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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Kissen.
    »Erinnern Sie sich an Anna?«, fragt er und winkt mich herbei.
    Doch sie sieht mich nicht an. Ihr Blick ist an dem Foto von Steve an der Wand gegenüber hängengeblieben.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?« Die Stimme meiner Mutter klingt sanft.
    »Nein.« Sie fährt sich mit der Hand übers Gesicht, um sich vor unseren prüfenden Blicken zu verbergen, als bereue sie jetzt schon, dass sie hergekommen ist. Wir drei stehen verwirrt und ein wenig argwöhnisch vor ihr.
    Das Drama geht mir allmählich auf die Nerven. Carolyns herabhängende Schultern drücken Verzweiflung aus, doch sie verströmt den typischen Geruch von Angst. Oder Hinterhältigkeit. Die beiden Gerüche sind sich sehr ähnlich. Meine Sinne sind in Alarmbereitschaft versetzt. Obwohl Carolyn Verletzlichkeit in wahren Wogen ausstrahlt, traue ich ihr nicht. Ich wünschte, ich könnte in menschlichen Gedanken ebenso leicht lesen wie in denen eines anderen Vampirs. Doch das kann ich nicht. Wie meine Eltern, so kann auch ich nur abwarten und ungeduldig von einem Fuß auf den anderen treten.
    Endlich setzt meine Mutter, wie immer die Vermittlerin, sich neben Carolyn. Ihre Lippen verziehen sich zu einem liebenswürdig besorgten Lächeln. Sie nimmt Carolyns Hände und reibt sie sacht, wie um sie zu wärmen. »Carolyn Delaney. Wissen Sie was? Das ist ein erstaunlicher Zufall, aber die Mutter einer unserer Schülerinnen heißt genauso.« Meine Mutter ist Rektorin der Valley Vista High School. »Deshalb muss ich oft an Sie denken.«
    Carolyn senkt den Blick. »Das ist kein Zufall, Mrs. Strong.«
    Mom fährt zusammen. »Nicht? Sie sind mit Trish Delaney verwandt?«
    An der Art, wie meine Mutter diese Frage stellt, merke ich, dass sie das Mädchen kennt und keinen besonders guten Eindruck von ihr hat.
    Carolyn errötet. »Sie war in Schwierigkeiten, ich weiß.«
    Mein Vater bemerkt den Ausdruck von schockierter Überraschung auf dem Gesicht meiner Mutter. »Anita?«, fragt er. »Kennst du dieses Mädchen?«
    Mom bekommt schmale Augen. »Ja, ich kenne Trish. Sie hat dieses Jahr ziemlich oft die Schule geschwänzt. Wir vermuten ein Drogenproblem. Sowohl die Schulschwester als auch unsere psychologische Beraterin haben mir gesagt, dass sie wiederholt versucht hätten, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, Carolyn. Aber Sie rufen nie zurück.«
    Carolyns Schultern sacken noch tiefer ab. »Ich hatte Angst davor. Ich hatte Angst, in die Schule zu kommen, ich dachte, wenn Sie mich erkennen …« Sie beißt sich auf die Zunge, schüttelt den Kopf und fährt fort: »Ich habe ja versucht, selbst Hilfe für Trish zu finden. Ich habe für sie Termine mit einer psychologischen Beraterin in dem Krankenhaus gemacht, in dem ich arbeite. Aber ich konnte sie doch nicht zwingen, da hinzugehen.« Ihr Blick huscht zu mir hinüber. »Deshalb bin ich hier. Sie ist weggelaufen.« Nun wendet sie sich leicht zur Seite und sieht mich direkt an. »Ich möchte, dass Sie nach ihr suchen.«
    Meine Eltern und ich wechseln einen Blick. Wir brauchen nicht laut zu sprechen, um einander zu verstehen. Warum sollte sie zu uns kommen, obwohl wir praktisch Fremde sind und dieses Problem eine Angelegenheit für die Behörden ist?
    Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Rufen Sie mich lieber morgen im Büro an. Oder noch besser, gehen Sie zur Polizei. Die sind am besten … «
    »Ich kann nicht zur Polizei gehen. Sie müssen ihr helfen.«
    »Was erwarten Sie denn von mir?«, frage ich, und meine Stimme klingt sogar in meinen eigenen Ohren recht bitter. »Ich bin keine Drogenberaterin.«
    Hoffnung flackert in Carolyns Augen auf. »Ich weiß, was Sie sind. Sie sind Kopfgeldjägerin. Sie können Trish aufspüren, bevor die Polizei sie findet, und dann können wir vielleicht mit denen verhandeln.«
    Ich sehe sie stirnrunzelnd an, denn ich fürchte, dass mein Verdacht gleich bestätigt wird. »Was hat Trish denn angestellt, dass man mit der Polizei verhandeln müsste?«
    Doch meine Mutter unterbricht uns, bevor Carolyn antworten kann. Sie sieht Carolyn argwöhnisch an. »Woher wissen Sie, was Anna beruflich macht?«
    Carolyn zögert nur eine Sekunde, bevor sie sagt: »Anna war oft genug in der Zeitung. Sie wissen schon. So viele Kopfgeldjäger gibt es in San Diego nicht.«
    Die Antwort befriedigt meine Mutter, mich aber nicht. »Das erklärt immer noch nicht, warum Sie heute Abend hierher zu uns gekommen sind, statt sich an die Behörden zu wenden. Tut mir leid, Carolyn. Ich verstehe, dass Sie sich

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