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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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leider feststellen, dass weder in der noch in der dritten oder fünften noch irgendwelche Tabletten drinnen sind, weil er in den letzten schwierigen Tagen die ganze Jahresration schon aufgegessen hat, jedoch die Ration für das übernächste Jahr, na bumsti!
    „Ich geb dir die gelben, gelb wie die Sonne!“ hat der Doktor Krisper zu ihm gesagt und ihm die Wiederkehr der guten Laune versprochen, wie er im Spätherbst wegen der gewissen Niedergedrücktheit (wie wenn sich ein Gebirgszug auf ihn drauflegen und es sich schön langsam auf ihm gemütlich machen will!) und dem Loch im Schädel nach dem furchtbaren Kreuzigungserlebnis im Acker vom Brunner-Bauern bei ihm vorstellig geworden ist.
    Immer öfter spürt der Biermösel jetzt dieses gewisse Verlangen nach der reinen Chemie, das er früher nicht gespürt hat, weil ihm früher der doppelt gebrannte Marillenschnaps aus der Hexenküche vom Tötschinger genügt hat, wenn er schlecht gelaunt war, aber schön langsam will er von früher gar nicht mehr reden, so sehr hat er sich selbst zum Schlechteren verändert, dass er schon wieder eine Stimme hört:
    „Derrick, Derrick an Biermösel, hörst du denn die Alarmglocken nicht, die da schrillen, und auch nicht die ungezählten Alarmsirenen, die da losheulen, hast du denn was in den Ohrwascherln, du bist ja schon hochgradig süchtig!“
    Dazu vom Biermösel jetzt vielleicht nur so viel als Gruß nach München: „Was geht denn dich das an, was ich in den Ohrwascherln habe!“
    Der geht ihm vielleicht auf die Nerven mit seinen dauernden ungefragten Ratschlägen, ärgert sich der Biermösel über den alten Trottel aus dem Freitagskrimi, das kann er brauchen wie einen eingewachsenen Zehennagel, wenn sich einer nicht und nicht aus seinem Amt verabschieden mag und immer wieder bei der Tür hereinschaut wie die Maus aus dem Loch, auch dann noch, wenn er längst und offiziell von allen für überflüssig erklärt worden ist.
    Ganz anders, weil reibungslos, hat sich vor 25 Jahren der alte Biermösel verabschiedet, wie er an einem Donnerstag um Punkt 9 Uhr das letzte Mal den Dienst angetreten hat und um 9 Uhr 01 schon wieder bei der Tür draußen war, aber damals war auch das mit dem Übertritt in die Frühpension noch kein Problem.
    Der Alte hat einfach die Bleispritze aus seinem Halfter genommen und zusammen mit dem Sheriffstern an ihn übergeben, und dann ist er Fliegenfischen gegangen, wie das in der Pension am Anfang jeder tut, weil er glaubt, dass er dabei die ruhige Hand wieder findet, die ihm im Dienst abhanden gekommen ist.
    Allerdings war auch der alte Biermösel nie der Siddhartha. Das depperte Herumsitzen am Fluss unter einem Baum im Schatten war er einfach nicht gewöhnt. Also hat er bald aufs Fliegenfischen geschissen und sich noch am selben Tag ein kariertes Flanellhemd und ein paar feste Bergschuhe gekauft, dazu einen wirklich scharfen Tomahawk und eine Husqvarna plus ein paar Hektar Wald dazu mit tadellosem Rotbuchenholz drinnen, und dann hat er Rotbuchenholz geschlagen wie eine Maschine, Jahr und Tag, Tag und Nacht, Stunde um Stunde, ganze zehn Jahre lang hat man im ganzen Tal den alten Biermösel Rotbuchen umhacken gehört, tak tak tak, und hinter dem Auerhahn beim Schießstand hat er die Scheiter dann eigenhändig gestapelt, eins auf das andere, einen Stoß neben den anderen, den Nord- und Südturm, den Ost- und den Westturm, und seither haben sie wirklich mehr als genug Rotbuchenholz, muss er sagen, du liebe Güte, Rotbuchenholz haben sie wirklich mehr als genug.
    Ob er das Rotbuchenholz für die langen kalten Winter im Ausseerland zurechtschneidet, haben ihn dann einige vorwitzige Tratschweiber im Ort gefragt.
    „Nein“, hat er gesagt und sie mit dem gewissen Schaum vorm Mund angeschaut, „ich schneide das Holz für die Scheiterhaufen zurecht, auf denen ich euch Weiber alle miteinander verbrennen werde!“ Bald war er nämlich psychisch nicht mehr auf der Höhe und auf das andere Geschlecht gar nicht gut zu sprechen, weil ihm die alte Biermöselin davongelaufen ist, auch das Leben vom Alten war keine einzige Erfolgsstory, was das Glück mit den Damen anbelangt.
    Wahrscheinlich hätten sie heute noch viel mehr als genug Rotbuchenholz, wenn dem Alten dann nicht an dem einen sehr heißen Sommertag eine von vier Rotbuchen auf den Schädel gefallen wäre, die er immer gleichzeitig und reihum gekillt hat, da hat sich jeder was abschauen können. Wie der Biermösel dann den stark an der Kopfhaut blutenden Berserker

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