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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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meinen Sessel sinken. »Du hättest sie mal sehen sollen. Es ist beinahe so, als würden sie sich schon ewig kennen. Trish ist natürlich noch ziemlich durcheinander. Sie hat eine Menge Fragen. Aber ich habe meine Eltern noch nie so glücklich gesehen. Man spürt beinahe …« Meine Stimme versagt.
    David runzelt die Stirn. »Warum machst du dann so ein langes Gesicht?«
    Ich tippe auf den Umschlag, und er begreift sofort.
    »Aha, das ist der Vaterschaftstest. Sie ist nicht von Steve.«
    Ich begegne seinem Blick. »Ich habe mir noch nie etwas in meinem Leben so sehr gewünscht. Ich wollte unbedingt, dass Trish Steves Kind ist. Ich bin so wütend auf Carolyn, dass ich es kaum ertrage. Warum hat sie das getan? Warum hat sie uns so eine komplizierte Geschichte aufgetischt? Sie hat uns sogar freiwillig Trishs Haare für den Vaterschaftstest angeboten, Herrgott noch mal. Sie muss doch gewusst oder zumindest vermutet haben, dass Steve nicht der Vater ist.«
    David lehnt sich zurück und schiebt die Unterlagen von sich, die er vor sich ausgebreitet hat. »Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat sie wirklich geglaubt, Steve sei Trishs Vater. Oder sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr nach so langer Zeit noch etwas von Steve haben würdet, das man für einen Vaterschaftstest verwenden kann. Das spielt im Grunde keine Rolle, oder? Und ihr wart nicht die Einzigen, denen sie diese Geschichte erzählt hat. Ihre eigene Mutter hat auch daran geglaubt.«
    David schweigt einen Moment lang. Dann fragt er: »Und was wirst du jetzt tun?«
    Ich presse die Handflächen zusammen. »Ich weiß es nicht. Selbst wenn Trishs echte Großmutter nicht so eine Hexe wäre – ich glaube nicht, dass ich ihr Trish einfach übergeben könnte. Und der Gedanke, dass Trish in irgendeine Pflegefamilie kommt, ist unerträglich. Himmel, ich weiß auch nicht.«
    »Aber deine Eltern wollen sie, oder? Und sie wären die beste Familie, die Trish je haben könnte. Sie werden sie über alles lieben. Was könnte wichtiger sein?« David greift nach dem Umschlag. »Du hast es ihnen noch nicht gesagt?«
    Ich schüttele den Kopf. »Ich habe es nicht über mich gebracht.«
    Er bringt den Umschlag zu unserem Aktenschrank, schiebt die übrigen Mappen zurück, stopft ihn ganz unten in die Lade und zieht die anderen Akten wieder darüber.
    »Deine Eltern sind das Beste, was diesem Mädchen passieren könnte. Sollte es später aus medizinischen Gründen notwendig sein, ihnen dieses Testergebnis mitzuteilen, dann liegt es hier drin. Ansonsten – nur, weil du es weißt, müssen die anderen noch lange nicht davon erfahren.«
    Ich erinnere mich daran, wie Trish bei meinen Eltern gewirkt hat. Ich konnte förmlich spüren, wie dort Herzen geheilt wurden. Deshalb habe ich es ja nicht über mich gebracht, ihnen von dem Testergebnis zu erzählen. Ich konnte es nicht ertragen, dieses Band zu zerstören. Und meine Eltern haben nicht einmal nach dem Vaterschaftstest gefragt. Er war ihnen vollkommen gleichgültig.
    Und plötzlich habe ich Sorrels Worte im Kopf. Es liegt im Blut. Jetzt weiß ich, was sie damit gemeint hat.
    Liebe.
    Nichts ist so wichtig wie Liebe. Sorrel hat sich nicht geirrt.
    Ich habe mich geirrt.
    Ich sehe David in die Augen. Sein Blick ist so ruhig, so sicher. Er hat es schon vor mir erkannt. Liebe ist ein stärkeres Band als Blutsverwandtschaft.
    Trish und meine Eltern werden sich gut umeinander kümmern.
    Was mich davon befreit.
    Alles ist so klar. David versteht das natürlich nicht. Er sieht nur das Offensichtliche. Dass ein junges Mädchen jetzt eine Zukunft in einer Familie hat, die das tun wird, wozu Familien eigentlich da sind – ein Kind zu beschützen und zu lieben.
    David kehrt an seinen Platz zurück und zeigt auf den Zettel, der ganz oben auf einem Stapel Unterlagen liegt. »Bist du bereit, wieder an die Arbeit zu gehen?«, fragt er. »Denn das da sieht nach einem vielversprechenden Fall und gutem Geld aus.«
    Er erzählt mir von der Sache, und ich tue so, als hörte ich zu, obwohl ich in Gedanken ganz woanders bin. Kann ich das wirklich tun? Kann ich, zumindest noch eine Weile, mein Leben als Sterbliche wie als Vampir fortsetzen?
    Warum nicht? Meine gesamte Beziehung zu Sterblichen gründet nur noch auf Lügen.
    Das ist dann nur eine unter vielen.

An meine geliebte Mutter

    Dafür, dass ihr es gewagt habt –
Linda Kichline, Scott Miller, Sarah Landis

    Fürs Lenken und Formen –
Jessica Wade und dem großartigen Team von Berkley

    Weil ihr

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