Loderne Glut
geduckt; aber nicht rasch genug. Andrei hatte geglaubt, Hank wäre tot, hatte ihn in die Hütte geschleift, damit die Leiche nicht gleich entdeckt würde, und hatte ihn dann verlassen. Hank hatte geschlafen, bis Amanda vor der Hütte eintraf.
»Tut es sehr weh?« fragte Amanda und sah ihn prüfend an.
Es wurde ihm jedesmal ein bißchen übel, wenn sie den Blick von der Straße abwandte. »Nicht sosehr, wie mich der Tod schmerzen würde.«
Amanda glaubte noch zu hören, daß er murmelte: »Taylor hatte die richtige Idee, als er Frauen unter Verschluß hielt.« Also konnte sie gar nicht richtig gehört haben.
Sie hielten an, um zu tanken und belegte Brote und Kaffee zu besorgen, und dann waren sie schon wieder unterwegs. Sie erreichten die Caulden-Ranch erst, als die Sonne bereits wieder unterging.
Und da war schon alles vorbei.
Als Amanda in die Wirtschaftsstraße einbog, die am Lager der Pflücker vorbeiführte, konnten sie sehen, daß die meisten Arbeiter abgezogen waren. Hank war blaß und schwach, und Amanda wollte mit ihm zu einem Arzt fahren, aber er ließ das nicht zu. »Ich möchte mit deinem Vater sprechen«, sagte er. Amanda nickte, nahm seine Hand in die ihre, und sie begannen zum Haus zu gehen.
Joe sah sie, lief auf sie zu und berichtete, was geschehen war. Alles war binnen weniger Minuten abgelaufen. Whitey Graham hatte eine seiner Ansprachen gehalten, als zwei Wagen ins Lager fuhren - einer mit dem Sheriff, dem Bezirksstaatsanwalt und einem Hilfssheriff, der andere mit vier Hilfssheriffs. Der Bezirksanwalt appellierte an die Arbeiter, eine friedliche Regelung zu suchen, aber einer der Hilfssheriffs deutete auf Whitey und sagte, sie hätten einen Haftbefehl für ihn und würden ihn mitnehmen. Dann hatten sich die Hilfssheriffs einen Weg durch die Menge gebahnt.
Aber da passierte etwas - Joe wußte nicht genau, was. Später hatte ihm jemand erzählt, daß eine Bank, auf denen ein paar Männer standen, umgestürzt sei. Der Lärm und das Schreien der Männer reichten hin, um die Menge in eine tobende Meute zu verwandeln. Ein Hilfssheriff hatte mit einer Schrotflinte über die Köpfe der Menge hinweggefeuert, um sie zu beruhigen, doch der Knall hatte nur das Gegenteil bewirkt.
Drei Minuten später hatte sich die Menge wieder zurückgezogen, und auf dem Boden lagen der Sheriff, der Bezirksanwalt, ein Hilfssheriff und zwei Arbeiter, einer davon ein dreizehnjähriger Junge - alle tot.
Hank wurde noch ein bißchen blasser, als er diesen schrecklichen Bericht hörte. Amanda hielt seine Hand noch fester.
Hank ging in das Wohnhaus der Caulden-Ranch, ohne erst anzuklopfen, und weiter in die Bibliothek. Amanda blieb an seiner Seite. J. Harker saß an seinem Schreibtisch, und er sah so aus, als wäre überhaupt nichts geschehen.
»Kommen sie, um mir zu drohen?« fragte er und musterte den mit frischem Blut bedeckten Hank und Amanda, die in trotziger Haltung neben ihm stand. »So viel zu Ihrer Kampagne gegen die Gewalttätigkeit. Der Gouverneur hat die Staatsmiliz hierher in Marsch gesetzt. Sie wird auf Ihre Gewerkschaftsleute ohne Vorwarnung schießen. Sie haben verloren, Montgomery, Sie haben verloren.«
»Sie haben es zwar noch nicht begriffen, aber der Verlierer sind Sie. Sie hätten den Arbeitern nur eine angemessene Lohnerhöhung gewähren müssen - eine Ausgabe, die Ihnen nicht weh getan hätte -, und sie hätten das Massaker verhindern können. Doch nun wird die Welt von der Caulden-Ranch hören.«
»Sie wird erfahren, wie Ihre Gewerkschaftsleute den Bezirksanwalt und den Sheriff töteten«, warf J. Harker ein. »Das Land wird Ihre Gewerkschaft in Stücke reißen. Der Bezirksanwalt war ein beliebter Mann, und er hatte Frau und Kinder.«
»Die Zeitungen werden hauptsächlich über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die den Aufstand der Arbeiter ausgelöst haben, berichten, dafür werde ich persönlich sorgen. Ich werde in allen Einzelheiten beschreiben, welche Zustände hier herrschten und was Sie den Arbeitern zugemutet haben, bis es zu dieser Verzweiflungstat kam.«
»Ich werde ihm dabei helfen«, verkündete Amanda.
J. Harker schnaubte. »Du kannst auf dein Zimmer gehen. Ich werde jemanden suchen, der Taylor ersetzt.«
»Er hat dich ebenfalls verlassen?« fragte Amanda leise.
»Er ist mit dieser mittellosen Eiler-Schlampe durchgebrannt«, murmelte J. Harker. »Aber er kann ohne weiteres ersetzt werden.«
»Du hast erreicht, was du haben wolltest - du hast diese riesige Ranch ganz für
Weitere Kostenlose Bücher