Loecher, noch und noecher
auf Weihnachten. Er ist am glücklichsten, wenn er die Tabletten fressen kann!
Wie er endlich hinausgehen will, mit den Hosen oben und dem Kamin ungekehrt, kommt ihm der Doktor Krisper aber noch einmal nachgelaufen. Er gibt ihm die warme Hand, schaut ihm tief in die Augen und sagt:
„Falls wir uns nicht mehr sehen, Biermösel: Frohe Weihnachten.“
„Dazu von mir vielleicht nur zwei Worte“, sagt der Biermösel: „Dir auch.“
Und weg ist er, hinaus bei der Tür wie der Weihnachtsmann durch den Kamin, hinaus in den Schnee, der schon wieder einen Meter höher liegt als noch vor gut einer halben Stunde.
Einlauf
Jetzt, wo der Konzernlenker dem Siechenheimgärtner Georgij aus Berg-Karabach, den er schon von der Konzernzentrale in Deutschland aus über eine heimische Arbeitssklaven-Vermittlungsagentur als Chauffeur für die konzerneigene Limousine organisiert hat (wer einen Rasenmäher lenken kann, kann auch eine Limousine lenken, war seine dazupassende grandiose Management-Idee) gesagt hat, dass er die Konzernlimousine in die Garage stellen und sich bis übermorgen frei nehmen soll, jetzt wo er die Ölheizung auf „Äquator“ gedreht und sich auf dem Tigerfellbezugbett im Schlafzimmer der neu erworbenen Flachdachneubauvilla aufgebockt hat und auf die Franzi Kubelik wartet, jetzt hat er sogar noch einen kleinen Zeitpuffer, und die kleinen Zeitpuffer vertreibt er sich am liebsten mit analytischer und kühler Denke, nichts ist für einen Konzernlenker wichtiger als analytische und kühle Denke, erster Lehrsatz der Economic school of Monty Burns: Denk immer analytisch und kühl!
Hm, na dann Weihnachten also, denkt er. Was sagt mir Weihnachten (seit mich Mutti auf meinem Schaukelpferdchen in ihrem Unterwäscheschrank überrascht hat)? Nehmen wir zum Beispiel die Umsatzentwicklung jeweils zu Weihnachten, und rechnen wir das noch einmal durch: Weihnachten + Punschstände im ganzen Land + Selbsthass der völlig überschuldeten Arbeitnehmer + Verwandtenbesuche ohne innere Überzeugung in Verbindung mit abermals hohem Alkoholkonsum + schlechte Straßenverhältnisse, weil die von der Globalisierung hergetriebenen Regierungen an allem sparen muß, auch an der Straßenbeleuchtung = extrem gute Umsatzentwicklung für den Konzern und auch für die konzerneigene Bank, weil die Unfallhäufigkeit enorm hoch ist, also Weihnachten = sehr gut. Wenn dann die Karre nämlich an irgendeinem Baum hängt, müssen sich die kleinen Lohntierchen mit dem wenigen verbliebenen Weihnachtsgeld („runter mit den Lohnkosten, Gerd!“ hat er dem Gerd immer geraten) und einem weiteren, einem allerletzen Kredit doch wieder einen neuen Wagen kaufen, weil sie sonst überhaupt nicht zu ihren hunderte Kilometer vom Wohnort entfernt gelegenen Billigjobs kommen würden, also ein dreifach Hoch auf Weihnachten, Hipp Hipp Hurra!
Oder nehmen wir Weihnachten und betrachten das weltumspannende Festchen in Hinblick auf die Marke, auf die Brand, überlegt der Konzernlenker weiter analytisch und kühl und streichelt das Köpfchen seines Schaukelpferdchens, das er zu sich ins Bettchen gelegt hat. Nehmen wir weiters die ausgefeilte Marken-Politik und das Merchandising der für Weihnachten verantwortlichen Katholen, und schon können selbst wir Spitzenmanager noch was von den Pfaffen lernen. Was nämlich Markenpflege und Markenbewusstsein anbelangt, sind die Rosenkranzbeter unschlagbar, man denke nur: „Jesus“. Das ist ja bis heute als Brand und als Marketinggag unerreicht! Was denen da eingefallen ist, Hut ab! Noch im Sommer hat er versucht, den Oberpfaffen in Rom für ein paar dutzend Millionen Euro Schwarzgeld die Markenrechte an „JESUS“ für den im Frühjahr auszuliefernden gelbgrünen Retro-Hippie-Flitzer mit extrem kühlen Seitenstreifen und einer Lange-Zottel-Lackierung an der Motorhaube abzuluchsen, weil die Rakete dann ihren Weg zu den kleinen auszuquetschenden Kunden alleine gefunden hätte, ganz ohne beschissenes GPS.
Aber der Finanz-Oberpfaffe wollte ein paar dutzend Milliarden dafür haben, also blieben letztlich nur „Mao“ und „Fidel“ übrig, an deren Rechte er billiger gekommen wäre, aber nenn deinen Hippie-Sportflitzer „MAO“ und die kleinbürgerliche Familienlimousine „FIDEL“, schon hast du zwei Ladenhüter fabriziert und wirst bei der nächsten Aktionärsversammlung geteert und gefedert und dann vielleicht sogar entlassen!
Hm, denkt der Konzernlenker weiter analytisch, als ihm die lange Zeit des Wartens schon ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher