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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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und hielt inne. Ihn verführen? Eine unglaubliche Liebesnacht, und danach würde er für immer mein sein? Hätte ich wirklich geglaubt, es wäre so einfach, dann hätte ich dies schon vor vier Jahren getan.
    »Gute Nacht«, sagte ich.
    »Kein Kuss?«
    »Ganz entschieden nicht.«
    Seine Lippen zuckten. Seine linke Hand schob sich durch den Spalt und packte den Türrahmen, als wollte er die Tür öffnen. Ein einziger Ruck, und er hätte im Zimmer sein können, aber er stand einfach nur da.
    »Nur ein einziger Kuss«, sagte er. »Lass mich rein.«
    »Oder der große böse Wolf wird anfangen zu blasen, bis das Häuschen aus Stroh zusammenfällt?«
    Ein kehliges Lachen, das eine Hitzewelle durch mich hindurchgehen ließ.
    »Ich könnte natürlich«, sagte er. »Wenn du willst. Oder ich kann auch hier draußen bleiben. Mach die Tür einfach ein Stück weiter auf …«
    Er legte das Gesicht an den fünf Zentimeter breiten Spalt. Seine Lippen öffneten sich; ich sah die Zungenspitze gegen die weißen Zähne. Die Knie wurden mir weich, als ich mir vorstellte, diese Tür zu öffnen, nur eine Handbreit weiter, und mich in die Lücke zu drücken, seinen Körper zu spüren, die Hitze, seinen Kuss zu schmecken, den Hunger …
    »Nein«, sagte ich so hastig, dass es als ein Quieken herauskam.
    »Warum kommst du dann nicht hier raus?«
    »Weil ich nach zwei Minuten auf dem Zementboden liegen und mir den Hintern blutig kratzen würde, und dann kann ich eine Woche lang nicht mehr sitzen.«
    Er lachte – ein tiefes, schallendes Auflachen, bei dem ich nur noch die Tür aufreißen wollte. Aber wenn er sie nicht selbst öffnete, dann konnte das nur bedeuten, dass ein Teil von ihm trotz des Adrenalinrauschs noch hinreichend klar im Kopf war, um ihn zurückzuhalten. Der Teil, der nicht bereit war, ein Risiko einzugehen.
    »Gute Nacht, Jeremy«, sagte ich und schloss die Tür.
    Ich trat ein paar Schritte zurück, griff nach hinten und begann den Reißverschluss meines Kleides zu öffnen.
    Er drückte beide Hände gegen das Glas. Ich konnte seine Lippenbewegungen lesen. »Das ist nicht fair.«
    Ich lächelte und zog den Reißverschluss nach unten. Das Kleid rutschte von den Schultern, blieb dann aber hängen. Ich sah ihn an, den Blick, der auf mich geheftet blieb, die vor Erregung dunklen Augen.
    »Das kannst du nicht bringen«, formte er mit den Lippen.
    Ich wandte mich ab und ließ das Kleid ganz fallen. Und nachdem es einmal fort war, gab es nichts anderes mehr auszuziehen.
    »Jaime!«
    Ich hörte ihn durch das Glas, hörte ihn meinen Namen sagen in einem tiefen Knurren, bei dem ich zusammenschauderte, aber ich drehte mich nicht um – hob einfach nur die Finger und winkte ihm über die Schulter zu, bevor ich ins Bad schlenderte und dort eine sehr lange und sehr kalte Dusche nahm.

[home]
31 Ausreißer
    A m nächsten Morgen schlich ich mich nach unten in der Hoffnung, Becky aus dem Weg zu gehen. Einer der Wachmänner erzählte mir, dass sie in einer Telefonkonferenz mit Todd Simon und mehreren leitenden Angestellten des Senders steckte.
    Ich nahm meinen Kaffee mit in den Garten. Ich hatte vor, die Kinder zu besuchen – als wollte ich sie (und mich selbst) davon überzeugen, dass wir Fortschritte machten. Aber es gab noch etwas anderes, das an mir nagte. Etwas, das ich tun musste, so schwierig es auch werden mochte. Tansy hatte mir gestern Abend geholfen. Ich musste mich revanchieren – mir anzuhören, was sie mir sagen wollte, war das Mindeste, was ich tun konnte.
    Ich hatte wenige Minuten mit der Beschwörung verbracht, als sie auftauchte.
    »Neulich hast du mit mir reden wollen«, sagte ich. »Es tut mir leid, dass ich so lang gebraucht habe, um drauf zurückzukommen. Ich hatte …«
    »… sehr viel wichtigere Dinge zu erledigen.« Sie setzte sich neben mich auf eine niedrige Mauer. »Ganz schöner Schlamassel, was? Diese armen Kinder. Wir hatten die nicht mal bemerkt, bevor wir gesehen haben, was du treibst. Jetzt versuchen wir mit ihnen zu reden, aber sie können uns nicht hören.«
    »Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie
mich
hören können. Aber ich weiß die Unterstützung zu schätzen – tu ich wirklich.«
    Sie nickte und verstummte dann für eine Weile. Ich wappnete mich innerlich, während ich darauf wartete, dass sie mich im Gegenzug um meine Unterstützung bat.
    »Es tut mir leid, dass ich dir neulich so unangekündigt Gabrielle auf den Hals geschickt habe«, sagte sie schließlich. »Ich dachte, vielleicht

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