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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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den Schweinen und Kühen ausgelassen hat und nach einem 20-Stunden-Tag rechtschaffen müde ist. Stattdessen hat der Pepi dem Biermösel sogar auf die Füße geholfen und ihn auf die Fips gesetzt, aber nicht ohne Hintergedanken, weil:
    „Das rechnest mir hoch an, wenn du mich das nächste Mal von der Zündapp herunterholst, weil ich mir den Auspuff aufgebohrt habe!“, hat er gesagt.
    „Wenn ich dich das nächste Mal von der Zündapp herunterhole, zeig ich dir meine Venen, du Rotzbub!“, hat der Biermösel zurück geschnauzt, und da ist der Pepi vor ihm auf die Knie gefallen und hat gebettelt:
    „Nicht die Venen, Biermösel, bitte nicht die Venen!“
    So ist es recht, hat sich der Biermösel gefreut, die schlichte Androhung der Pädagogik funktioniert also doch noch. Und dann hat er den Pepi mit einem Arschtritt nach Hause geschickt, ihn für dieses eine Mal lebend davonkommen lassen, in seinem Alter muss man nicht mehr überreagieren.
    Wenn der Biermösel dann seinen täglichen Kreuzweg im Ortsgebiet hinter sich gelassen hat, taucht er ein in die komplette Finsternis der voralpinen Winterlandschaft, und je weiter er sich vom Ortskern entfernt, desto kälter wird die Luft und desto höher türmen sich die gewaltigen Schneemassen entlang der Bundesstraße vor ihm auf. Statt der furchtbaren Einfamilienhäuser samt furchtbarer Weihnachtsbeleuchtung begleiten ihn dann immer dichtere Reihen von Baumriesen rechts und links der eisigen Straße, und sie wirken mit jedem Tag, an dem der Biermösel die gelben Tabletten vom Doktor Krisper schluckt, immer noch bedrohlicher und feindseliger.
    Der Biermösel schaltet dann sogar in die Zweite, wie er an der Abzweigung nach Goisern von der Bundesstraße abbiegt hinein in die lange Gerade im Silbertannenwald, die von den ganzen ortsbekannten Schnapsdrosseln und Sexsüchtigen als so genannter Schleichweg mißbraucht wird, auf dem sie von ihren Alkoholexzessen an der Punschhütte in Aussee hinüber zum Sexexzess im Puff von der gachblonden Discowirtin in Goisern schleichen, gerade vor Weihnachten sucht der besoffene Mann ja den Sexexzess verzweifelter als das Kleinkind die Liebe der Mutti. Manchmal sucht er ihn nach der Weihnachtsfeier bei seiner Sekretärin auf dem Firmenklo, meistens aber macht er es sich einfach und sucht ihn im Puff drüben bei der gachblonden Discowirtin, wo neuerdings die Preise purzeln, wie ihm der Grasmuck erzählt hat. Und wenn sich die Punschhüttensteher dort drüben schändlich befriedigt haben, dann geht es wieder retour zum häuslichen Unglück und husch husch und komplett besoffen hinein unter die Bettdecken von ihren verhaßten Gattinnen respektive aufs Schaffell von der Anni, wie das beim Jackpot Charlie der Fall ist, der einer der häufigsten Gäste im Silbertannenwald ist.
    Der rechte Straßenrand von der langen Gerade im Silbertannenwald ist in Fahrtrichtung Goisern hinüber zum Puff von der Discowirtin mit Sire-Irish-Moos-Flascherl und Viagra-Schachteln verseucht, mit dem sich die ganzen Experten einsprühen beziehungsweise in Form bringen wollen, bevor sie den verschwitzen Kontakt mit den leichten Damen suchen. Der linke Straßenrand und Weg zurück vom Puff zu den Filzpatschen ist mit Mundsprayflaschen und zusätzlich noch mit Blumenpapier verseucht, mit dem sich die Sünder zusprühen beziehungsweise den Ablass von der Mutti erwirken wollen, von den Tonnen Hundescheiße und Hundepisse will der Biermösel gar nicht reden, die die Straßenränder an der langen Gerade im Silbertannenwald zieren, am liebsten täte er die ganzen Hundsviecher alle miteinander über den Haufen schießen, wenn er mit der Fips wieder einmal auf einem schönen Hundstrümmerlhaufen seitlich wegrutscht und mit dem Schädel in einem weiteren sehr schönen Hundstrümmerlhaufen landet, das Land ist einfach so zugeschissen!
    Wenn der Biermösel mit sich selbst und der Welt unzufrieden ist, dann stellt er sich in die lange Gerade im Silbertannenwald und wartet. Gefühle, hat er oben in der Gendarmerieschule in Linz gelernt, haben zwar bei der Ausübung vom Beruf nichts verloren. Vor Weihnachten darf er sich aber wohl auch einmal Gefühle erlauben, und bis heute hat der Mensch kein besseres Gefühl erfunden als die nackte Freude über das Unglück der anderen. Richtig gefühlsselig wird er, wenn er daran denkt, wie viele Rauschige er schon aus dem Auto herausgeholt hat wegen ihrer geschätzten 4-6 Promille, was ein verlässlicher Durchschnittswert in dieser Gegend ist, und wie

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