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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Halbkreis war wieder geschlossen. Ich hob noch ein paar Putzstücke auf, die bedenklich nah an der vorderen Linie lagen. Dann stützte ich mich mit einer Hand auf dem Dielenboden ab und verharrte reglos in dieser Haltung.
    Als ich wieder aufstand, hatte Lockwood tiefe Kerben in die Bretter gehauen, sie aber noch nicht losgehebelt. Ich tippte ihm auf die Schulter.
    »Was ist denn?«
    »Sie ist wieder da.«
    Die Klopfgeräusche waren anfangs so schwach gewesen, dass der Lärm, den wir machten, sie übertönte. Ich hatte sie nur wahrgenommen, weil der Fußboden leise bebte. Doch jetzt schwollen sie an: zwei kurze Schläge und dann ein dumpfer Aufprall. Es folgte eine kurze Pause, dann ging es von vorn los, wie in einer Endlosschleife. Der Nachhall von Mr Hopes Treppensturz.
    Ich beschrieb Lockwood, was ich hörte.
    »Aha. Ich mache trotzdem weiter. Du passt auf und lässt dich nicht aus der Ruhe bringen. Darauf hat sie es ja nur abgesehen. Sie spürt, dass du von uns beiden die Schwächere bist.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Lass uns das ein andermal ausdiskutieren. Ich meinte, die emotional Schwächere.«
    »Wie bitte? Das ist ja wohl genauso daneben!«
    »Ich wollte damit nur sagen, dass … Weißt du, deine Gabe erfordert viel größere Empfindsamkeit als meine, aber die Kehrseite ist eben, dass dir übernatürliche Einflüsse mehr zusetzen als mir. In Fällen wie diesen kann das zum Problem werden. Alles klar?«
    Ich starrte ihn an. »Und ich dachte schon, du hättest dir von George etwas einreden lassen.«
    »Ich lasse mir von niemandem etwas einreden. Von George am allerwenigsten.«
    Wir drehten uns voneinander weg. Lockwood nahm sich wieder die Kaminwand vor, ich behielt das übrige Zimmer im Auge.
    Und zwar mit gezücktem Degen. In der Dunkelheit rührte sich nichts. Poch-poch–RUMMS!, dröhnte es in meinen Ohren.
    Ein Knacken und Krachen verriet mir, dass Lockwood das Brecheisen zwischen zwei Bretter gerammt hatte und jetzt dagegendrückte. Das Holz ächzte.
    Eine der Petroleumlampen loderte auf, dann wurde die Flamme immer schwächer und kleiner, als wolle jemand sie ersticken. Auch die anderen Laternen fingen zu flackern an. Der Lichtschein huschte über den Boden und unsere Schatten glitten unstet hin und her.
    Nun fuhr ein kalter Luftzug durchs Zimmer. Die Papiere auf dem Schreibtisch raschelten.
    »Ich dachte, sie will, dass wir danach suchen«, stieß Lockwood schwer atmend hervor. »Dass es gefunden wird.«
    Draußen im Flur schlug eine Tür zu.
    »Offenbar nicht«, sagte ich.
    Noch mehr Türen knallten im Haus, eine nach der anderen, insgesamt sieben Stück.
    »Kinderkram!«, knurrte Lockwood. »Lass dir was Besseres einfallen.«
    Jähe Stille.
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du die Geister nicht provozieren sollst?«, sagte ich. »Das geht nie gut aus.«
    »Sie wiederholt sich. Such schon mal eine Plombe raus. Wir haben’s gleich geschafft.«
    Ich kramte in meiner Tasche. Mit einer Plombe neutralisiert man die Quelle einer Heimsuchung. Sie besteht aus den beiden Metallen, gegen die sämtliche Geister allergisch sind, nämlich Eisen und Silber. Zum Verplomben kann man verschiedenste Modelle verwenden, es gibt Dosen, Rohre, Nägel und Netze, Amulette, Bänder und Ketten. In die Plomben von Rotwell und Fittes ist das Firmenlogo eingeprägt. Lockwood verzichtet auf solchen Schnickschnack. Entscheidend ist, dass man für den jeweiligen Geist die passende Stärke wählt, nämlich gerade groß genug, um sein Ausbrechen zu verhindern.
    Nach kurzer Überlegung wählte ich ein versilbertes Netz mit engen Maschen. Zusammengelegt war es so klein, dass ich es in der Faust halten konnte, doch wenn man es auswarf, konnte es Objekte von beträchtlicher Größe bedecken. Ich richtete mich auf und sah nach, wie weit Lockwood mit der Wand war.
    Er hatte inzwischen eins der Bretter ein Stück hochgehebelt. Dahinter war es stockfinster. Lockwood stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Brecheisen. Seine Absätze kamen den Eisenspänen gefährlich nahe.
    »Ich hab’s gleich!«, keuchte er.
    »Gut.« Ich drehte mich wieder um …
    … und stellte fest, dass das tote Mädchen neben mir stand, ganz dicht am Rand des Halbkreises.
    Diesmal war sie so deutlich zu erkennen, als wäre es helllichter Tag und sie noch quicklebendig. Der gedämpfte Laternenschein erleuchtete ihr Gesicht. So musste sie früher ausgesehen haben – bevor es passiert war. Sie war hübscher als ich: runde Wangen, ein

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