Loecher, noch und noecher
lässt ihn die Gästemeldungen nach weltweit agierenden, mutmaßlichen, von Interpol gesuchten Goldhaubendieben durchforsten. Der muss ja auch beschäftigt werden, bis er endlich im Puff von der Gachblonden andocken kann und dann nicht mehr heraus kommt, bevor er nicht die schlimmsten Tage des Jahres im Komplettdelirium weggespült hat, „du hast ja die Roswitha!“, schreit er dann immer, wenn er ihn fragt, warum er denn so was tut, „ich hab überhaupt niemanden!“
Aber da hat er vor allem keine Ahnung.
Einsam und immer einsamer, reißt der Biermösel das 23. Fenster am Adventkalender der Firma K. u. k. Schnapsbrennerei Tötschinger, Bad Ischl, auf, welcher auf seinem Musentempel hängt und hinter jedem Fensterl ein kleines Marillenschnapsflascherl für den gelungenen Tag als Überraschung bereit hält. Eine sehr schöne Geste vom Lieferanten, wie er findet, die Schnapswirtschaft unternimmt heutzutage wirklich schon sehr viel in Richtung Kundenbindung. Allerdings vermag auch der Tötschinger mit seinem 23. Flascherl im Adventkalender den Schmerz in seinem Zahn und den in seinem Herzen nicht zu lindern, also warum bis morgen warten?
Der Biermösel reißt das 24. Fenster auch gleich auf und säuft den Jackpot hinterher, eine wirklich einmalig geformte 4 cl-Flasche vom feinsten Brand, ein weiterer Gottesbeweis, danke. Aber dass er jetzt vom Schmerz geheilt wäre, das kann er dann auch nicht behaupten, also wo sind denn jetzt wieder die gelben Tabletten vom Doktor Krisper, „gelb wie die Sonne“ müssen sie sein!
Nachdem sich der Biermösel gestern Nacht aus der Kammer von seiner Schwester wieder bis vier Uhr Früh den komplett verweichlichten „Club Lagrima – Wo keine Träne ungeweint bleibt!“ mit dem Shubidu Jack als Spezial-Gast hat anhören müssen, war er nicht nur nahe am Durchdrehen. Er hat sich auch gefragt, ob die Roswitha ihr Herz vielleicht doch an den öligen Sangesbarden persönlich verloren hat, weil sie den in letzter Zeit dauernd hört und er ja morgen in Goisern drüben ein so genanntes Kommbackkonzert gibt, für das die eine oder andere Freikarte vom Schuster Ronnie und seinem Gastro- und Veranstaltungsimperium zu gewinnen war, wer weiß denn schon, wofür seine Schwester zum Griffel greift? Füllt sie Teilnahmekarten aus, die neuerdings massenweise ins Haus flattern, weil sie ihn treffen will.
Aber dann war ihm schnell klar, dass sich eine fette Schweinsbratenwirtin aus Aussee in keinen schwabbeligen Schmusesänger aus Deutschland verlieben kann, so was Blödes gibt es vielleicht in den grenzenlos depperten Nachmittagssendungen vom grenzenlos depperten Staatsfunk, nicht aber in der grenzenlos depperten Wirklichkeit. Also hat der Biermösel auch diesen Anfangsverdacht zu den Akten gelegt wie die geselchte Wurst in die Speisekammer. Und wenn er sich doch in seiner Schwester irren sollte und in ihrem Herzen ein Flämmchen der Leidenschaft lodert, das nicht er entfacht hat, dann hat er ja neuerdings immer die Doppelläufige in der Satteltasche von der Fips gebunkert, nebst allem anderen, das er in seiner Satteltasche gebunkert hat, und nur für den Fall, dass ein Eifersuchtsmord unumgänglich sein wird. Den Fettfleck schießt er nämlich noch aus 500 Meter locker von der Bühne im Bahnhofs-Restaurant in Goisern herunter wie das Hendl von der Stange, falls der wirklich in seinem Revier wildert und ihm die Roswitha abspenstig machen will.
Herrgott, die Roswitha!
Früher ist er beschwingt vom ausgiebigen Frühstück (harte Würste!) auf den Posten gekommen und hat sich für die anstrengende Fahrt hierher mit einer ersten ausgiebigen Jause und einem Flascherl vom Tötschinger belohnt, da war er ganz bei sich selbst, da ist er noch aufrecht in den Schuhen gestanden. Er war kräftig und wohlgenährt und hat zur Attacke geblasen, und ja, er ist auch vor harten Maßnahmen nicht zurückgeschreckt, wenn ihm ein Problem unter den Nägeln gebrannt hat. Dann ist er abwechselnd in das Kostüm vom King-Kong oder in das vom John Wayne gestiegen, jedenfalls hat immer jeder gewusst, wer der Chef im Ring ist. Und wenn sich ein paar unerledigte Fälle bis in den Winter hinein gestapelt und sich ihre Klärung unnötig in die Länge gezogen hat, wenn die Täter einfach nicht und nicht aus ihren Höhlen heraus gekommen sind, dann hat er alle, die er ins Visier genommen hat, in die aufgeräumte Wirtsstube vom Auerhahn bestellt und die Tür zugesperrt. Und sobald er den rechten Fuß auf einen Sessel gestellt und
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