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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Verwaltungsaufgaben der Ranch zu erlernen, die ihm eines Tages gehören würde. Sie begann, den Stundenplan von heute auswendig zu lernen:
    7     Uhr 15: Aufstehen und Anziehen
    8    Uhr 00: Frühstück: Ein Dreiminutenei;
    eine Scheibe Toast; Kaffee, zur Hälfte mit Milch aufgebrüht. Wir werden Präsident Wilsons Änderungen der Zollgesetze besprechen.
    8 Uhr 42: Studium der französischen unregelmäßigen Verben für die schriftliche Prüfung. Abhandlung über die puritanische Ethik zu Ende schreiben.
    11 Uhr 06: Gymnastische Übungen mir Mrs. Gunston.
    11 Uhr 32 : Baden
    12 Uhr 04: Wiederholung der Übung in der Identifizierung von Vögeln der Finkenfamilie für die schriftliche Prüfung.
    13 Uhr 00: Lunch: gekochtes Huhn, frisches Obst, Limonade. Wir werden den Symbolismus in Grays >Elegy in a Country Churchyard< erörtern.
    14 Uhr 12: Schriftliche Prüfung in französischen unregelmäßigen Verben.
    14 Uhr 34: Aquarelle malen, wenn die Prüfung 96 Punkte oder mehr erreicht hat. Wenn nicht - studieren!
    15 Uhr 11 : Bettruhe
    16 Uhr 3 7: Nähen mit Mrs. Gunston. Übungen im Arbeiten mit Schnittbogen.
    17 Uhr 3 9 : Umkleiden zum Dinner. Zieh das pinkfarbene Jeanne-Hallet-Kleid an - vergiß den rosa Gürtel nicht.
    18 Uhr 30:  Dinner: zweierlei gekochtes Gemüse; gedünsteter Fisch; Magermilch
    Diskussionen bei Tisch werden unter anderem die literarischen Meisterwerke des späten neunzehnten Jahrhunderts zum Thema haben.
    19 Uhr 3 8: Lautes Vorlesen im Salon; das Kapitel heute abend stammt aus Thoreaus Werk Waiden.
    (Sei darauf vorbereitet, die Fauna und Flora dieser Region zu erörtern.)
    21 Uhr 10: Vorbereitung für die Nachtruhe (einschließlich der für die Bettruhe erforderlichen Atemübungen).
    22 Uhr 00: Zu Bett gehen
    Als sie schließlich in dem eleganten Kleid, das Taylor für sie ausgesucht hatte - eine Wahl, die sich auf dem Vorrat in ihrem Kleiderschrank und der Meinung ihrer Schneiderin stützte - ihr Zimmer verließ, um in das Badezimmer am Ende des Korridors zu gehen, blickte sie rasch auf eine der Uhren, die auf Taylors Geheiß hin über das ganze Haus verteilt worden waren. Sie war pünktlich. Der morgendliche Aufenthalt im Badezimmer war auf vier Minuten festgesetzt - Taylor hatte die Zeit dafür selbst errechnet und dann eine Minute abgezogen, um Bummelei von vorneherein auszuschließen. Sie prüfte ihre Frisur im Spiegel, um sicherzugehen, daß sich keine Strähne selbständig gemacht hatte. Taylor glaubte, ungepflegtes Haar sei ein Zeichen von liederlichem Lebenswandel.
    Sie verließ das Badezimmer, bemerkte, daß sie ihr Zeitlimit um volle fünfundvierzig Sekunden überschritten hatte, und rannte die Stufen hinunter.
    »Amanda!«
    Es war Taylors Stimme - leise, tief und voller Mißbilligung. Er stand am Fuße der Treppe im Schatten des Geländers, hatte seine Taschenuhr in der Hand und die Stirn gerunzelt, so daß sich seine dunklen Brauen zu einem durchgehenden Strich vereinigten. Sogleich verlangsamte Amanda ihren Gang und hoffte, daß man ihr wild pochendes Herz nicht hörte.
    »Bist du gelaufen, Amanda?« forschte er in dem gleichen Ton, als würde jemand fragen, ob sie versucht habe, der Katze den Schwanz abzuschneiden. Es war eine Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit.
    Amanda hätte niemals daran gedacht, Taylor zu belügen. »Ja, ich bin schnell gelaufen«, antwortete sie leise. »Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Gut.« Er schob seine Uhr in die Westentasche seines dunklen Anzugs zurück. Taylors Erscheinung war stets makellos - nie war ein Fältchen oder Staubkörnchen an seiner Person zu entdecken. Er konnte im Fond eines offenen Autos über eine staubige Landstraße fahren und dem Fahrzeug dennoch am Ziel so tadellos sauber entsteigen, wie er sich am Anfang der Fahrt in dieses hineingesetzt hatte. Gleichgültig, wie heiß es wurde: Taylor transpirierte nie! Auch seine Haltung war untadelig - sein Rücken war so gerade wie ein Ladestock, seine Schultern so weit nach hinten gezogen wie bei einem Soldaten beim Appell. Er war groß, sehr hager—was, wie er sagte, bewies, daß er einen der primitiven Aspekte der menschlichen Rasse, den Hunger, unter Kontrolle hatte - und hübsch auf eine dunkle, fast furchtgebietende Weise. Zuweilen dachte Amanda bei sich, Taylor sähe ein bißchen wie die Fotografie eines hübschen Mannes aus, die zum Leben erwacht sei.
    Taylor wandte sich Amanda zu und inspizierte ihre Aufmachung. Er überzeugte sich, daß jedes Haar nach hinten gezogen,

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