Lockruf der Vergangenheit
heraus, aber auch der falsche Boden, unter dem die Schätze verborgen waren, die sie gehortet hatte. »Da habt ihr alles«, rief sie laut und heftig. »Das Geld und den Schmuck. Es hätte mir fast gereicht, um mich in London als Frau von Stand niederzulassen, und dann wäre ich endlich frei gewesen und – «
»Martha!« flüsterte unsere Großmutter mit schwacher Stimme. »Die Krankheit – «
»Es ist mir gleich, ob es die Krankheit gibt oder nicht«, schrie Martha, der jetzt die Tränen aus den Augen strömten. »Glaubst du denn, ich bin freiwillig wie eine Gefangene in diesem Haus geblieben? Ich habe nur auf den rechten Augenblick gewartet, Großmutter. Ich gehe weg von hier!«
»Aber Martha – «
Ihren geheimen Schatz an Schmuck und Geld, der ihr die Tür zu einem freundlicheren Leben hätte öffnen sollen, zurücklassend, stürzte Martha aus dem Zimmer.
Wir anderen waren alle noch viel zu bestürzt über die Enthüllungen der letzten Stunde, um sprechen zu können.
Meine Großmutter hatte mich also hierher gelockt, um mich zu töten. Sie hatte mir Thomas Willis’ Buch ins Zimmer gelegt. Zwanzig Jahre lang hatte in Pemberton Hurst eine Wahnsinnige und eine Mörderin geherrscht.
»Ich habe es für die Pembertons getan«, murmelte sie kaum vernehmbar aus der Tiefe der Kissen. »Ich habe es getan, weil ich Pemberton Hurst liebe. Ich liebe es mehr als mein eigenes Leben, und ich wollte nicht, daß es im Verfall endet. Aber ich mußte es reinigen, vom Fluch befreien, und es dann Colin zu treuen Händen übergeben, damit unser Name erhalten bliebe. Ich habe dies alles für Colin getan…«
Martha übersiedelte nach London, wo sie mit der großzügigen Unterstützung ihres Bruders in einer der vornehmen Gegenden einen Putzmachersalon eröffnete. Theo kehrte nach Manchester zurück, nachdem er alle geschäftlichen Fragen mit Colin geregelt hatte, und widmete sich dort der Erweiterung der Firma und dem Bau einer neuen Baumwollspinnerei. Anna, seit der Todesnacht ihres Mannes eine zerstörte Frau, lebte weiterhin bei uns, still und zurückgezogen, ohne an dem Leben um sie herum Anteil zu nehmen.
Dr. Young wurde uns ein guter und geschätzter Freund und war bei der Geburt unseres ersten Sohnes zugegen, den wir nach meinem Vater Robert tauften.
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