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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Frühstück.«
    Claudia schloss sich an. Jeremy warf einen Blick zu mir herüber, als sei es ihm weitgehend gleichgültig, und ich hätte am liebsten gebrüllt, dass ich seit halb sieben auf war und auf ihn wartete. Aber diesen Gefallen würde ich ihm mit Sicherheit nicht tun. Also verlegte ich mich auf ein Achselzucken und sagte: »Wie du willst.«
    »Wenn ich nicht im Weg bin, komme ich mit.« Ich musste aufsehen und seine Blickrichtung ermitteln, um herauszufinden, mit wem von uns er sprach. Sein Blick lag auf mir.
    »Natürlich«, sagte ich, der Tonfall so neutral, wie ich es zustande brachte. »Komm nur.«
    Er blieb an meiner Seite, als wir an die Stätte meiner Beschwörungsversuche zurückkehrten. Als wir die dritte Wegbiegung hinter uns hatten, streckte er die Hand aus, nahm mir ohne ein Wort den Kaffeebecher aus der Hand und stellte beide Becher auf einer gemauerten Beeteinfassung ab. Dann packte er mich und zog mich in einen Kuss hinein, der mir den Atem verschlug.
    Man muss mir die Erleichterung angesehen haben, denn er lächelte und sagte: »Du hast dir ja sicher keine Sorgen gemacht, oder?«
    Ich schlug ihn auf den Unterarm.
»Bastard.«
    Eine hochgezogene Augenbraue. »Ich glaube, das hat noch nie jemand zu mir gesagt.«
    »Mach so was noch mal, und du solltest dich wohl besser dran gewöhnen.«
    Er kam näher, um mich wieder zu küssen. Ich studierte sein Gesicht, versuchte zu erkennen, ob das Element von Unentschlossenheit noch da war. Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, und ich wollte es nicht riskieren. Selbst wenn er seine Entscheidung getroffen hatte, es konnte kaum schaden, ihn noch etwas warten zu lassen …
    Und so küsste ich ihn sacht und ging weiter in den Garten hinaus, um zu erledigen, was ich hier zu erledigen hatte.
     
    Ich holte meinen nekromantischen Beutel unter dem Busch heraus, und dann saß ich neben Jeremy auf einer Bank und trank meinen Kaffee, lauschte auf die Rufe der Vögel und das Geflüster der Kinder, spürte, wie der Wind in meinem Haar spielte und die Fingerspitzen der Geister mich streichelten.
    Als ich den Kontakt wiederhergestellt und ihnen versichert hatte, dass ich noch da war, sprach ich mit Jeremy.
    »Ich habe über diese Kinder nachgedacht. Die Familien.« Ich streckte die Hand aus und spürte, wie kleine Finger mich kitzelten. Aber als ich die Hand zu schließen und sie festzuhalten versuchte, erwischte ich nichts als Luft.
    »Ob ich jetzt wirklich eine vollständige Beschwörung durchführe oder nicht, ich glaube, wir sollten irgendeine Möglichkeit finden, den Behörden Bescheid zu sagen, und wenn es erst wäre, nachdem wir hier fertig sind. Damit sie die Leichen finden und den Eltern etwas Frieden verschaffen können.«
    Er nickte.
    »Oder ihnen vielleicht einfach, ich weiß nicht, Gräber geben. Grabsteine. Irgendwas, das besagt, dass sie überhaupt da waren. Nach dem, was du gesagt hast, ist es den Eltern vielleicht gar nicht wichtig.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Die Kinder können von der Straße gestammt haben. Oder aus Familien und Wohngegenden entführt worden sein, bei denen die Polizei davon ausgehen muss, dass sie fortgelaufen sind. Das ist am ungefährlichsten. Zieht die geringsten Suchbemühungen nach sich. Aber es bedeutet nicht, dass sie niemandem etwas bedeutet haben. So übel die Situation für ein Kind auch ist, irgendjemandem bedeutet es fast immer etwas.«
    Sein Blick glitt in den Garten hinaus.
    »Du denkst an Clay dabei. An seine Familie.«
    Ein winziger Ausdruck von Überraschung. Dann nickte er.
    »Da war nichts zu machen, stimmt’s?« Ich rückte näher an ihn heran. »Du hast ihn nicht gekidnappt. Elena sagt, er sei weggelaufen, nachdem er gebissen worden war, habe ein Jahr lang auf der Straße gelebt, vielleicht auch länger, bevor du ihn gefunden hast. Du konntest ihn nicht gut zu seiner Familie zurückbringen und sagen ›Hier ist euer Sohn. Und übrigens, er ist jetzt ein Werwolf‹.«
    »Nein. Nicht gut möglich.«
    »Hat er je nach ihnen gefragt?«
    »Nie. Ich habe mir Sorgen gemacht deshalb. Anfangs habe ich gedacht, er fragte deshalb nicht, weil er mich nicht verletzen wollte. Als er noch sehr jung war, habe ich manchmal dafür gesorgt, dass das Thema Familie zur Sprache kam – Mütter, Väter, Geschwister. Er hat nie angebissen. Später hat er dann behauptet, er hätte alles vergessen, was vor dem Biss gewesen war. Elena erzählt er, dass er sich einfach nicht erinnert.«
    »Aber er tut’s?«
    »Ich glaube, ja.

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