Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
gezeigt hatte. Sie hatte eigene Pumabilder gemalt und sie in ihrem Zimmer neben die Baseballanhänger gepinnt.
In seiner letzten Woche auf der Farm arbeitete Coop mit seinem Schnitzmesser und dem Werkzeug, das ihm
sein Großvater geliehen hatte. Er verabschiedete sich von Dottie, Jones und den anderen Pferden. Er packte seine Kleider, die Stiefel und Arbeitshandschuhe, die seine Großeltern ihm gekauft hatten, ein. Und seine heiß geliebte Baseballkappe.
Wie damals auf der Herfahrt, die eine Ewigkeit her zu sein schien, saß er auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Jetzt sah er die Dinge mit anderen Augen, den weiten Himmel, die dunklen Berge, die mit ihren Felsspitzen und gezackten Türmen vor ihm aufragten und Wälder, Ströme und Canyons verbargen.
Vielleicht streifte Lils Puma darin umher.
Sie bogen zu den Chances ab, um sich von ihnen zu verabschieden.
Lil saß auf den Verandastufen, sie hatte also nach ihnen Ausschau gehalten. Sie trug rote Shorts und eine blaue Bluse, ihr Pferdeschwanz sah unter ihrer Lieblingsbaseballkappe hervor. Als sie hielten, kam ihre Mutter aus dem Haus, die Hunde eilten herbei, bellten und rempelten sich gegenseitig an.
Lil stand auf, während ihre Mutter die Stufen hinunterlief und eine Hand auf ihre Schulter legte. Joe ging um das Haus, die Arbeitshandschuhe noch in der Gesäßtasche, und trat an Lils andere Seite.
Ein Bild, das sich Cooper unvergesslich einprägte - Vater, Mutter, Kind. Sie wirkten wie eine Insel vor dem alten Haus, den Bergen, Tälern und dem Himmel, während sich ein paar staubige gelbe Hunde wie wild im Kreis drehten.
Coop räusperte sich, als er aus dem Wagen stieg. »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
Joe rührte sich als Erster, gab ihm die Hand und ließ
sie auch nicht los, als er in die Hocke ging, um ihm in die Augen zu sehen. »Du wirst zurückkommen und uns besuchen, Mister New York.«
»Ja, das werde ich. Und wenn wir gewinnen, schicke ich euch ein Foto vom Yankee-Stadion.«
Joe lachte. »Träum weiter, Kleiner.«
»Alles wird gut.« Jenna drehte seine Kappe zur Seite, damit sie sich vorbeugen und seine Stirn küssen konnte. »Und du wirst glücklich. Vergiss uns nicht.«
»Das werde ich nicht.« Er drehte sich zu Lil um und fühlte sich plötzlich ein wenig schüchtern.
»Ich habe etwas für dich gemacht.«
»Wirklich? Was denn?«
Er hielt ihr die Schachtel hin und trat von einem Fuß auf den anderen, während sie den Deckel hob. »Es ist ein bisschen albern und nicht sehr gelungen. Ich habe den Kopf nicht richtig hinbekommen und …«
Er verstummte überrascht und peinlich berührt, als sie ihre Arme um ihn schlang. »Er ist wunderschön! Ich werde ihn immer behalten. Warte!« Sie wirbelte herum und sauste ins Haus.
»Das ist ein tolles Geschenk, Cooper.« Jenna musterte ihn. »Jetzt gehört der Puma wirklich ihr. Du hast einen Teil von dir in ihr Symbol mit eingebracht.«
Lil schoss aus dem Haus und kam gerade noch vor Cooper zum Stehen. »Das war mein wertvollster Besitz - bevor ich den Puma bekam. Nimm ihn. Es ist eine alte Münze«, sagte sie und hielt sie ihm hin. »Wir haben sie im letzten Frühling gefunden, als wir einen neuen Garten anlegten. Sie ist alt und muss jemandem vor langer Zeit aus der Tasche gefallen sein.«
Cooper nahm die silberne Münze, die so blank war,
dass man die Frauensilhouette darauf kaum erkennen konnte. »Die ist ja cool.«
»Sie soll dir Glück bringen. Sie ist ein - wie heißt das gleich wieder, Mom?«
»Ein Talisman«, sprang Jenna ein.
»Ein Talisman«, wiederholte Lil. »Ein Glücksbringer.«
»Wir müssen weiter.« Sam klopfte Cooper auf die Schulter. »Es ist noch weit bis Rapid City.«
»Gute Reise, Mister New York.«
»Ich werde dir schreiben«, rief ihm Lil hinterher. »Aber du musst zurückschreiben.«
»Versprochen.« Cooper umklammerte die Münze und stieg in den Wagen. Er schaute so lange wie möglich aus dem Rückfenster, sah wie die Insel vor dem alten Haus immer kleiner wurde und schließlich verschwand.
Er weinte nicht. Er war schließlich fast zwölf. Aber er ließ die Silbermünze die ganze lange Fahrt bis nach Rapid City nicht mehr los.
3
Black Hills
JUNI I997
L il ritt auf ihrem Pferd im Morgennebel den Pfad entlang. Sie bewegten sich durchs hohe Gras, durchquerten das glitzernde Wasser eines schmalen Bachs, an dem Giftefeu wuchs, bevor sie mit dem Aufstieg begannen. Es roch nach Tannennadeln, Wasser und Gras, und die Morgendämmerung
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