftiger Stimme. Mit einer einzigen fließenden Bewegung ließ er den Mantel von den Schultern gleiten und entblößte einen Körper, der so kraftvoll aussah, dass es ihr regelrecht einen Schauer über den Rücken jagte.
    Er trug ein schwarzes ärmelloses T-Shirt, eine schwarze Lederhose

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