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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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als Christbaum ist ja heute ganz aus der Mode gekommen, dabei hätte er weiß Gott genug davon!
    Natürlich war gerade auch die Roswitha einige Male ein bisserl sehr eingeschnappt in den letzten 35 Jahren, wenn er ihr auseinander gesetzt hat, dass ihm keine Silbertanne als Christbaum ins Haus kommt, weil er die Silbertanne als Christbaum meidet wie der Muselmane das Schwein. Und solange die Silbertannenmafia von der Katholischen Kirche im Verein mit den Bundesforsten das Christbaumgeschäft monopolartig beherrscht, hat er seine Schwester angeschrieen, wird er bis in die eingewachsenen Zehennägel hinein unversöhnlich bleiben. Was nämlich die Christbaumfrage betrifft, findet der Biermösel, ist die Trennung von Kirche und Staat noch immer nicht weit genug fortgeschritten.
    Jetzt aber, wo der Biermösel im Todeskampf liegt, gibt er mit der gewissen Rest-Einsicht gerne zu, dass es auch andere Gründe für seine fortschreitende Verarmung gibt. Dass er Zeit seines Lebens die feinen Rädchen der Weltwirtschaft nach Kräften am Laufen gehalten und das Meiste von seinem Geld für Schweinehälften, Bierfässer und Marillenschnäpse ausgegeben hat, wird auch eine Rolle gespielt haben, während er den Rest einfach verprasst hat, das gibt er ja auch gerne zu.
    Warum die Weltwirtschaft aber trotz all seiner Bemühungen im Argen liegt, das versteht er nicht. Er selbst und die Weltwirtschaft kommen aus ihrem tiefen schwarzen Loch einfach nicht mehr heraus, in das sie vor geraumer Zeit hineingefallen sind.
    Es ist jetzt aber nicht nur der beklagenswerte Zustand von seinem Konto, der den Biermösel so zittern und Blut schwitzen lässt wie den Todeskandidaten drüben in Kalifornien vor der schlechten Laune vom Schwarzenegger. Es sind auch und vor allem die Gedanken an den Schalterbeamten Kaltenböck Karli alias Jackpot Charlie, wie der Trottel sich selber nennt, Gedanken der Eifersucht, die den Biermösel niederdrücken.
    Warum, fragt er sich noch einmal bitter, hat der einen Ledermantel mit einem Pelzkragen dran, und warum er nicht? Wo hat denn der das Geld dafür her, ermittelt der Biermösel jetzt innerlich, wo doch jeder im Ort weiß, dass ihm die Schulden um die Ohren pfeifen, weil er ein lupenreiner Spielsüchtiger ist?
    Schwach ist der Biermösel, und immer noch schwächer wird er. Den Gefallen aber will er jetzt auch und gerade der Ackerbau- und Viehzuchtbank nicht tun, dass er ausgerechnet vor ihr sein schwaches Fleisch über seinen noch schwächeren Willen obsiegen lässt und vor ihrer prunkvollen Kathedrale des Bösen verendet wie ein von besoffenen Jägern angeschossenes Rotwild.
    Also weg von hier, ist sein Impuls, weg, weg, weg, bevor der Jackpot Charlie von der Punschhütte herübergetaumelt kommt und ihm die angedrohte Pfändung als eingeschriebenen Brief persönlich in die Hand drückt. „Ihr kriegt nichts von mir!“, ist dem Biermösel seine entschiedene Haltung zu seiner Hausbank, „weder den Auerhahn noch meinen Wetterfleck, weder mein Moped noch meinen Schnapskeller, also weg mit euch, weg, weg, weg!“ fantasiert sich der Biermösel jetzt das Näherkommen von den gierigen Blutsaugern zusammen, die nach ihm greifen wollen wie die Besoffenen nach dem Laternenmast. „Lasst mich in Ruhe mit euren Bausparverträgen und Umschuldungen und Finanzierungsplänen!“, schreit er in die finster Nacht hinein, und verzweifelt schlägt er um sich, bevor es dann endlich wirklich soweit ist und er sich einbildet, dass er die Stimme vom Herrn Jesus Christus selbst hört:
    „Scheiß dich nicht an, Biermösel, scheiß dich bitte nicht an“, sagt der zu ihm. „Steh lieber auf, schnapp deine Fips und hopp hopp, gemma gemma, was ist denn los mit dir, bist du denn überhaupt schon komplett metrosexuell?“
    „Sicher nicht!“, schreit der Biermösel verzweifelt und strampelt mit Händen und Füßen gegen die Mauer der Ackerbau- und Viehzuchtbank. „Ganz sicher nicht!“

Silbertannenwald
    Es war dann abernatürlich nicht der Herr Jesus Christus selbst, der den Biermösel der Metrosexualität geziehen hat, sondern der Fleischhauerschnupperlehrling Pepi auf dem Heimweg von der Arbeit, beide praktisch ohne jede Ähnlichkeit und sicher nicht miteinander zu vergleichen. Der eine ein Religionsstifter und von Grund auf friedlich, der andere ein tätowierter Rocker und Radaubruder. Aber selbst der tätowierteste Rocker tritt nicht auf einen Gendarmen ein, wenn er zuvor seine Wut über die schlechte Bezahlung als Schnupperlehrling an

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